Witten. Aus für den Real-Markt in Witten-Annen: 85 Beschäftigte verlieren ihren Job, Kunden sind enttäuscht. Es soll aber einen neuen Betreiber geben.
Herber Schlag für den Einzelhandel: Der Real-Markt in Witten-Annen schließt Ende Mai. Unter den Kunden machen sich Ärger und Enttäuschung breit. Von dem Aus sind 85 Beschäftigte betroffen. Allerdings zeichnet sich für den Standort eine Nachfolgelösung ab, mit der es aber offensichtlich noch etwas dauern wird.
Beschäftigte bangen schon seit zwei Jahren um ihren Arbeitsplatz
Gerüchte über ein Ende von Real an der Annener Straße kursierten schon seit Längerem. Davon sei in den vergangenen Monaten häufiger die Rede gewesen, sagt Kundin Melanie Zielinski (43). Sie bedauert die Entscheidung ebenso wie Günter Schafflick (70), der in unmittelbarer Nachbarschaft lebt und nahezu alle Einkäufe bei Real erledigt. Für ein solches Geschäft mit einem Vollsortiment gebe es im Stadtteil keinen Ersatz, sagt der Pensionär, der seit zehn Jahren in Annen wohnt. Das Angebot habe immer gestimmt und ein dickes Lob verteilt er auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Bedienung und Service haben immer gestimmt“.
Real-Markt eröffnete vor 15 Jahren in Annen
Zur Zukunft des Standorts sind viele Gerüchte im Umlauf. Ein Real-Sprecher meinte lediglich, dass der neue Betreiber voraussichtlich eine grundlegende Sanierung beabsichtige.
In den vergangen zwei Jahren haben unter anderem Globus, Edeka und Kaufland Standorte übernommen. Globus und Edeka wollten sich aber auf Nachfrage nicht zu Witten äußern, von Kaufland wird in Kürze eine Aussage erwartet.
Real hat den Markt in Annen Ende November 2006 eröffnet und trat die Nachfolge des US-Einzelhandelskonzern Walmart an. Ursprünglich war in dem Gebäude das Unternehmen Ostermann ansässig.
Belegschaft und Betriebsrat sollen nach Informationen dieser Redaktion erst am Mittwoch von der Firmenleitung informiert worden sein. „Seit über zwei Jahren müssen Real-Mitarbeiter mit der Ungewissheit leben, wie es für sie weitergeht“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Monika Grothe. Seinerzeit war bekannt geworden, dass Standorte verkauft und geschlossen werden und es begann die Sorge, der Konzern würde zerschlagen.
Für die 85-köpfige Belegschaft in Witten sei mit dem Gesamtbetriebsrat von Real ein Sozialplan vereinbart worden, erklärte ein Unternehmenssprecher, so wörtlich „zur Milderung der wirtschaftlichen Lage“. Er stellte in Aussicht, dass der Standort von einem anderen „großen Betreiber“ übernommen werde, wollte aber weder Ross noch Reiter nennen. Da es sich mit einer solchen Neueröffnung noch hinziehe, gebe es keine Möglichkeit, eine Übernahme nach Paragraf 613 BGB zu gestalten. Dann wäre der neue Arbeitgeber verpflichtet gewesen, Beschäftigte mit all ihren Rechten und Pflichten weiter zu beschäftigen.
Sorge um die Zukunft des Einzelhandels im Stadtteil
Für IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann kommt die Nachricht der Aufgabe des Standorts nicht wirklich überraschend, seitdem ein russischer Investor die Warenhauskette übernommen habe. „Wir gehen nach unseren Informationen davon aus, dass es sich nicht um eine komplette Schließung handeln wird, sondern eine Übergabe an eine andere Lebensmittelkette erfolgt.“
Aus Sicht der Kammer stellte sich vor allem die Frage, ob im Stadtteilzentrum weiterhin eine wohnortnahe Grundversorgung gewährleistet sei. Das ist zum Glück durch weitere Lebensmittler gegeben, „allerdings führt der Wegbruch des großen Non-Food-Sortiments zu längeren Wegen“, sagt Bergmann und hebt darauf ab, dass in den Real-Märkten ein breitgefächertes Angebot an Technik, Haushalts- und Schreibwaren zu finden ist. Dass diese Artikel auch weiterhin vorhanden sind, solle bei Neuansiedlungen mitgedacht werden, „damit Witten-Annen ein attraktiver Standort bleibt,“ erklärt der IHK-Chef.
Das wünschen sich auch Kundinnen wie Gabriele Kerkau. Sie wohnt in Langendreer und kauft gern bei Real ein. „Ich bin sehr zufrieden“ sagt sie und zeigt sich ebenso enttäuscht über das Aus wie Joachim Winkler, der in Stockum lebt und zum Kundenstamm des Marktes gehört. Die Schließung treffe insbesondere auch ältere Menschen aus der Umgebung, die den Supermarkt zu Fuß erreichen, betont der 62-Jährige.
Überrascht von der Nachricht zeigte sich Klaus Kogelheide, der in dem Einkaufszentrum eine Apotheke betreibt. Sein Vertrag habe nach wie vor Bestand, betont er.
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