Witten. Alles wird teurer, nur das Parkticket nicht. Unzeitgemäß, so die Piraten. Als erstes soll das Weihnachtsparken in Witten abgeschafft werden.
Ist das Parken in der Wittener Innenstadt viel zu billig? Das findet zumindest die Partei Die Piraten. Tatsächlich wurden die Parkgebühren seit der Einführung der Parkautomaten in Witten 1992 noch nie erhöht, und das trotz der finanziellen Probleme der Stadt. Die Ratsfraktion rechnet vor: Im gleichen Zeitraum betrug die Inflationsrate etwa 70 Prozent, so dass sich die Gebühren real fast halbiert haben.
Nach einer Auflistung der Piratenfraktion seien der Stadt allein durch die versäumte Inflationsanpassung seit 1992 mehr als 10 Millionen Euro Einnahmen entgangen. „Während unsere Schulen und Straßen vergammelten, zu wenig für die Attraktivität der Innenstadt getan wurde, immer mehr Spielplätze abgebaut wurden und ein fahrradfreundliches Witten in weiter Ferne blieb, wurde zugleich die Nutzung eines klima- und umweltschädlichen Verkehrsmittels immer günstiger gemacht“, so Stefan Borggraefe, Fraktionsvorsitzender der Piraten.
Ein Euro kostet das Parken pro angefangene Stunde
1020 Stellplätze an Straßen und Parkplätzen in Witten werden von der Stadt über Parkautomaten bewirtschaftet, teilweise sind sie für Anwohner frei nutzbar. Sie kosten unterschiedlich: Die Parkplätze an der Gedächtniskirche oder an der Wideystraße kosten 1 Euro pro angefangene Stunde (zwischen 8 und 18 Uhr). Auf manchen Parkplätzen, wie am Mondo, gibt es sogar ein Tagesticket für 2 Euro.
1.023.437 Euro, so steht es im städtischen Haushalt, werden mit den Automaten jährlich erwirtschaftet. An vier Wochen im Jahr müssen die Automaten zeitweise nicht mit Münzen gefüttert werden. Das „Weihnachtsparken“ soll Kunden und Weihnachtsmarktbesucher in die City locken. Die Stadtverwaltung schätzt, dass dies 40.000 Euro an Einnahmeausfällen ausmacht.
Argument: Auch Bus- und Bahntickets werden teurer
Für die Piraten wäre eine Abschaffung des Weihnachtsparkens ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Während ÖPNV-Tickets stetig teurer werden, leistet sich die arme Stadt Witten jährlich dieses Geschenk an den motorisierten Individualverkehr“, heißt es in einer Mitteilung. „Die privatwirtschaftlich betriebenen Parkhäuser können sich nicht an dem städtischen Weihnachtsgeschenk beteiligen und stehen dann erst recht leer.“ Das Weihnachtsparken sei nicht mehr zeitgemäß und laufe den Zielen einer nachhaltigen Mobilitätspolitik in Witten zuwider. Über einen entsprechenden Antrag wird der Verkehrs-Ausschuss am Donnerstag (5. Mai) diskutieren.
Langfristig sei aber eine angemessene Anpassung der Parkgebühren vonnöten. „Wir sollten unseren wertvollen öffentlichen Raum nicht weiter verramschen und stattdessen für mehr Leben und weniger Blech in der Innenstadt sorgen“, so Ratsmitglied Elaine Bach.
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