Witten. Die Ruhr in Witten erhält mehr Platz und Raum. Der Umbau dient dem Natur- und dem Hochwasserschutz. Was aber aktuell die Arbeiten erschwert.

Die Ruhr soll wieder mehr Platz bekommen und sich in ihrem natürlichen Bett ausbreiten dürfen. Dazu wird das Ufer umgebaut, alte Auen zu neuem Leben erweckt. Mit etwas Verspätung erfolgte jetzt der Start für ein neues Kapitel des Großprojektes, das das Vorhaben abrunden soll.

Wegen Bombenfunde verspäteter Baubeginn in Witten

Eigentlich sollte es schon im Spätsommer auf einer Strecke von 1,2 Kilometern zwischen Nachtigall und Mühlengraben losgehen. Doch ein Bombenfund durchkreuzte die Zeitpläne. Mittlerweile ist der 250 Kilo schwere Blindgänger zwar geborgen und die Bauarbeiter und Bagger konnten anrücken. Doch mit den Zeitfenstern hat es in diesem Abschnitt aber offensichtlich so seine Tücken.

Eigentlich waren drei Monate vorgesehen, um zum Abschluss zu gelangen. Derzeit erschwert der steigende Wasserpegel die Arbeiten, so dass es etwas länger dauern könnte. Eine Entspannung ist in den nächsten Tagen noch nicht zu erwarten. Der Ruhrverband rechnet bis einschließlich Montag mit großen Niederschlagsmengen, die unter anderem mit der Schneeschmelze im Sauerland zusammenhängen.

Dabei gehört es zu den erklärten Zielen des Projektes, dauerhaft dem Hochwasser vorzubeugen. So verschwinden jetzt Uferbefestigungen ebenso wie riesige Gesteinsbrocken, die man vor Jahrzehnten in dem Fluss abgelagert hat. Auf diese Weise sollen neue Naturräume wie beispielsweise Auen entstehen, die in der Lage sind, große Wassermengen aufzufangen.

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Demnächst sollen Robustrinder in den Ruhrauen weiden

Kosten von insgesamt 3,1 Millionen Euro

Die Renaturierung der Ruhr zwischen Wetter und Witten begann 2018 und erstreckt sich über eine Länge von 3,7 Kilometer.

Der Umbau umfasst drei Abschnitte: Nach dem Teilstück zwischen Wengern und Bommern folgte der Bereich von Gedern bis Wetterstraße und jetzt die Strecke von Nachtigall bis Mühlengraben.

Das gesamte Projekt kostet rund 3,1 Millionen Euro. Die Ausgaben für den aktuellen 1,2 km langen Abschnitt betragen 200.000 Euro und werden aus dem Landesprogramm „Lebendige Gewässer“ finanziert.

Die Bezirksregierung Arnsberg, die sich um die Renaturierung der Ruhr in diesem Teilstück zwischen Wetter und Witten kümmert, rechnet mit einem Gesamtvolumen an Bodenaushub von 15.000 Kubikmetern. Das Erdreich verbleibt allerdings in unmittelbarer Nähe und wird an den Rand des Tals auf das Niveau der Straße Ruhrdeich aufgeschüttet. Dort entsteht ein neuer Aussichtspunkt, der den Blick auf das Ruhrtal und seine Artenvielfalt erlaubt.

Damit ist ein weiteres Ziel des Projektes verbunden, soll die Ruhr samt ihrer Ufer doch wieder viel mehr Vögel anlocken. In den ersten beiden Abschnitten, die die Bezirksregierung schon umbauen ließ, meldet die Behörde auch schon erste Erfolge. So habe sich die Population der Eisvögel mehr als verdoppelt und im vergangenen Frühjahr beobachteten Naturschützer an einer Steilwand des rechtsseitigen Ufers mehr als 80 Uferschwalben beim Bau ihre Bruthöhlen.

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Für die Auen zwischen Nachtigall und Mühlengraben wollen die Planer noch eine außergewöhnliche Idee in die Tat umsetzen. Dort sollen demnächst Robustrinder weiden. In Hattingen grasen bereits schon Auerochsen und in Wetter sorgen Schottische Hochlandrinder und buckelige Zebus für großes Interesse.

Mit dem Ruhr-Projekt sorgt die Bezirksregierung dafür, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich die Richtlinien der EU zum Gewässerschutz Beachtung finden. Weitere Vorhaben stehen bereits kurz bevor, unter anderem im Bereich Wickede und Fröndenberg.

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