Witten. Seit Sonntag können sich Wittener mit Nuvaxovid impfen lassen. Doch eine erste Bilanz fällt ernüchternd aus. Kaum jemand möchte einen Termin.

Über ein Jahr, nachdem die Impfkampagne gegen das Coronavirus gestartet ist, können sich nun auch in Witten und im EN-Kreis Menschen mit dem Mittel des Herstellers Novavax immunisieren lassen – dem ersten in der EU zugelassenen proteinbasierten Corona-Impfstoff. Doch der Start verläuft durchweg holprig.

Denn nur wenige Menschen scheinen bislang Interesse an der Impfung zu haben. „Die Terminvergabe läuft sehr schleppend“, sagt Lisa Radtke, Sprecherin des Kreises. Die Nachfrage bleibe deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ein Blick ins Terminportal des Kreises am Sonntagmittag zeigt zahllose freie Impftermine in den kommenden Tagen.

Nur 27 Terminbuchungen am ersten Impf-Tag mit Novavax

Nur 27 Buchungen habe es für den ersten Impf-Tag mit Nuvaxovid, wie das Mittel von Novavax heißt, gegeben. Und selbst von diesen wenigen Impfwilligen hätte das Team der Impfstelle in Ennepetal einige wieder nach Hause schicken müssen. „Denn die Menschen wollten sich ihre Dritt- oder sogar Viertimpfung abholen“, sagt Radtke. Doch Kreuzimpfungen von Novavax und den MRNA- oder Vektor-Impfstoffen seien nicht möglich.

Landrat Olaf Schade hatte am Freitag noch auf rege Nachfrage gesetzt. Denn wer sich bei den bisherigen Impfstoffen unsicher gewesen sei, könne nun den vielfach gewünschten Proteinimpfstoff nutzen, so seine Hoffnung. Deutlich abgeklärter sah das schon zu diesem Zeitpunkt Dr. Christian Füllers, Leiter der koordinierenden Impfeinheit des Kreises. „Die Menschen hatten ein Jahr lang die Chance sich impfen zu lassen. Wer jetzt noch auf einen Impfstoff wartet, der hat was nicht verstanden“, sagt der Mediziner.

Mediziner erwarten insgesamt nur geringe Nachfrage nach Nuvaxovid

Auch deshalb rechnet Füllers nicht mit einem Anstieg der Impfquote im Kreis durch den Einsatz des neuen Vakzins. Gut 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheits- und Pflegeberufen seien bereits vollständig geimpft. „Und dann gibt es eben die Impfgegner. Von denen werden Sie nie alle erreichen.“

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Bislang gibt es Nuvaxovid ausschließlich in der Impfstelle in Ennepetal. Das Land hat zudem die Verteilung des Impfstoffes priorisiert. Demnach gehen 75 Prozent an Personen, die ab dem 16. März einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht unterliegen, 20 Prozent an Menschen, die eine nachgewiesene Unverträglichkeit auf mRNA-Impfstoffe haben und lediglich fünf Prozent an die Allgemeinbevölkerung.

Ärztesprecher: Affront gegenüber den niedergelassenen Ärzten

Wittens Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen kritisiert die Verteilung des Impfstoffes scharf: „Es ist ein Affront gegenüber den niedergelassenen Ärzten, dass wieder zuerst die Impfzentren vor den eigentlich Zuständigen, den Primärversorgern bedacht werden.“ Es sei unnötig, das Vorgehen so zu verkomplizieren.

Denn auch der Allgemeinmediziner rechnet nicht mit einem Run auf das Mittel von Novavax. Und diese wenigen Impfungen hätten die Haus- und Fachärzte problemlos selbst an den Mann und die Frau bringen können. Hinzu kommt: „Es geht ja jetzt um die, die dem Impfen sehr skeptisch gegenüber stehen. Diese Leute dann noch von Witten nach Ennepetal zu schicken, halte ich für ein Hindernis.“ Viel eher würden sich impfskeptische Menschen in einer vertrauten Praxis den Piks setzen lassen. Er selbst erwartet die erste Lieferung Novavax nun Anfang April.