Witten. Zuvor ungelernt oder Quereinsteiger, nun Verfahrenstechnologe. Mitarbeiter der DEW in Witten haben die Schulbank gedrückt – und es nicht bereut.

Immer wieder haben die Beschäftigten der Deutschen Edelstahlwerke in Witten in den vergangenen Jahren um ihre Arbeitsplätze gebangt. Die Corona-Pandemie hatte den schon zuvor angeschlagenen Stahl-Konzern noch mehr ins Wanken gebracht. „2020 waren wirklich viele Arbeitsplätze vom Abbau bedroht“, sagt deshalb auch Sabine Jendro von der Arbeitsagentur in Hagen. 23 Mitarbeiter begannen just in dieser unsicheren Zeit – oder gerade wegen ihr – ein interne Umschulung.

16 Monate lang ließen sich die Mitarbeiter, darunter acht vom Standort Witten, zum Verfahrenstechnologen weiterbilden. Dabei handele es sich um Kollegen, die zuvor angelernte Tätigkeiten im Werk ausführten, sagt Heiko Platzhoff, Ausbildungsleiter der Karrierewerkstatt von DEW. Es gebe im Werk einige Quereinsteiger, erzählt der 49-Jährige. Etwa Bäcker. Viele von ihnen seien schon über zehn Jahre bei den Edelstahlwerken.

Diese Mitarbeiter der Edelstahlwerke in Witten haben erfolgreich ihre Prüfung zum Verfahrenstechnologen abgeschlossen. Auch Kollegen von anderen Standorten nahmen an dem von der Bundesagentur für Arbeit geförderten Programm teil.
Diese Mitarbeiter der Edelstahlwerke in Witten haben erfolgreich ihre Prüfung zum Verfahrenstechnologen abgeschlossen. Auch Kollegen von anderen Standorten nahmen an dem von der Bundesagentur für Arbeit geförderten Programm teil. © DEW

Umschulung für ungelernte Arbeiter

Ermöglicht wurde die Umschulung durch eine Förderung der Agentur für Arbeit nach dem Qualifizierungschancengesetz. In Frage kommen für eine solche Maßnahme entweder ungelernte Arbeiter oder solche, die eigentlich eine andere Ausbildung abgeschlossen haben, aber seit mindestens vier Jahren nicht mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiten, erklärt Sabine Jendro. Die Bundesagentur bezahlt für die Zeit der Weiterbildung das Gehalt der Angestellten. Bei erfolgreichem Abschluss winkt zudem eine Prämie.

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Dennoch habe man „kräftig die Werbetrommel rühren müssen“, erinnert sich Ausbilder Platzhoff. Das liege an einer inneren Hemmung davor, wieder die „Schulbank“ drücken zu müssen, an Versagensängsten, weiß Jendro auch von anderen Unternehmen zu berichten. Viele wüssten auch nichts von der Möglichkeit, sich im eigenen Unternehmen umschulen zu lassen. Dabei seien die Optionen vielfältig. Und egal wie es mit dem eigenen Arbeitsplatz im Anschluss weitergehe, habe man so oder so bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Durch Umschulung Arbeitsplätze gesichert

Die 23 bei DEW weitergebildeten Mitarbeiter hätten durch die Umschulung nicht nur ihre Arbeitsplätze erhalten und gesichert, sondern auch die entscheidende Grundlage für einen Aufstieg geschaffen, so die Einschätzung der Arbeitsagentur. Zumindest werden sie, wenn wieder ein Abbau von Arbeitsplätzen drohen sollte, in der nächsten Runde bessere Karten haben.

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Mit dem Ende 2020 abgeschlossenen Restrukturierungstarifvertrag wurde der Abbau von bis zu 400 Stellen an den verschiedenen Standorten der DEW (neben Witten sind das Hagen, Siegen, Krefeld und Hattingen) bestätigt, der im Rahmen eines Sozialplans erfolgen sollte. So sind etwa bei Altersaustritten Stellen nicht nachbesetzt worden, sagt Ausbildungsleiter Platzhoff.

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Der schrittweise Abbau von Stellen laufe auch noch – eigentlich. Denn er sei durch volle Auftragsbücher gestoppt worden. Sogar neue Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen mussten hinzugewonnen werden, um die bestellten Mengen liefern zu können. Doch der Ukraine-Krieg und ein drohendes Gas-Embargo sei nun „der nächste Schlag“, so Platzhoff. Denn auch die Edelstahlwerke sind wie viele Industrieunternehmen auf den fossilen Brennstoff angewiesen.

>>> Arbeitsagentur berät und unterstützt <<<

Unternehmen, die Interesse daran haben, ihre Mitarbeiter umzuschulen, können sich an die Arbeitsagentur wenden: per Mail anoder telefonisch unter 02324-923234.