Witten. Vieles läuft schon gut im schönen, neuen Bürgerbüro in Witten – aber noch nicht alles. Die Folgen des Hackerangriffs sind immer noch zu spüren.
Es könnte alles so schön sein. Einen Monat nach dem Umzug der Bürgerberatung sollte im sanierten Südflügel des Rathauses eigentlich alles längst eingespielt sein und rund laufen. Doch die modernen Bildschirme bleiben leer und am schicken Empfang werden die Namen der Besucherinnen und Besucher noch von Hand auf Listen notiert. Denn die Folgen des Hackerangriffs vom 17. Oktober auf die Stadtverwaltung sind im Bürgerbüro noch immer nicht überwunden.
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„Wenn alles endlich läuft, wird es hier toll sein“, sagt Amtsleiterin Daniela Borsch. Architektonisch sei die neue Bürgerberatung gelungen, an Akustik und Atmosphäre gebe es nichts zu meckern. Borsch freut sich über den vergrößerten Empfangsbereich mit nun vier Arbeitsplätzen und die neun würfelförmigen Beratungszimmer – die sogenannten Cubes. Dort können die Beschäftigten die Bürgerinnen und Bürger empfangen. „Der Datenschutz ist dadurch jetzt besser gewährleistet als drüben im alten Flügel“, sagt die Leiterin. Stellwände sorgten für die nötige Abgeschiedenheit und Privatsphäre der Besucher.
Mitarbeiterin im Wittener Rathaus lobt die neuen Beratungsräume
Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bürgerberatung haben die neuen Arbeitsplätze Vorteile. Denn nach vorn, auf der Bürger-Seite, sind die Cubes zwar getrennt, innen sitzen die Kollegen aber praktisch nebeneinander. „Wir können uns jetzt besser rasch austauschen, wenn es Fragen gibt“, sagt Mitarbeiterin Nicole Nagel.
Künftig wird sie nur noch einen Knopf drücken müssen, um den nächsten Kunden aufzurufen. Geplant ist, dass Menschen, die einen Termin im Rathaus haben, mit QR-Code oder einer Nummer an einem Service-Terminal am Eingang einchecken und dann digital aufgerufen werden. Die großen Bildschirme dafür stehen schon bereit, nicht nur im neuen Bürgerbüro, sondern auch in den anderen Wartebereichen im Rathaus.
Internet-Verbindung nach außen funktioniert noch immer nicht
Doch noch bleiben diese Monitore leer. Denn alles steht und fällt mit der Online-Terminvergabe – und die läuft eben noch nicht. „Das Problem ist weiterhin die fehlende Internet-Verbindung nach außen. Das erschwert unsere Arbeit enorm“, erklärt Borsch. Zwar könnten inzwischen fast alle anfallenden Aufgaben intern auch am Computer wieder erledigt werden – es hakt nur noch beim Sperrmüll und bei den Fundsachen –, und auch Termine würden wieder vergeben. Aber eben nur per Telefon oder Mail.
Das führt zu vielen Problemen und Unmut bei den Bürgern. „Die Menschen brauchen viel Geduld, um am Telefon zu uns durchzukommen“, weiß die Amtsleiterin. Dies vermittele den Eindruck, die Bürgerberatung sei nicht zu erreichen. „Aber das stimmt nicht. Wir werden nur der schieren Masse der Anfragen derzeit nicht Herr.“
Öffnungszeiten zwischen den Jahren
Die Stadtverwaltung ist ab Heiligabend und zwischen den Feiertagen geschlossen. Ab Montag, 3. Januar, gelten wieder die normalen Öffnungszeiten.
Friedhofsverwaltung und Standesamt bieten aber Notdienste für Sterbefälle an:· Der Notdienst der Friedhofsverwaltung ist in diesem Jahr vom 27. bis zum 30. Dezember von 8 bis 12 Uhr nur telefonisch zu erreichen: 02302 / 581-3513.· Das Standesamt leistet seinen Notdienst am 28. und 30.12. von 8 Uhr bis 12 Uhr im Rathaus.
Wichtige Unterlagen, die in den Briefkasten am Eingang zum Südflügel geworfen werden, werden noch bis einschließlich 23.12. reingeholt. Die nächste Leerung des Briefkastens erfolgt dann wieder am 3. Januar.
Anfragen werden nach zwei bis drei Tagen beantwortet
Auch bei Terminwünschen per Mail bittet Daniela Borsch um Geduld. Zwei bis drei Werktage dauere es momentan, bis eine Anfrage beantwortet werden könne. „Wir bekommen bei der Bearbeitung der Mails schon Unterstützung aus anderen Ämtern“, so die 50-Jährige. „Das finde ich total klasse.“ Wer einen Ausweis braucht oder sich ummelden will, könne derzeit auf einen Termin in der zweiten Januarwoche hoffen. Anderes, wie die Ausstellung eines Führungszeugnisses etwa, gehe noch kurzfristiger. „Je flexibler die Menschen bei den Terminwünschen sind, desto schneller können wir einen anbieten.“
Trotz aller Probleme: Die Amtsleiterin ist froh, dass überhaupt schon wieder so viel in der Bürgerberatung funktioniert. „Schließlich sind wir ja nicht das einzige Amt, das vom Hackerangriff im Oktober massiv betroffen war.“ Keiner hätte sich träumen lassen, dass es so lange dauert, bis die Systeme wieder laufen. Ihre Mitarbeiterin Nicole Nagel bleibt positiv. „Jeden Tag geht wieder ein bisschen mehr – und die allermeisten Kunden haben auch Verständnis für die Situation.“
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So wie Sarah Bagleo, die sich kurz vor Weihnachten noch ummelden musste. Sie habe rasch einen Termin bekommen, sagt sie. Die paar Minuten Wartezeit, bis sie dran ist, erträgt sie gelassen auf den Sitzstufen in der neuen Halle. „Das ist doch wirklich toll geworden – und sehr schön hell.“