Witten. . An ihrer Theke in Witten-Annen steht immer eine lange Schlange: Eddi und Detlef Berkenberg betreiben den berühmten „Durst & Wurst Express“.
Große Klappe, aber kleine Luke: Das gilt für Edmund August Berkenberg und seine Kult-Pommesbude „Eddis Durst & Wurst Express“ in Annen. Halb zwei öffnet sein Sohn Detlef die eher unscheinbare Bude an der Stockumer Straße, schon stehen die Leute Schlange. Aber an dieser Theke reicht ein hingenuscheltes „Einmal wie immer“.
Sowas wie Eddi’s bräuchte man viel häufiger im Ruhrgebiet. Damit die Leute es zu schätzen wissen, wenn einer mit Liebe seine Arbeit macht. Hier wird die Wurst noch mit’m Herzen gebraten. Als ich Student war, habe ich diese Pommesbude entdeckt, seit zwanzig Jahren gehe ich hierher. Also, wenn Eddi mal auf hat. Auch das ist wie im richtigen Leben, man weiß nie, ob einem was Gutes widerfährt.
Neue Serie rund um Wittens Theken
Anner Theke wollen wir diesmal die Wittener treffen. Darum gucken wir in Kneipen, Bäckereien, Fleischereien, vielleicht gar eine Kellerbar und schreiben mit: Was passiert hier und worüber spricht man am Tresen?
Zum Auftakt besuchen wir Wittens berühmteste Theke: Eddis Imbissbude an der Stockumer Straße.
Jetzt, mit den Kindern, ist es natürlich eine große Ausnahme. Mathilda und Johann gehen auf die Blote Vogel Schule, wir essen sonst sehr bio und vollwertig. Aber heute ist Papa-Tag, weil meine Frau arbeitet. Naja. Und ich koche nun mal nicht so gut wie meine Frau.
Johannes Wiek, mit Mathilda (7) und Johann (8)
Eddi behauptet, ich hätt’ ihm früher mit den Zähnen die Theke abgeknabbert. Stimmt gar nicht. Ich komme zwar schon seit 35 Jahren. Aber hier stehen immer zwanzig Mann an! Man denkt es geht schnell, aber es dauert!! Trotzdem sind es die besten Pommes, die ich kenne.
Mann, 54, Name verschweigt er
Ich arbeite im Wullener Feld. Einmal die Woche fahre ich für die Kollegen Pommes holen. Wir haben auch andere Fritten in Witten getestet. Da war der Preis zu hoch, die Portion zu klein, das Personal zu unfreundlich. Ganz klare Kiste: Wir gehen zu Eddi.
Kai Kuss, 24, Mitarbeiter bei Kfz-Teile Coler
Ich war von Anfang an Stammkunde bei Eddi. Als meine Frau noch lebte, sie ist vor Jahren verstorben, bin ich einmal in der Woche Pommes holen gefahren. Von Rüdinghausen aus, mit dem Motorroller, das Essen kam hinten in den Koffer hinein. Jetzt lebe ich im Altenheim Josefshaus. Wir bekommen da auch Pommes, aber das ist kein Vergleich. Heute bin ich mit meiner Tochter spazieren gegangen. Ich kann nicht weit gehen, nur einmal um den Block. Aber dann schien die Sonne, meine Tochter meinte, komm’ wir schaffen noch ein Stück, und plötzlich hab ich die Pommes gerochen. Das schmeckt genauso gut wie früher.
Heinz Grahe, 78
Zu Eddi hat mich vor 44 Jahren ein Nachbar mitgenommen. Der war Bierkutscher und sagte: Komm’ ich zeig’ dir mal einen, der richtig gut Pommes machen kann. Am Sonntag bin ich 60 geworden und ich bin immer noch hier! Heute esse ich nur Bratwurst mit Senf, Currywurst gab es vorgestern. Man braucht ja auch ‘n bisschen Abwechslung im Leben.
Volker Pleuger, 60, Installateur bei Elektro Fleitmann
Info: 1962 eröffnete Edmund Berkenberg (76) den Kiosk, 1971 erhielt er die Lizenz zum Frittieren. Das Currysoßenrezept „erbte“ er von einer Imbiss-Dame aus Langendreer, nur drei Personen kennen es. Der Imbiss lief von Anfang an gut dank des Thyssen-Werks mit 3000 Beschäftigten, die gern ihre Mittagspause bei „Eddi“ verbrachten. Vor zehn Jahren übernahm Detlef Berkenberg (53) den Imbiss, sein Vater kommt noch immer gern auf ein Schwätzchen vorbei. Geöffnet: Nur werktags 13.30 bis 20.30 Uhr.