Essen. . Chris de Burgh bietet beim Konzert in Essen Facetten von balladesken Stimmungsbildern bis zu opulentem und keyboardseligem Bombast.

Die ersten Standing Ovations in der ausverkauften Philharmonie gab es allein fürs Kommen von Chris de Burgh. Schließlich hatten seine Essener Fans satte 30 Jahre auf ihn warten müssen. Damals, als die Grugahalle noch ein formidabler Rockpalast war und sein Superhit „Lady in Red“ noch taufrisch, war’s natürlich voller - aber die Stimmung dürfte kaum besser gewesen sein als jetzt im intimen Musentempel.

Sichtlich gerührt vom warmem Empfang, breitete der kleine Mann mit der Günter-Netzer-Frisur – ansonsten kein Freund großer Gesten – auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz die Arme zum „Komm Welt, lass dich umarmen“. Um dann mit „Bethlehem“ und „Chain of Command“ von seinem aktuellen Album „A Better World“ erstaunlich rockig eine fabelhaft illuminierte Show zu eröffnen, die keine Wünsche offen ließ.

Habitus und Klamotten eines irischen Truckers

Geradezu stoisch schruppte der Sänger mit dem Habitus und den Klamotten eines irischen Truckers eine zwölfsaitige Gitarre vor seiner vierköpfigen Band, die souverän alle Facetten von balladesken Stimmungsbildern bis hin zu opulentem und keyboardseligem Bombast mitreißend bediente.

Dazu erzählte Chris de Burgh mit unverwechselbarer Stimme, die trotz seiner bald 69 Jahre immer noch saubere Höhen liefert, gar nicht mal so kitschige Geschichten von der Liebe, typisch irischen Pub-Erlebnissen und einer aus den Fugen geratenen Welt, wie in „Homeland“ vom Schicksal syrischer Flüchtlinge. Immer wieder bejubelt von seinen Zuhörern, die er natürlich zwischendurch auch mit alten Hits wie „A Spaceman Came Travelling“ aus den Sitzen riss.

Tiefe Verbeugung vor Hausfrauen

Nach der Pause zunächst Stuhlkreis zum Acoustic-Set samt tuckernder Congas, sehr nett mit „Moonlight & Vodka“. Herzig auch sein Intermezzo als Alleinunterhalter mit elektrischer Wanderklampfe sowie am Flügel. Kaum war die Band zurück, gab’s mit „All For Love“ eine tiefe Verbeugung vor allen Hausfrauen und dann ging Chris de Burgh auf Kuschelkurs mit „Lady in Red“ einmal quer durch den Saal – kaum zu sehen, aber prima zu hören.

Starker Auftakt der erhofften Hitparade, wo von „Africa“ bis „High On Emotion“ ein 1980er-Jahre-Partykracher den nächsten jagte.

Tosender Applaus, Händeschütteln mit seinen gerührten Fans beim Abgang, der Mann ist einfach zum Knuddeln. Und als Musiker tatsächlich besser, als so mancher glauben mag.