Witten. Den Winterweizen des Wittener Landwirts Jan Bockholt haben die Niederschläge zu Boden gedrückt. Warum der Regen Tomaten um ihre Blätter bringt.

Erst machten den Bauern drei viel zu trockene Sommer zu schaffen. In diesem Jahr drücken Starkregen und häufige Schauer das Getreide zu Boden. Gewächshaus-Tomaten handeln sich aufgrund von hoher Luftfeuchtigkeit Pilze ein. Auch Wittener Landwirte - wie Jan Bockholt und Bert Schulze-Poll - leiden unter den Wetterextremen.

Jan Bockholt, der seinen Betrieb im Hevener Papenholz hat, steht an einem Acker, auf dem er Mitte Mai Buschbohnen eingesät hat. Der Starkregen hat den Pflanzen den Garaus gemacht. Für den 36-Jährigen ein totaler Ernteausfall auf einer 10.000 Quadratmeter (ein Hektar) großen Anbaufläche. Der Agraringenieur bewirtschaftet insgesamt 100 Hektar - auf 60 Prozent wächst Getreide, auf dem Rest Raps, Dinkel und Gemüse.

Bio-Landwirt: Kleegras hält den Boden fest

Demeter-Landwirt Bert Schulze-Poll versucht, seine Böden zu stärken, indem er etwa Grünstreifen an seinen Feldern stehen lässt. Dies stärke das Bodenleben, sagt er. Die Wege zwischen seinen Steckrüben hat er mit langsam wachsendem Kleegras begrünt. „Das bremst bei Starkregen das Wasser.“Das Kleegras durchwurzele den Boden „und hält ihn so fest, das hilft, eine Auswaschung von Wegen bei Starkregen zu verhindern“. Ein Rezept nicht für alle Pflanzen. Salate würden eine Begrünung der Wege nicht mögen.

Sein Getreide macht den Landwirt derzeit auch nicht froh. Die starken Niederschläge haben es großflächig zu Boden gedrückt. „Jeder Regen hat Löcher hinterlassen.“

Feuchtes Getreide muss der Wittener Landwirt maschinell trocknen

Aus diesen Buschbohnen-Pflänzchen wird nichts mehr. „Eine Null-Ernte“, wie Jan Bockholt es ausdrückt.
Aus diesen Buschbohnen-Pflänzchen wird nichts mehr. „Eine Null-Ernte“, wie Jan Bockholt es ausdrückt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Ein Fest für Tauben, die sich in Scharen auf Bockholts plattem Winterweizen am Boden setzen und dessen Körner fressen. Noch ein Schaden für den Bauern. Außerdem: Feuchtes Getreide, das auf der Erde liegt, bleibt feucht. Es können sich Pilze bilden. Außerdem keime feuchtes Getreide, erklärt der Landwirt. „Dann ist es nicht mehr als Backweizen zu gebrauchen, sondern nur noch als Tierfutter“ - was wieder den Verdienst schmälert.

Feuchtes Getreide muss Jan Bockholt in der Scheune maschinell trocknen - „mit einer Art Riesenfön“. Was Energie kostet. Das Wetter, der beschriebene Aufwand, werden ihn beim Getreide rund ein Drittel seines sonstigen Erlöses kosten, schätzt er. Dass er draußen in der Natur sein Geld verdient, also vom Wetter abhängig ist, weiß er. Der Klimawandel erfordere es, sich darüber Gedanken zu machen, mit welchen Früchten oder Züchtungen man auch durch trockene, wärmere Sommer komme, sagt der Agraringenieur. Winterweizen etwa werde im Herbst ausgesät. Dieser hätte dann die Chance, die Feuchtigkeit des Winters zu speichern. Ein Vorteil. Wenn denn heftiger Starkregen im Sommer den Weizen dann nicht gen Boden drückt - wie in diesem Jahr.

Die Tomaten mussten ihre Blätter lassen, denn die hat ein Pilz befallen

Bio-Landwirt Bert Schulze-Poll mit seinen „entblätterten“ Tomatenpflanzen. Die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus ist zu hoch.
Bio-Landwirt Bert Schulze-Poll mit seinen „entblätterten“ Tomatenpflanzen. Die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus ist zu hoch. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auch Demeter-Landwirt Bert Schulze-Poll vom Trantenrother Hof in Heven erlebt die Folgen von zu viel Regen in diesem Sommer. Die gute Nachricht des Gemüseanbauers: Kohl mag keine Wärme und kommt gut mit Regen klar. Im Gegensatz zum normalen grünen Salat. Ein Blick in Schulze-Polls Tomaten-Gewächshäuser zeigt: Hier gibt es in diesem Jahr durch die häufigen Niederschläge zu viel Luftfeuchtigkeit. Der Bio-Landwirt hat die Blätter der Pflanzen entfernt, denn die litten an einer Pilzkrankheit und bekamen braune Flecken.

Die Tomaten selbst sind noch klein, viele grün und sie werden an Geschmack zu wünschen übrig lassen, sagt er. Die Tomatenernte werde sich bei ihm in diesem Jahr wohl auf ein Viertel des normalen Ertrages beschränken. Wichtige Info für die Kundschaft: Wenn weniger Tomaten geerntet werden können, wird das Gemüse natürlich teurer. Auch der Bio-Landwirt müsste jetzt Anfang August sein Getreide ernten. „Dafür müsste es aber trocken sein.“