Witten. Die Fassade der Telekom am Humboldtplatz hat sich in ein buntes Wandbild verwandelt. Dafür kommt sogar die Heimatministerin extra nach Witten.
Heimatministerin Ina Scharrenbach scheint gerne in Witten zu sein. Erst Ende September machte sie eine Stippvisite am Hauptbahnhof. Am Donnerstag kam sie wieder in die Ruhrstadt, um sich das Projekt „Heimatort Witten“ am Rande des Humboldtplatzes anzuschauen. Dort wurde das Verteilerhaus der Telekom schon im Sommer von einer grauen Maus in ein kunterbuntes Graffiti-Kunstwerk verwandelt.
„Wir wollen den Platz so zu einem Ort machen, an dem die Leute gerne verweilen“, sagt Juana Andrisano, Leiterin des Wittener Kulturbüros. Bislang wird das Gesamtbild des Humboldtplatzes vor allem durch die vielen Parkplätze bestimmt. Nun soll er ein Ort werden, an dem man nicht nur kurz sein Auto abstellt.
Das Projektteam, bestehend aus dem Wittener Künstler Choko, Projektleiterin Kata Kern und der Wittener Fotografin Dana Schmidt hat dafür 18 Anwohnerinnen und Anwohner befragt, wie sie das Verteilerhaus in Zukunft gerne sehen würden.
Bürgerinnen und Bürger aus Witten haben Ideen eingebracht
„Es war wirklich schön, wie die Leute mitgemacht haben“, sagt Kern. Es seien die Menschen, die so ein Projekt prägen. Sowohl achtjährige Kinder als auch Menschen über 80 ließen ihre Ideen einfließen. „Wir haben die Leute gefragt, was für sie typisch Witten ist.“ So ist auf dem Graffiti-Kunstwerk auch die Farbe gelb zu sehen. Warum? „Das soll das Rathaus darstellen“, sagt Juana Andrisano.
Was macht Witten noch aus? Genau, die Baustellen. Auch die sind auf der Wand des Verteilerhauses vertreten und zwar in Form eines Gedichts mit dem Titel „Es wird besser“. Das wurde eigens für die Bauarbeiten auf der Poststraße geschrieben. Zu lesen ist die Zeile „Eine Straße, erbaut aus Asche und Dreck“. Genau das mache „Heimat“ aus. „Es ist in einer Stadt ja nicht alles positiv“, sagt Andrisano. Natürlich darf auch das Stahlwerk der DEW nicht fehlen, sogar der brennende Glutofen ist zu sehen. Über diesem Motiv rollt eine alte Straßenbahn über die Gleise.
Auch blinde Menschen können an dem Projekt teilhaben. An dem Zaun vor dem Haus ist eine Tafel mit Blindenschrift angebracht. Darauf wird erklärt, was dort entstanden ist. Zudem hängen dort, passend zur Telekom, drei Telefone. Nimmt man eins davon ab, wird mehr über das Projekt erzählt oder es werden Auszüge aus den Interviews mit den Bürgerinnen und Bürgern abgespielt. Ministerin Ina Scharrenbach hat das bei ihrem Besuch ausprobiert. „Für uns war das Ganze auch ein Experiment. Aber es sind sehr, sehr tolle Sachen dabei herausgekommen“, sagt die CDU-Politikerin.
In Witten sollen weitere Projekte durchgeführt werden
Land NRW fördert Projekt
Das Projekt „Heimatort Witten“ ist Teil des Förderprogramms „Heimat Ruhr“ des Landes NRW. Das Heimatministerium unterstützt die Kommunen bei der Finanzierung der einzelnen Vorhaben.Zudem erfuhr das Projektteam Hilfe von Seiten des Stadtarchivs, der Bezirksgruppe Witten des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen, der Stadtwerke, der Stadtgalerie und von Autoteile Lehnhoff.
Das Ziel ist es, dass die Menschen nicht mehr einfach so über den Humboldtplatz schlendern, sondern auch mal stehen bleiben und schauen, was sich eigentlich so tut. „Wir haben ein Kunst- und Kulturprojekt geschaffen, das für alle Menschen jederzeit und unabhängig von äußeren Einflüssen, wie zum Beispiel Corona, zu besuchen ist“, sagt Juana Andrisano.
Und das soll nicht das Ende sein. Die Stadt will weitere ähnliche Projekte durchführen und Fassaden umgestalten. Konkrete Pläne gibt es zwar noch nicht. Ina Scharrenbach kommt aber sicher gerne wieder nach Witten, um zu sehen, was sich in der Stadt weiter tut.