Witten. Nach dem tätlichen Angriff auf einen Sicherheitsmitarbeiter am Wittener Rathaus, hat die Polizei jetzt weitere Einzelheiten bekannt gegeben.

Einen Tag nach dem tätlichen Angriff auf einen Sicherheitsmitarbeiter, der vor dem Rathaus in Witten im Dienst war, hat der Haftrichter am Donnerstag (13.1.) Untersuchungshaft für einen dringend tatverdächtigen Wittener angeordnet. Der Vorwurf lautet auf versuchten Totschlag. Zudem hat die Polizei weitere Einzelheiten zur Tat bekannt gegeben.

Am Mittwochvormittag war es um kurz nach elf zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Sicherheitsmitarbeiter und einem Mann gekommen, der ohne Termin Einlass zum Bürgerbüro bekommen wollte. Das haben die ersten Ermittlungen der Polizei nun bestätigt.

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Wittener hat sich bislang nicht zur Tat geäußert

Nachdem der Mann weggeschickt worden war, soll er kurze Zeit später zurückgekommen sein und mit einem spitzen Gegenstand – vermutlich mit einem Messer – mehrfach auf den Security-Mann eingestochen haben. Dabei wurde der Mitarbeiter an beiden Beinen und im Gesicht schwer verletzt. Die Verletzungen des 55-jährigen galten zunächst sogar als lebensgefährlich, inzwischen soll sein Gesundheitszustand aber stabil sein. Der Verletzte wurde im Rathausfoyer erstversorgt und dann ins Krankenhaus gebracht.

Lars König erklärt, wie es nach dem tätlichen Angriff auf einen Sicherheitsmann im Wittener Rathaus weitergeht. (Archivbild)
Lars König erklärt, wie es nach dem tätlichen Angriff auf einen Sicherheitsmann im Wittener Rathaus weitergeht. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Der Täter flüchtete nach dem Angriff, konnte aber wenige Minuten später widerstandslos im Lutherpark festgenommen werden. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 34-jährigen Wittener, der der Polizei wegen ähnlicher Körperverletzungs-Delikte bereits bekannt ist. Die Waffe trug er bei seiner Festnahme nicht mehr bei sich. Zu seinem Motiv hat er sich bislang nicht geäußert, er hat die Tat auch nicht zugegeben.

Kommunaler Ordnungsdienst verstärkt das Team

Am Tag nach der Tat ist im Rathaus wieder scheinbar Normalität eingekehrt. Wie bislang regelten auch am Donnerstag drei Angestellte des externen Kölner Sicherheitsdienstes vor dem Rathaus die Zugangskontrolle. Der Verletzte und sein Kollege, der sich unter dem Eindruck der Tat krank gemeldet hatte, wurden von zwei neuen Kollegen ersetzt. Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes seien zudem zusätzlich eingesetzt worden, um das Team übergangsweise zu verstärken, erklärt Bürgermeister Lars König und betont ausdrücklich: „Mitarbeiter und Bürger können sich im Rathaus auch weiterhin sicher fühlen.“

Rathaus-Betrieb läuft wieder normal

Nachdem der Rathaus-Eingang nach der Tat am Mittwoch kurzfristig geschlossen worden war, haben die Mitarbeitenden in der Bürgerberatung und den anderen Ämtern am Donnerstag wieder die Arbeit aufgenommen. „Der Betrieb läuft ganz normal weiter“, betont Bürgermeister Lars König ausdrücklich.

Auch am Vortag hätten nicht viele Termine verlegt werden müssen, da der Mittwochnachmittag generell besucherfrei sei. Einige Besucher seien zudem über Seiteneingänge ins Haus geleitet worden. Termine im Ordnungs- und im Sozialamt hätten so plangemäß stattfinden können.

Dennoch sei die Stimmung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gedrückt, so König, die Tat natürlich noch immer Gesprächsthema. „So etwas muss man erst einmal verarbeiten.“ Es herrsche Fassungslosigkeit vor allem darüber, dass so ein Angriff am Vormittag mitten in der Stadt auf einem belebten Platz passieren könne. Wer es brauche, könne psychische Unterstützung bekommen, um das Erlebte zu bewältigen: Dieses Angebot sei ausdrücklich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemacht worden, so der Bürgermeister.

Bürgermeister telefoniert mit dem Verletzten

Er selbst kenne den Securitymann seit mehr als einem Jahr, habe sich noch kurz vor der Tat länger mit ihm unterhalten. „Dass so ein sympathischer, zurückhaltender Mann, der stets kompetent und gelassen auftritt, kurz darauf so schwer verletzt wird – da fehlen mir die Worte“, so König. Er habe inzwischen mit dem Verletzten im Krankenhaus telefonieren können. „Seine Prognosen sind wohl gut, aber ich habe gespürt, wie sehr ihn schon das kurze Gespräch angestrengt hat.“

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In den Wochen nach dem Hackerangriff im Oktober auf die Stadtverwaltung war es wiederholt zu Angriffen auf die Security-Mitarbeiter am Eingang des Rathauses gekommen. Dabei, das betont der Bürgermeister ausdrücklich, seien die keine Türsteher im herkömmlichen Sinne. „Sie regeln zwar die Zugangskontrolle, steuern aber vor allem auch die Besucherströme und weisen den Bürgern den richtigen Weg.“ Und so bitter der Vorfall vor der Rathaus-Tür auch sei: „Er hat doch auch gezeigt, dass die Kontrolle funktioniert.“