Witten. Reisepass abgelaufen? Es ist zurzeit schwierig, einen Termin im Wittener Bürgerbüro zu ergattern. Woran liegt es? Wir haben nachgefragt.

Christian Blech ist sauer. Seit Wochen versucht er, einen Termin bei der Bürgerberatung zu bekommen, weil er für seine Tochter einen neuen Kinderreisepass braucht. „Aber es gibt einfach keine Termine“, sagt er. Zigmal habe er versucht, online einen Termin zu ergattern. Aber vergeblich. Am Telefon sei er abgewimmelt worden. „Wie ein lästiger Bittsteller“, schimpft er. Unmöglich sei dieser Zustand – und für ihn völlig unerklärlich im digitalen Zeitalter.

Der 56-Jährige ist mit seinem Ärger nicht allein. Auch im Netz klagen immer wieder Wittener über ausgebuchte Termine, wochenlange Wartezeiten und darüber, dass das Bürgerbüro telefonisch nicht zu erreichen ist. Ist das noch eine Folge des Hackerangriffs? Jein. Noch immer funktioniere die Technik zwar nicht wie vor dem Hackerangriff, so Jörg Schäfer von der Pressestelle. Aber auch wenn es ab und an noch Schwierigkeiten mit der Telefonanlage gebe, sei die Bürgerberatung wieder online, per Telefon und per Mail erreichbar.

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Mehr als 200 Termine in Witten pro Tag

Und sie habe eine Menge zu tun: Vom 1. Januar bis zum 15. April 2022 seien 3600 Anträge für Personalausweise und 1500 Anträge für Reisepässe bearbeitet worden, teilt die Stadt mit. Im gleichen Zeitraum 2019, also vor Corona, waren es 3500 Ausweise und 1500 Pässe. „Wir bewegen uns hier also wieder auf dem Niveau vor Corona“, so Schäfer. Täglich würden dabei zwischen 200 und 250 Termine vergeben. „Die Zahl der tatsächlichen Anliegen, die wir bearbeiten, ist aber immer noch etwas höher.“

Mehr als 200 Termine werden im Wittener Bürgerbüro im sanierten Südflügel des Rathauses pro Tag vergeben.
Mehr als 200 Termine werden im Wittener Bürgerbüro im sanierten Südflügel des Rathauses pro Tag vergeben. © FFS | Juergen Theobald

Den Mitarbeitenden sei bewusst, „dass es hier und da noch etwas hakt“, betont Schäfer. „Das tut uns leid.“ Bürger, die vergeblich nach einem Termin suchen, bitte er um Entschuldigung und darum, es noch einmal auf einem anderen Weg zu versuchen. Der Pressesprecher rät allen Wittenerinnen und Wittenern, die einen Termin brauchen, es zum Beispiel früh am Morgen – schon etwa ab 7 Uhr – zu versuchen. „Wir schalten morgens neue, kurzfristige Termine frei.“ Mit etwas Glück gebe es dann sogar Termine noch für den gleichen Tag.

Termine werden acht Wochen im Voraus freigeschaltet

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Aktuell würden Termine acht Wochen im Voraus freigeschaltet. Alle, die es besonders eilig haben, sollten sich per Mail an die Stadt wenden, rät Schäfer. „Für Personen, die die Dringlichkeit ihres Anliegens belegen können, finden wir in der Regel auch einen rechtzeitigen Termin.“

Eine Herausforderung für die Bürgerberatung sei aber die Welle der Anträge, die jetzt aufs Rathaus zurollt. Angesichts der zunehmenden Reisemöglichkeiten würden nun mehr Menschen merken, dass ihre Papiere abgelaufen sind. „Im eigenen Interesse sollten die Wittener schnell kontrollieren, ob ihr Pass noch gültig ist oder sie einen neuen brauchen – auch wenn der Urlaub in den Sommerferien und damit vermeintlich weit weg ist“, rät Schäfer. Besonders wichtig sei das für Kinder-Reisepässe. Weil die inzwischen nur noch ein Jahr gültig sind, sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon wieder ablaufen, sehr hoch.

Stadt bittet um Absagen, falls ein Termin nicht wahrgenommen werden kann

Ein Ärgernis für das Bürgerbüro sind weiterhin die Termine, die einfach verfallen. Mehrmals am Tag tauchten Bürger einfach nicht auf, selbst wenn das Anliegen angeblich sogar dringend war, so die Pressestelle – und das, obwohl mit einer automatischen Mail zwei Tage vorab noch einmal an den Termin erinnert werde.

So erreicht man die Stadt

Im März musste die Telefonzentrale im Rathaus wegen Personalknappheit zeitweise unbesetzt bleiben. Inzwischen ist die Stadt aber wieder telefonisch zu erreichen und es können auch Termine telefonisch ausgemacht werden: 02302 581 1234.

Das Service-Portal der Stadt ist online unter witten.de/rathaus-service/terminvergabe zu erreichen.

In dringenden Fällen sollten sich Bürgerinnen und Bürger per Mail melden:

Jörg Schäfer bittet daher ausdrücklich auch, abzusagen, wenn man einen Termin nicht wahrnehmen kann – auch wenn es ganz kurzfristig ist. „Uns helfen selbst kurzfristige Absagen, denn die Termine können wir ja wieder freischalten.“ Einfach nicht zu kommen sei hingegen rücksichtslos. „Denn über diesen freien Termin hätte sich eine andere Person womöglich riesig gefreut.“

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Christian Blech zum Beispiel. Doch inzwischen hat der 56-Jährige auch einen Termin bekommen – nachdem er sich per Mail beschwert hatte.