Witten. Gibt es Hoffnung für die Mitarbeiter der Gülich Sicherheitsdienste aus Witten? Ein Investor scheint ernsthaftes Interesse an der Sparte zu haben.

Mitte Juni hat die Wittener Gülich Gruppe für ihre Sicherheitssparte, die GG Sicherheitsdienste GmbH, am Amtsgericht Bochum Insolvenz angemeldet. Am 1. August wurde das Verfahren nun offiziell eröffnet. Gleichzeitig gibt es wohl Hoffnung für die Beschäftigten.

„Es zeichnet sich eine Investorenlösung ab“, sagt ein Sprecher des Insolvenzverwalters Sebastian Laboga. Mehr könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht preisgeben. Auch wolle man zuerst die Mitarbeiter informieren. Lange dauern soll es aber nicht mehr, bis die Details ausgehandelt sind.

Verdi-Gewerkschaftssekretär hofft auf Betriebsübergang bei Gülich in Witten

Für die rund 220 Beschäftigten könnte das eine gute Nachricht sein. „Sollte es sich um einen Betriebsübergang handeln, müssten die Mitarbeiter übernommen werden. Das würde Sicherheit für sie bedeuten“, sagt Andreas Rech, bei Verdi zuständig für die Wach- und Sicherheitsbranche in NRW. „Doch oft wird versucht, die entsprechende Klausel im Bürgerlichen Gesetzbuch zu umgehen.“

Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei weiterhin mehr als angespannt, berichtet Rech. Allein in den vergangenen vier Wochen hat der Gewerkschafter über 200 Nachrichten von aufgebrachten Gülich-Mitarbeitern erhalten. Hauptsächlich gehe es dabei um verspätete oder falsche Zahlungen, so Rech. „Für viele ist die Lage mittlerweile dramatisch.“

Viele Mitarbeiter waren 2020 in Kurzarbeit

Denn viele von ihnen sind seit April 2020 in Kurzarbeit. Bei dem ohnehin niedrigen Lohnniveau der Branche hätten sie so überhaupt keine Rücklagen bilden können. „Sie sind finanziell am Limit“, so Rech. Sie drohten, in die Verschuldung zu rutschen.

Von Seiten des Insolvenzverwalters heißt es dazu, dass die Löhne und Gehälter für die vergangenen Monate pünktlich gezahlt und angewiesen worden seien. Im vorläufigen Insolvenzverfahren haben die Mitarbeiter Insolvenzgeld erhalten, das der bestellte Verwalter über eine Bank vorfinanziert hat. Mit Eröffnung des Verfahrens muss nun theoretisch das Unternehmen selbst wieder die Löhne seiner Mitarbeiter zahlen – oder darüber eine Vereinbarung mit dem künftigen Investor treffen. Der Lohn für August ist Mitte September fällig.

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Senior-Chef Jürgen Gülich hatte den Gang zum Amtsgericht mit „außergewöhnlichen Liquiditätseinbußen“ begründet. Langjährige Kunden hätten in den vergangenen Monaten keine Aufträge mehr an die Gülich Sicherheitsdienste vergeben. Weiterhin sollen über 40 Klagen bei Arbeitsgerichten anhängig sein. Es geht um das Kurzarbeitergeld, das nach Ansicht von Verdi unrechtmäßig beantragt wurde. Nach Angaben eines Mitarbeiters sollen sich die Lohnforderungen der Kläger auf 14.000 Euro belaufen.