Witten. 9271 Menschen in Witten sind überschuldet. Das sind fast 600 weniger als ein Jahr zuvor. Es gibt große Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
In Witten sind aktuell 9271 Menschen überschuldet. Das geht aus dem nun veröffentlichten Schuldner-Atlas Deutschland für das laufende Jahr hervor. Demnach gelingt es in der Ruhrstadt knapp elf Prozent aller Einwohner über 18 Jahren dauerhaft nicht, mit ihren monatlichen Einnahmen ihre Ausgaben zu decken. Im Vorjahr waren hier aber noch fast 600 Männer und Frauen mehr in finanzieller Not.
„Wir hatten in den letzten Jahren eine Zunahme der Überschuldung im ganzen Land gesehen und entsprechend gewarnt. Fakt ist allerdings, dass sich die Befürchtungen bislang nicht bewahrheitet haben“, sagt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform Dortmund. Das Unternehmen, das Daten über Privatpersonen und Firmen sammelt, gibt den Schuldneratlas mit heraus. Entgegen den Erwartungen hat sich die Lage vieler Menschen, die mit ihren Ausgaben zu kämpfen haben, sowohl deutschlandweit als auch in NRW und dem Ruhrgebiet in den letzten zwölf Monaten verbessert.
Schuldnerquote ist in Witten auf 10,77 Prozent gesunken
So ist die Schuldnerquote in Witten von 11,45 Prozent im Vorjahr auf nun 10,77 Prozent gesunken. Sie liegt damit knapp über dem NRW-Schnitt von 10,47 (Vorjahr: 11,63 Prozent) und deutlich unter der Ruhrgebietsquote (13 Prozent). Zum Vergleich: Spitzenreiter im Pott ist Gelsenkirchen (16,94), knapp gefolgt von Herne (16,82) und Duisburg (16,16). Der EN-Kreis hat mit 10,03 Prozent die niedrigste Quote des gesamten Ruhrgebiets.
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Gerade wegen der Corona-Pandemie war eigentlich mit einer ansteigenden Verschuldung von Privatpersonen gerechnet worden. „Offensichtlich haben die immensen staatlichen Stützungs- und Hilfsmaßnahmen geholfen, die Wirtschaft zu stabilisieren und Unternehmen und Verbraucher vor einer befürchteten Zahlungsunfähigkeit zu bewahren“, heißt es dazu im Schuldneratlas.
Deutlich mehr Männer als Frauen sind verschuldet
Gleichzeitig seien durch Corona auch die Konsummöglichkeiten eingeschränkt gewesen und die Verbraucher vorsichtiger mit ihren Ausgaben umgegangen. Die Herausgeber der Studie rechnen aber damit, dass die negativen Folgen der Pandemie zeitverzögert auftreten werden – nicht zuletzt durch die derzeit steigenden Energiepreise.
In Witten sind laut Schuldneratlas deutlich mehr Männer verschuldet als Frauen. Die Quote liegt bei 13,07 Prozent, bei den Frauen bei 8,15 Prozent. Obwohl relativ gesehen weniger Einwohner der Ruhrstadt aktuell mit ihrem Einkommen nicht über die Runden kommen, suchen mehr Menschen Rat und Hilfe bei der Schuldnerberatung der Diakonie. Bislang waren es in diesem Jahr 310 Personen, 2020 „nur“ 264.
Ursachen der Überschuldung haben sich durch Corona nicht verändert
„Der Trend ist also leicht ansteigend, zumal das Jahr noch nicht zu Ende ist“, sagt Beraterin Gundula Beckmann. Dabei seien die Hauptproblemlagen gleichgeblieben – auch wenn die andauernde Pandemie die Ratsuchenden zusätzlich psychisch und physisch belaste.
Hauptursachen für eine Überschuldung der Haushalte sind laut Diakonie weiterhin Arbeitslosigkeit (26,74 Prozent), Erkrankung/Sucht (18 Prozent), niedriges Einkommen (17 Prozent) sowie entweder Trennung, Scheidung oder Tod des Partners (8,7 Prozent). Betroffen seien häufig Menschen mit niedrigem Einkommen. So würden etwa 42,88 Prozent der Betroffenen Arbeitslosengeld II beziehen, 4,7 Prozent Sozialhilfe.
Im Schnitt müssen die Wittener eine Schuldenlast von rund 23.000 Euro stemmen. Einen Großteil der Gläubiger machen Telefongesellschaften und Inkassobüros aus.
Große Unterschiede in den Stadtteilen
In allen Wittener Stadtteilen hat sich die Schuldnersituation im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den verschiedenen Postleitzahlbezirken. Am besten stehen die Bewohner mit der Postleitzahl 58454 (mit Annen, Düren, Rüdinghausen, Stockum) da. Hier kommen nur 7,35 Prozent (Vorjahr: 7,98) der Menschen mit mit ihrem monatlichen Einkommen nicht aus. Ähnlich sieht es im PLZ-Bezirk 58456 (mit einem Teil von Heven und Herbede (Hölzer)) aus. Hier liegt die Schuldnerquote bei 8,31 (Vorjahr: 9,0).Schlusslicht bildet mit 13,19 Prozent auch in diesem Jahr die PLZ 58452 (mit Bommern, einem Teil Herbedes und der City), ist im Vorjahresvergleich aber kräftig um über einen Prozentpunkt gefallen. Auch im Postleitzahlgebiet 58453 (Annen, Mitte und Rüdinghausen) leben viele verschuldete Menschen. Hier liegt die Quote bei 13,15. In Teilen von Annen, Mitte und Heven (PLZ 58455) sind 11,87 Prozent der Bewohner überschuldet.