Witten. Noch ist Niederwenigern für Psychiatrie-Patienten aus Witten zuständig. Nun gibt es aber eine Perspektive für eine Aufnahme in Herdecke.

Mit rund einjähriger Verzögerung übernimmt das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH) ab Februar die Pflichtversorgung der Wittener Psychiatrie-Patienten.

Gründe für den immer wieder verschobenen Start waren coronabedingte Verzögerungen bei den notwendigen Umbauarbeiten im Krankenhaus sowie schwere Wasserschäden im Gebäude – verursacht durch das Unwetter Ende Juni und Tief „Bernd“ Mitte Juli.

Bislang ist für den größten Teil der psychisch erkrankten Wittener das St. Elisabeth-Krankenhaus in Hattingen-Niederwenigern die Anlaufstelle. Dr. Volker Hentschel, kommissarischer Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke, ist froh, dass Psychiatrie-Patienten nun bereits in der ersten Januarwoche die neu geschaffenen Räumlichkeiten der Herdecker Psychiatrie nutzen können.

Nach der Vorgabe des Landes mussten die Herdecker ihre dortige Bettenzahl von 81 auf 110 aufstocken. Auf eine geplante Einweihungsfeier werde aufgrund der Coronalage verzichtet, so Hentschel. Er betont, dass auch mit der Übernahme der Pflichtversorgung für Witten Patienten weiterhin eine freie Arztwahl hätten.

Gemeinschaftskrankenhaus eröffnet in Witten auch eine psychiatrische Institutsambulanz

Das GKH ist derzeit auf der Suche nach einer neuen Leitung der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie. Psychiater Prof. Helge Müller, der sie im April 2020 übernommen hatte, und die Klinik haben sich nach Angaben des Krankenhauses in diesem Herbst einvernehmlich getrennt, sagt Hentschel, der jetzige kommissarische Leiter.

Die Herdecker wollen in der Wittener Körnerstraße auch eine psychiatrische Institutsambulanz (PIA) eröffnen – als Anlaufstelle für chronisch und und schwerkranke Patienten. Für die Eröffnung fehle noch die Zustimmung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, sagt Psychiater Volker Hentschel. Patienten würden aber schon zuhause ambulant behandelt. In der Tagesklinik des Gemeinschaftskrankenhauses an der Wittener Pferdebachstraße gibt es außerdem 21 Plätze für psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungen.

Klinik will 14 Plätze für psychosomatische Behandlungen schaffen

Hinzu sollen an einem weiteren Standort in Witten noch 14 neue Plätze kommen. Das GKH will hierfür Räumlichkeiten anmieten. Die zusätzlichen Plätze sind für psychosomatische Behandlungen vorgesehen. Für die Übernahme der stationären Wittener Psychiatrie-Patienten ab Februar hat das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke rund 40 neue Kräfte eingestellt - neben Pflegerinnen und Pflegern, Ärztinnen und Ärzte, auch Sozialarbeiter und Kunsttherapeuten. Trotz des Zuschlags des NRW-Gesundheitsministeriums für Herdecke hat das Ev. Krankenhaus Witten die Hoffnung auf eine eigene Psychiatrie noch nicht aufgegeben. Der Träger des EvK versucht weiterhin auf dem Klageweg, 79 stationäre Betten und 21 Tagesklinikplätze für die größte Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis zu bekommen.