Witten. Drei Wittener müssen sich vor Gericht wegen des Handels mit Drogen verantworten. Für Kurierfahrten nach Holland gab es nicht nur Geld.

Als Drogendealer müssen sich vier Angeklagte vor dem Landgericht Bochum verantworten. Die 51, 56 und 54 Jahre alten Männer aus Witten und eine 35-jährige Frau sollen zwischen Dezember 2019 und Februar 2021 einen schwunghaften Handel mit Heroin betrieben haben. Der 54-Jährige war als Kurier tätig und holte regelmäßig in den Niederlanden die Drogen mit seinem Auto ab.

Chef der Gruppe war den Ermittlungen zufolge der 51-jährige Wittener. Am Donnerstag sagte der Kurier aus, der selbst heroinabhängig war. Er sei 2013 nach dem unerwarteten Tod seines Sohnes in die Sucht abgerutscht. „Meine Frau konsumierte Heroin. Ich wollte das ausprobieren“, erläuterte er. Vorher habe er nie mit Drogen zu tun gehabt, beteuerte der bislang nicht vorbestrafte Mann.

Angeklagter fuhr von Witten nach Holland und holte Drogen ab

Sein damaliger Dealer habe ihn angesprochen, dass ein Bekannter einen Kurierfahrer suche. So kam der Kontakt zum 51 Jahre alten Angeklagten zustande. Er habe Benzingeld sowie 150 Euro und ein Handy erhalten. Dann sei er wie vereinbart nach Arnheim gefahren, habe dort eine Plastiktüte mit 500 Gramm Heroin und 500 Gramm Streckmittel erhalten und sei anschließend wieder nach Witten zurückgefahren. Als Belohnung habe er fünf Gramm Heroin und fünf Gramm Streckmittel bekommen.

Solche Fahrten habe er insgesamt viermal unternommen. Er habe damals finanzielle Schwierigkeiten gehabt und insgesamt 65.000 Euro Schulden angehäuft. Mit der Bezahlung sei er eigentlich nicht zufrieden gewesen, habe aber trotzdem weitergemacht, erklärte der Mann den Richtern. Anfangs habe er die Drogen, meist Heroin, aber auch Kokain, in Arnheim abgeholt, später in Apeldoorn.

Drogen wurden in Witten gelagert

Verantworten müssen sich alle Angeklagten wegen unerlaubter Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie wegen Handeltreibens damit. In der Wohnung des 56-jährigen Witteners sollen die Drogen gelagert, gestreckt, verpackt und zum Teil auch von dort aus verkauft worden sein. Die 35-jährige Frau soll über den 51-jährigen Angeklagten Kontakte in die Niederlande geknüpft haben und ab Sommer 2020 ebenfalls gewinnbringend Heroin veräußert haben, um ihre eigene Sucht zu finanzieren.

Der 51-Jährige, der für die Staatsanwaltschaft als Kopf gilt, soll außerdem im Juni 2020 ein Kilo Heroin bestellt haben. Allerdings wurde der Lieferant auf der Fahrt zu ihm von der Polizei angehalten und kontrolliert und konnte die Ware nicht mehr abliefern. Alle Angeklagten kündigten am Donnerstag an, sie würden sich zu den Vorwürfen äußern. Der Prozess wird fortgesetzt.