Witten. Die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen sinkt. Trotzdem sieht Prof. Karagiannidis von der Uni Witten keinen Grund zur Entwarnung.

Die anrollende Omikron-Welle in Deutschland schlägt sich bisher nicht auf den Intensivstationen nieder: Die Zahl der dort behandelten Corona-Infizierten ist jetzt erstmals seit Mitte November wieder knapp unter die 3000er-Marke gesunken. Prof. Dr. Christian Karagiannidis von der Uni Witten/Herdecke, der zum Corona-Expertenrat der Bundesregierung gehört, erwartet nicht, dass sich das vorerst ändert: „Einen Wiederanstieg der Zahl der Intensivpatienten in Deutschland dürften wir noch nicht ganz so schnell sehen“, so der 48-Jährige, der auch wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters ist, das die Daten zu den Intensivpatienten veröffentlicht.

Dennoch sieht der Lungenexperte keinen Grund zur Entwarnung für die nächsten Wochen – vor allem wegen offener Fragen zu Omikron und einer erwarteten weiteren Zunahme der Ansteckungen. Während bei der Delta-Variante rund jeder fünfte Corona-Patient (20 Prozent), der in ein Krankenhaus kam, intensivmedizinische Versorgung benötigt habe, sei es bei Omikron zwar nur noch ungefähr jeder Zehnte, sagte er. Hinzu kämen die vergleichsweise strengen Maßnahmen in Deutschland, die womöglich zu einer nicht ganz so explosionsartigen Zunahme von Ansteckungen wie in anderen Ländern führen könnten.

Wittener Professor rät zur Corona-Impfung

Der Wittener Professor warnte jedoch davor, Omikron als mild abzutun – auch wenn die Variante per se tatsächlich weniger krankmachend sei als Delta. „Es besteht ein Risiko auch bei Omikron, insbesondere für Menschen ohne Impfung“, sagte Karagiannidis. „Ungeimpfte sind derzeit die Hauptklientel auf Intensivstationen.“ Mit einer Grundimmunisierung oder nach durchgemachter Infektion plus Impfung hingegen sei man gut vor einem schweren Verlauf geschützt.

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Noch seien auch nicht alle Fragen in Hinblick auf deutsche Besonderheiten geklärt: „Offen ist: Was passiert, wenn Omikron bei älteren und hochaltrigen Menschen ankommt? Das bereitet mir noch Sorgen“, sagte Karagiannidis. Deutschland habe eine relativ alte Bevölkerung - zum Beispiel im Vergleich zu Südafrika, wo Omikron entdeckt worden war.