Witten. Albert-Martmöller-Gymnasiasten sollen in Witten eine Mottoparty gefeiert haben. Gegen das Bußgeld erhoben sie Einspruch. Nun wird es noch teurer.
Der Ärger um die vermeintliche Abi-Mottoparty auf dem Schulhof des Albert-Martmöller-Gymnasiums in Witten geht weiter. Die Polizei hatte ein Treffen im April aufgelöst. Anfang Mai erhielten 37 Beteiligte ein Knöllchen wegen „Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung“. Viele erhoben Einspruch. Doch nun bekamen sie den nächsten Bußgeldbescheid und sollen jeweils 282 Euro zahlen. Doch sie bleiben dabei: „Es war keine Party.“
Bettina Glock, Mutter eines betroffenen Schülers, spricht für alle, wenn sie sagt: „Ich bin echt erschüttert.“ Den erneuten Bußgeldbescheid des Ordnungsamtes, dessen Betrag sich durch Bearbeitungsgebühren erhöht hat, nennt sie „schlichtweg falsch, unverschämt und anmaßend“. Ihre Kritik: Niemand von der Stadt habe sich überhaupt die Argumente der Eltern und jungen Erwachsenen angehört.
Wittener Schulleiter: Keine schwierige Situation
Auch dass AMG-Schulleiter Johannes Rienäcker damals gesagt habe, „aus schulischer Sicht“ hätte nichts auf eine schwierige Situation hingedeutet und er selbst überrascht gewesen sei, als die Polizei auf dem Hof stand, sei nicht berücksichtigt worden. „Das hat keinen interessiert“, so die Sicht der Mutter. Tatsächlich seien sich die jungen Leute nach wie vor keiner Schuld bewusst. Es werde alles viel zu überzogen dargestellt, sagt etwa Noah Englich. Er und seine Schulfreunde bestreiten weiterhin, dass sie ausgerechnet am 16. April gegen Regeln verstoßen haben sollen, an die sie sich auch laut Schulleiter sonst stets gehalten hätten.
Die Abiturientinnen und Abiturienten durften an diesem Tag verkleidet zur Schule kommen – als Ersatz für die sonst übliche Mottowoche, mit der sonst immer das Ende der Schulzeit vor den Osterferien eingeläutet wird. In einer Pause sollen sie sich auf dem Schulhof versammelt haben. Der Polizei zufolge hatten sich Anwohner darüber beschwert, dass „verkleidete Schüler seit zwei bis drei Stunden laut herumgrölten“ – teils ohne Masken und eng beieinander. Einige gingen stiften, 37 Personalien hielt die Polizei fest und übergab diese dem Ordnungsamt.
Jetzt sollen die Wittener Schüler 282 Euro pro Kopf zahlen
250 Euro sollten die Betroffenen zahlen oder innerhalb von 14 Tagen Einspruch erheben – die meisten taten Letzteres. „Dann haben wir lange nichts gehört und nun ausgerechnet in den Sommerferien, wo viele vielleicht verreist sind, einen erneuten Bußgeldbescheid über 282 Euro bekommen“, sagt Bettina Glock. Sie vermutet: „Hier soll die leere Stadtkasse wohl offenbar mal eben mit Tausenden von Euro auf schnelle Art und Weise gefüllt werden.“
Die Stadt sieht die Sache etwas anders. Im Rahmen der Verfahren seien alle Beteiligten angehört worden. Auch die Aussagen des Schulleiters seien eingeflossen. „Die Aussagen der Betroffenen und Dritter weichen jedoch erheblich von den Feststellungen der Polizei ab“, erklärt die Verwaltung. Die Polizei habe ihre Aussage – dass also Verstöße gegen Corona-Regeln vorlagen – auch in einer erweiterten Stellungnahme nochmals bestätigt, „so dass die Tatbestände aus unserer Sicht erfüllt sind“.
Die Höhe der Bußgelder richte sich nach den Vorgaben der Landesregierung NRW, so die Stadt. Weitere Einzelheiten könne man bei laufenden Verfahren und aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mitteilen. „Den Betroffenen steht der normale Rechtsweg im Rahmen eines Einspruchs offen. Noah Englich: „Das werden wir erneut nutzen.“