Witten. Eine vollständige Corona-Impfung ist kein dauerhafter Schutz. Es muss nachgeimpft werden. Davon ist man auch in einem Wittener Heim überzeugt.

Wieder im Land langsam ansteigende Coronazahlen, die Delta-Variante des Virus sowie Urlaubsreisen in der Ferienzeit werfen derzeit die Frage auf: Wann müssen Corona-Impfungen, damit sie wirksam bleiben, wieder aufgefrischt werden? Eine Frage, die auch für Wittener Seniorenheime äußerst wichtig ist, in denen es bereits zu Jahresanfang die ersten Impfungen gab.

Die Unternehmen Biontech und Pfizer halten eine dritte Dosis ihres Impfstoffes für notwendig. Sie verweisen auf Daten aus Israel, die auf einen Rückgang der Schutzwirkung sechs Monate nach der zweiten Impfung hindeuteten. Auch mit dem Auftreten neuer Virus-Varianten sei damit zu rechnen, dass die Wirksamkeit des Impfschutzes nachlasse. Eine Notfallzulassung für eine dritte Dosis des Impfstoffes soll unter anderem in der EU und in den USA beantragt werden. Laut Schwelmer Kreisgesundheitsamt wird die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) dann entscheiden, in welchem Abstand die Nachimpfungen erfolgen sollen.

Wittener Pflegedienstleiterin glaubt an steigende Coronazahlen nach der Ferienzeit

Dr. Arne Meinshausen, Geschäftsführer der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten, begrüßt dies und weist auch auf die Notwendigkeit einer Nachimpfung in Altenheimen und bei über 80-jährigen Menschen hin. Der Herbeder Mediziner kann sich vorstellen, dass in den Einrichtungen ab September oder Oktober nachgeimpft wird. Auch Kerstin Hemmerling, Pflegedienstleiterin im Haus Buschey in Bommern, hält eine Impfauffrischung für notwendig. Sie glaubt, dass nach der Ferienzeit, in der viele auch in anderen Ländern unterwegs waren, es zu einem deutlichen Anstieg der Coronazahlen kommen wird. Nur rund jeder zweite Bundesbürger sei vollständig geimpft. Aber auch nicht oder noch nicht vollständig Geimpfte verreisten. Was Kerstin Hemmerling große Sorgen bereitet.

So bietet ihr Seniorenheim Besuchern auch noch Schnelltests im Haus an. Auch viele zweifach geimpfte Bewohner würden dieses Angebot noch gerne annehmen - „für ihre eigene Sicherheit“. Denn klar sei, so Hemmerling, dass sich auch vollständig Geimpfte noch mit dem Coronavirus infizieren könnten. Vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) heißt es, dass davon auszugehen sei, dass einige vollständig geimpfte Menschen nach Kontakt mit dem Virus positiv werden „und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden“. Auch wenn das Risiko einer Virusübertragung bei vollständig Geimpften „stark vermindert“ sei, so das RKI.

Mitarbeiter des Bommeraner Seniorenheims unterziehen sich freiwilligen Schnelltests

Im Heim gab es rund 23 Coronafälle

80 Bewohner leben im Haus Buschey an der Wengernstraße in Bommern, das von der Evangelischen Stiftung Volmarstein betrieben wird. Anfang des Jahres gab es rund 23 Coronafälle in der Einrichtung.

Betroffen waren überwiegend Bewohner, aber auch Mitarbeiter des Hauses. „Das möchten wir nicht noch einmal erleben“, sagt Pflegedienstleiterin Kerstin Hemmerling.

Im Haus Buschey setzt man auf Sicherheit. Auch Mitarbeiter des Hauses würden sich freiwillig weiter Schnelltests unterziehen, sagt Kerstin Hemmerling. „Im Kontakt mit den Bewohnern tragen wir auch noch Masken, obwohl wir das nicht mehr müssen.“ Hemmerling macht sich - auch mit Blick auf das Ende der Sommerferien - Gedanken darüber, dass die Delta-Variante des Virus in ihr Haus getragen werden könnte. „Deshalb sind wir wachsam.“ Leider seien viele Leute angesichts derzeit noch niedriger Inzidenzzahlen der Ansicht, das Thema Corona sei durch. „Deshalb haben wohl auch viele ihre Zweitimpfungen abgesagt.“ Ein gefährlicher Irrglaube, so die Pflegeexpertin.