Witten. Eigentlich gab es immer Rückerstattungen von mehreren hundert Euro. Jetzt haben die Stadtwerke Witten bei den Heizkosten einen Fehler gemacht.

Gisela Janzen ist schockiert. Die Stadtwerke haben der Rentnerin eine Mahnung über 600 Euro geschickt. So viel sollte die 86-Jährige an Heizkosten nachzahlen – obwohl sie doch immer pünktlich ihre Abschläge gezahlt hat. Wie die ältere Dame haben auch die anderen Mieter aus der Schlachthofstraße 13 Probleme mit der Heizkostenabrechnung. Sie fühlen sich von dem heimischen Energieversorger im Stich gelassen.

Alle 60 Haushalte des großen Wohnblocks hinter dem Boni-Center haben eine Mahnung für 2019 erhalten. Dies kam für sie völlig überraschend. Denn ein paar Wochen vorher hieß es eigentlich noch, dass es – wie so oft – Geld zurückgebe. Mieterin Claudia Gante fand das gar nicht witzig. „Viele hier kriegen nur wenig Rente. Für sie war das erst mal ein Schock.“

Eigentlich haben die Anwohner in Witten immer Geld zurückbekommen

Die 52-Jährige hat deswegen bei den Stadtwerken nachgefragt. „Die meinten, ich solle die Mahnung einfach wegschmeißen.“ Das Unternehmen selbst spricht von einem „manuellen Fehler im Abrechnungssystem unseres Dienstleisters“. Deshalb hätten die Kunden fälschlicherweise eine Mahnung erhalten. Doch damit war der Ärger nicht vorbei.

Eigentlich haben die über 150 Mieter aus der Schlachthofstraße ihre Heizkostenabrechnungen immer Anfang des Jahres erhalten. Doch für 2020 kam bisher noch kein Brief an. Rechtlich ist das zwar erlaubt. Aber Claudia Gante ist trotzdem verärgert. „Wir haben keine richtige Antwort bekommen und dann erfahren, dass wir wahrscheinlich alle noch für 2019 nachzahlen müssen.“ In der Vergangenheit haben die Mieter der Schlachthofstraße eigentlich immer Rückerstattungen von mehreren hundert Euro bekommen. Sie zahlen die Heizkostenabschläge immer monatlich im Voraus.

Stadtwerke Witten: Korrektur für Rechnung ist erlaubt

Die Stadtwerke teilen auf WAZ-Anfrage mit, es seien zu wenig Heizkosten berechnet worden. Als Grund nennen sie einen defekten Wärmemengenzähler. „Infolgedessen musste eine Korrektur der Abrechnung 2019 durchgeführt werden“, so eine Unternehmenssprecherin. Dadurch verzögert sich wiederum die Abrechnung für 2020, die normalerweise zum Jahresanfang kommt. Sie muss bis Ende November ausgestellt werden. Doch für die Nachzahlung hätte es natürlich keine Mahnung geben dürfen, da die Mieter gar nichts versäumt hatten.

Stadtwerke erhöhen Preise

Bereits zum 1. September haben die Stadtwerke Witten die Preise für ihre Gaskunden erhöht. Pro Kilowattstunde sind seither 0,73 Cent brutto mehr fällig, netto 0,61 Cent. Grund für die Erhöhungen sind vor allem die neue CO2-Steuer auf den fossilen Rohstoff. Diese Steuer gilt seit Jahresbeginn.

Auch die Stromkunden müssen ab dem kommenden Jahr wohl mehr bezahlen. Markus Borgiel, der beim heimischen Energieversorger für den Vertrieb und die Beschaffung zuständig ist, geht von einem Anstieg von maximal fünf Prozent aus. Die Erhöhung betrifft alle Kunden, die einen Basistarif haben.

„Finanziell wird das nicht so leicht, wenn ich jetzt auf einmal nachzahlen muss“, sagt Gisela Janzen. Die 86-Jährige bekommt nur eine kleine Rente. Mieter Josef Waldera hatte eigentlich andere Pläne. Er wollte in den Urlaub fahren. „Ich hab als Rentner nichts zu verschenken“, sagt der 72-Jährige.

Der Unmut in der Nachbarschaft ist groß. Claudia Gante sagt: „Man erhält keine richtigen Antworten, kann nicht planen und jetzt müssen wir auch noch nachzahlen.“ Sie hofft, dass so etwas in Zukunft nicht noch mal passiert. Jedenfalls wurde der defekte Wärmemengenzähler inzwischen ausgetauscht.