Witten / Bochum / Hattingen. Ab in den Strandkorb: Der Aufbau fürs etwas andere Zeltfestival am Kemnader Stausee läuft auf Hochtouren. Besucher müssen einiges beachten.

Alles anders als sonst. Doch immerhin tut sich was auf dem Gelände am Kemnader See: Anstelle der weißen Zeltstadt, die sonst um diese Zeit eindrucksvoll in die Höhe wächst, stehen Strandkörbe auf der Festival-Wiese in Heveney. Die letzten werden gerade an ihren Platz gerollt. Denn an diesem Freitag (20.8.) geht es los mit Musik und Comedy bei der ersten Strandkorb-Edition des Zeltfestivals Ruhr (ZfR), die noch eine große Überraschung bereit hält.

Freuen sich auf den Start des Strandkorb-Festivals (v.li.): die Zeltfestival-Macher Lukas Rüger und Heri Reipöler mit Bastian Wenzel, Produktionsleiter vom Team Sparkassenpark Mönchengladbach.
Freuen sich auf den Start des Strandkorb-Festivals (v.li.): die Zeltfestival-Macher Lukas Rüger und Heri Reipöler mit Bastian Wenzel, Produktionsleiter vom Team Sparkassenpark Mönchengladbach. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Einen Tag vor dem Start nieselt es kräftig. Wo keine Holzböden liegen, ist es matschig. Die große Bühne, auf der bald Wincent Weiss, Mary Roos oder Dieter Nuhr stehen, ragt in den grau verhangenen Himmel. Doch diese Bühne hat es Heri Reipöler, mit Björn Gralla und Lukas Rüger einer der drei ZfR-Macher, angetan.

Bühne befindet sich sechs Meter über dem Boden

150 Quadratmeter ist die Fläche groß, die sich sechs Meter über dem Boden befindet. „Diese Spielhöhe ist in ganz Deutschland sehr außergewöhnlich“, sagt Reipöler. Selbst Stadionbühnen seien in der Regel nur maximal 2,50 Meter hoch. Aber schließlich soll das Publikum aus jedem Strandkorb einen guten Blick auf die Stars haben, wenn nicht direkt auf der Bühne, dann wenigstens auf einer der beiden riesigen Leinwände rechts und links.

Nachdem das Zeltfestival bereits im vergangenen Jahr wegen Corona ausfiel, ist Heri Reipöler froh, „dass überhaupt was stattfindet“. Sein Herz hänge zwar an dem Format, das zwölf Jahre lang die Fans an den See gelockt hat. Aber auch das Strandkorb-Konzept überzeugt ihn. Es wurde erstmals in Mönchengladbach angeboten und dann auf Deutschland-Tournee in 16 Städte geschickt: mit 500 Shows in drei Monaten.

750 Strandkörbe bieten Platz für 1500 Gäste

In Reih und Glied stehen die Strandkörbe coronakonform bereit. Die weißen Zelte im Hintergrund erinnern an die klassische Zeltstadt und dienen als Künstlergarderobe.
In Reih und Glied stehen die Strandkörbe coronakonform bereit. Die weißen Zelte im Hintergrund erinnern an die klassische Zeltstadt und dienen als Künstlergarderobe. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Das Team um Geschäftsführer Michael Hilgers habe damit vielen Künstlern in dieser brotlosen Zeit eine Bühne geboten, lobt Heri Reipöler. Er und die beiden anderen ZfR-Chefs sind regelmäßig vor Ort, um zu helfen, wenn Ortskenntnis nötig ist. So haben sie es etwa geschafft, über eine Funkverbindung zur Ruhr-Uni für gutes Internet zu sorgen.

750 Strandkörbe bieten Platz für 1500 Gäste. Wer einen Korb als Einzelperson mieten möchte, kann das tun, zahlt aber für zwei. Herumflanieren – wie sonst in alten Zeiten – geht nicht. Eine Abendkasse gibt es nicht. Jeder erhält bei der Buchung, die ausschließlich online erfolgt, seine Strandkorb-Nummer. Vier Inseln mit jeweils eigenem Zugang halten die Besucherströme coronakonform auf Abstand.

Es gibt Snack-Pakete, Regencapes und Decken

Auch lecker essen geht nur in Maßen. Snack-Pakete können schon beim Online-Kauf vorbestellt, aber auch per Smartphone am Konzertabend geordert werden. „Es gibt Süßigkeiten, Sandwiches und Obstsalat sowie Chips und Erdnüsse zum Knabbern“, zählt Bastian Wenzel, der Mönchengladbacher Produktionsleiter, auf. Alles müsse ja fertig verpackt sein. Eine blaue Kühlbox an jedem Strandkorb hält die Getränke auf Temperatur. Apropos: Wer friert, kann eine Decke kaufen. Wer nicht wetterfest anreist, kann hier auch ein Regencape erstehen. Und vielleicht steht ja auch der Strandkorb vom Konzert irgendwann im eigenen Garten.

Es gibt noch viele Tickets

Die Strandkorb-Edition des Zeltfestivals findet vom 20. August bis zum 26. September auf der bekannten Fläche am Kemnader See statt. Das Eröffnungskonzert von Wincent Weiss ist ausverkauft, ansonsten gibt es noch Tickets für Konzerte und Comedy. Sie kosten je nach Künstler im Schnitt 35 bis 50 Euro.

Pro Abend erwarten die Veranstalter rund 1000 Besucher, die in der Regel zu zweit anreisen. Die Parkplatzsituation sollte also entspannter sein als sonst. Weitere Infos und Karten (nur online) gibt es unter strandkorb-openair.de.

Denn davon haben die Mönchengladbacher einen ganzen Schwung extra in China bauen lassen. Mit verstärkter Sitzfläche, die 200 Kilos aushält, und einem Hygieneständer. „Die Körbe haben eine dreiwöchige Reise auf dem Schiff hinter sich“, sagt Wenzel. Und wären fast nicht pünktlich angekommen. Der Frachter hing im Suezkanal fest, als das Containerschiff „Ever Given“ die Durchfahrt blockierte. Auf jeden Fall haben sie jetzt Strandkörbe noch und nöcher – und schon viele Kaufanfragen von Privatleuten, falls sie die Sitzgelegenheiten nicht mehr brauchen.

Chris de Burgh hat spontan zugesagt

Hut ab: Chris de Burgh kommt überraschend zum Festival.       
Hut ab: Chris de Burgh kommt überraschend zum Festival.        © KBK

Weiß, braun, jedoch überwiegend dunkelgrau stehen sie in gebührendem Abstand auf dem Gelände. Ein paar Palmen verbreiten sommerliches Flair. Fehlt nur noch der blaue Himmel. Doch auch wenn die Sonne nicht scheint – ein Erlebnis wird der Abend im Strandkorb allemal „und so etwas wollen die Leute gerade“, weiß Bastian Wenzel.

Ach ja, die Überraschung. Neben all den Größen aus Deutschland konnten sie jetzt spontan noch einen internationalen Weltstar verpflichten: Kein geringerer als Chris de Burgh wird am 6. September am Kemnader See auftreten. Die „Lady in Red“ hat der 72-jährige Ire auf jeden Fall im Gepäck.