Witten. Durch Witten-Heven fließen Bäche, die bei Starkregen zu reißenden Fluten werden. Wie lässt sich der Stadtteil besser vor Hochwasser schützen?
Auch Witten ist längst vom Klimawandel betroffen. Unvergessen die Jahrhundertflut, die uns Tief „Bernd“ im Juli beschert hat. Um die Stadt künftig besser vor Überschwemmungen zu schützen, hat die Verwaltung mit der Bochumer Agentur „K.Plan“ ein Klimaschutz-Konzept erarbeitet. Während die Innenstadt im Sommer vor allem von extremer Hitze geplagt wird, liegt das Hauptaugenmerk in Heven und Crengeldanz bei Überschwemmungen Darum ging es jetzt in einem weiteren Online-Workshop für Anwohner mit Stadtplanerin Monika Steinrücke.
An der Bochumer Straße wurde seinerzeit zum Beispiel die Ruhrbühne geflutet. Das Haus stand knietief unter Wasser stand. Bei einer Teilnehmerin des Klima-Workshops, die in der Sprockhöveler Straße lebt, stand das Wasser bis zu 1,65 Meter hoch. „Ich merke die Auswirkungen bis heute“, sagt sie. So so seien etwa ihre Türen alle vom Wasser aufgequollen.
Entwässerung Stadt Witten will mehr Regenrückhaltebecken bauen
Die Starkregen-Gefahrenkarte der Stadt Witten zeigt, welche Häuser besonders gefährdet sind. Vor allem in der Nähe von Bächen wird es bei Starkregen gefährlich, wenn diese zu reißenden Flüssen werden. Deswegen kündigt Rainer Gerlach von der Entwässerung Stadt Witten (ESW) umfassende Maßnahmen an. „Wir wollen noch mehr Regenrückhaltebecken installieren, damit das Wasser bei Starkregen besser ablaufen kann“, erklärte Gerlach. Auch neue Bachverrohrungen soll es geben.
Im Bereich Hevener Mark waren die Überschwemmungen besonders heftig. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau eines Regenrückhaltebecken begonnen werden. „Außerdem wollen wir Hauseigentümer dabei unterstützen, Regenversickerungssysteme auf dem eigenen Grundstück anzubringen“, so Gerlach.
Diese Versickerungsanlagen können in Form von Schächten, Boxen oder Tanks unterirdisch eingebaut werden. Um Anlieger bei eigenen Vorhaben zu unterstützen, hat die Stadt seit Juli 2021 mit Tobias Wanders einen Starkregen-Risikomanager. „Ich komme vorbei und schaue gemeinsam mit den Eigentümern, wie sie sich auf dem eigenen Grundstück in Zukunft besser schützen können“, sagte Wanders.
Stadtplanerin Monika Steinrücke erklärte, die meisten Städte seien so versiegelt, dass Regenwasser kaum versickern könne. „Die Kanalisation schafft das bei Starkregen gar nicht. Das Wasser fließt oberflächlich ab und verursacht hohe Schäden“, so die Expertin.
Moderne Stadtplanung setzt auf das Prinzip „Schwammstadt“
Die moderne Stadtplanung denkt heute über sogenannte „Schwammstädte“ nach. Meint: Eine Stadt müsse funktionieren wie ein Schwamm, so Steinrücke. Witten sollte bei Starkregen also möglichst viel Wasser aufsaugen können und in Hitzeperioden in der Lage sein, das gespeicherte Wasser wieder abzugeben. Deswegen sollten in Zukunft möglichst alle neu gepflanzten Bäume sogenannte Baumrigole bekommen. Dies sind unterirdische Vorratsräume unter dem Wurzelwerk. Einerseits dienen sie als zusätzliche Speicherräume für Niederschlagswasser. Andererseits ist der Baum bei Hitzeperioden ausreichend versorgt.
Kanäle werden vergrößert
Witten hat 12.000 Gullys. Diese werden ein- bis zweimal im Jahr gereinigt. „Bei den Überflutungen im Juli waren die nicht sauber“, sagte eine Teilnehmerin des Workshops. Rainer Gerlach von der ESW erklärte, wo das Problem lag: „Die Gullys waren gereinigt, doch sie wurden durch angeschwemmtes Laub verstopft.“
Das Wittener Kanalsystem sei überhaupt nicht für große Starkregenereignisse ausgelegt. Deswegen werden einige Kanäle jetzt vergrößert - etwa an der Herbeder Straße. Unwetter-Ereignissen wie im Juli 2021 wird aber auch der neue Kanal nicht standhalten können.
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hofft, dass das Klimaschutz-Teilkonzept, das Monika Steinrücke und „K.Plan“ mit der Stadt Witten entwickeln, im Juni beschlossen werden kann. „Das Konzept sehen wir dann auch für alle zukünftigen Planungen als Grundlage“, so der Beigeordnte. Denn Fakt ist: Witten muss sich noch mehr anpassen, um in Zukunft gegen Starkregen, aber auch Hitze gewappnet zu sein.