Witten. Der Corona-Impfstoff für Kinder ist ab 13. Dezember verfügbar. Einige Praxen in Witten vergeben bereits Termine. Doch der Piks ist umstritten.
Bald könnten die Impfungen für Fünf- bis Elfjährige gegen Covid-19 beginnen. Der spezielle Impfstoff von Biontech soll ab dem 13. Dezember an die EU ausgeliefert werden. In Witten vergeben manche Kinderärzte und -ärztinnen bereits Termine, andere halten sich zurück.
Der Biontech-Kinderimpfstoff entspricht einem Drittel der Dosis für Erwachsene. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat das Vakzin bereits als sicher und wirksam für Kinder ab fünf Jahren eingestuft und grünes Licht für die Zulassung gegeben. In Deutschland fehlt noch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko).
Und dennoch: „Es besteht eine gewaltige Nachfrage nach den jetzt kommenden Kinderimpfungen“, sagt Dr. Arne Meinshausen für das Herbeder Rathaus der Medizin. „Wir werden ab 15. Dezember zirka 200 bis 300 Kinderimpfungen pro Woche durchführen“, kündigt der Hausarzt und Wittener Ärztesprecher an. Die am Sonntag online gestellten 200 Impftermine für die erste Woche waren innerhalb von vier Stunden weg.
„Uns ärgert es, dass Kinder in die Impfung gedrängt werden“
Auch interessant
Dr. Dörte Hilgard, die eine Kinderarztpraxis in der Bahnhofstraße führt, reagiert verhaltener. „Ein schwerkrankes Kind werde ich zeitnah impfen. Diese Familien bekommen auch schnell einen Termin“, sagt die Medizinerin. „Aber bei einem gesunden Kind habe ich keinen Ehrgeiz es vorzuziehen. Zumal Kinder nicht die Infektionstreiber sind.“
Ähnlich argumentiert Kinderärztin Dr. Theodora Polichronidou, die eine Praxis an der Ardeystraße führt. „Der Tenor ist ganz klar: Wir sind für die Impfung, aber erst wenn die Stiko sie empfiehlt und mehr Informationen und Zahlen vorliegen“, sagt sie. Mit Covid 19 infizierte Kinder hätte nur wenig bis gar keine Symptome. „Uns ärgert es, dass so viele ungeimpfte Erwachsene herumlaufen und die Kinder jetzt in die Impfung gedrängt werden.“
Viele Eltern sind verunsichert
Die beiden Ärztinnen gehen davon aus, dass sie erst ab Januar gesunde Kinder unter zwölf Jahren impfen werden. In der Praxis Polichronidou erwartet man eine Impfstoff-Lieferung am 4. Januar. Vorab soll es Info-Abende, „soweit es geht, mit 2G und Masken“, im Seminarraum der Praxis geben. Dr. Theodora Polichronidou: „Es gibt schon jetzt viele Anfragen von Eltern, die verunsichert sind. Wir können nicht 30-mal hintereinander das Gleiche erzählen.“ Man werde zunächst nur gesundheitlich gefährdete Kinder oder den Nachwuchs von schwerkranken Angehörigen impfen. „Ansonsten halten wir uns zurück.“
Ein anderer Punkt: Die Praxen sind zurzeit voll. „Wir sind noch bis in den Januar hinein mit Terminen ausgebucht. Es sind noch nicht einmal alle über Zwölfjährigen geimpft“, so Dr. Dörte Hilgard. Termine für die Kinderimpfungen werden folglich noch nicht vergeben.
Impfstellen des Kreises erwarten Impfstoff am 14. Dezember
Bei der Kreisverwaltung wird die erste Lieferung Kinderimpfstoff früher als erwartet eintreffen. War zunächst Montag, 21. Dezember, im Gespräch, ist es nun Dienstag, 14. Dezember. Für den eigentlichen Impfstart plant das Land einen einheitlichen Termin. Dieser steht aber noch nicht fest.
Besonders viele Infekte bei Kindern
In den Kinderarztpraxen in Witten herrscht zurzeit viel Betrieb. Viel mehr Kinder als in vorherigen Jahren leiden an Infekten. Der Grund: Die Kontakte der Kinder waren minimiert, „das Immunsystem hat geschlafen“, beschreibt es Kinderärztin Theodora Polichronidou. Die Infektionen nahmen ab September zu, „sobald die Masken nicht mehr so dicht saßen“, sagt Dörte Hilgard. Besonders heftig habe das RS-Virus, eine Atemwegserkrankung, getobt. „So schlimm habe ich das in den letzten zehn Jahren nicht mehr erlebt“, so Polichronidou. Sie hat aber das Gefühl, das Virus ebbe wieder ab.
„Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir für den ersten Durchgang von insgesamt rund 2000 Dosen aus. Als Anlaufpunkte für die Kinder und ihre Eltern haben wir neben der täglich geöffneten Impfstelle in Ennepetal auch den Standort im Saalbau Witten im Blick“, sagt Jana Ramme vom Pandemieteam des Kreises. Rund 20.000 Kinder im Kreis fallen in die Altersgruppe zwischen fünf und elf Jahren.
Klar ist bereits: Anders als bei den Impfungen für Erwachsene wollen die Verantwortlichen bei Kindern ausschließlich mit Terminen arbeiten. Wann diese sind und wann sie online gestellt werden, ist noch nicht klar. Jana Ramme betont: „Erste Ansprechpartner für die Familien sind die Kinder- und Jugendärzte.“ Der Kreis möchte sich aber daran beteiligen, möglichst viele Angebote und Anlaufstellen zu schaffen.