Witten. Die neue Gesamtschule in Witten nimmt Gestalt an – mit einem Profil, das bis in die City wirken soll. Die offene Gestaltung macht’s möglich.

Nicht mehr lange, dann wird Wittens dritte Gesamtschule langsam Gestalt annehmen. Bis zum Herbst soll es zumindest ein Computermodell des baulich veränderten Gebäudekomplexes am Standort der Otto-Schott-Schule geben, wo die „Neue“ ihren Platz haben wird. Im Sommer 2022 starten dann die ersten Fünftklässler mit dem Unterricht. Sie dürfen sich auf ein besonderes Lernprofil freuen – um die Kunst ergänzt.

Bereits vor zwei Jahren hatte die Stadt das pädagogische Konzept, das etwa Selbstlernstunden und flexible Anfangszeiten beinhaltet, beschlossen. Knapp ein Jahr lang hatte ein Team unter Leitung des Rektors der Otto-Schott-Realschule, Dr. Andreas Stephan, daran geschrieben. Nun sind noch ein paar „spannende Ideen“ hinzugekommen, die Stephan im Schulausschuss am Dienstag (13.4.) gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Erika Hoos den Politikern vorstellte. Die Resonanz: Begeisterung.

Leitidee der neuen Wittener Gesamtschule: „Zusammen. Leben. Lernen.“

Andreas Stephan, Rektor der Otto-Schott-Realschule und maßgeblich an der Planung des pädagogischen Konzepts für die neue Gesamtschule beteiligt, stellte das erweiterte Profil im Schulausschuss vor.
Andreas Stephan, Rektor der Otto-Schott-Realschule und maßgeblich an der Planung des pädagogischen Konzepts für die neue Gesamtschule beteiligt, stellte das erweiterte Profil im Schulausschuss vor. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Zusammen. Leben. Lernen.“ – so lautet die eigentliche Leitidee. „Das haben wir jetzt noch ein bisschen weitergedacht“, erklärt Stephan. Als Schule mitten in der Innenstadt solle die neue Gesamtschule auch Chancen für die Menschen in der City bieten, etwa durch gemeinsame Raumnutzung oder einen offenen Schulhof. Deshalb gesellt sich zu den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik noch ein vierter Schwerpunkt: die Kultur. „MINKT“ heißt es deshalb in Zukunft. Die künstlerisch-kulturelle Bildung soll Alleinstellungsmerkmal und fester Bestandteil der Schule werden – sowie langfristig auch nach außen wirken.

Den Schülern biete diese „einmalige Kombination“ größere Chancen bei der späteren Berufsfindung. Über die künstlerisch-musischen Fächer könne man die naturwissenschaftlichen Inhalte aufgelockerter vermitteln und so Begeisterung für MINT-Fächer schüren, versprechen sich die Planer von ihrem Konzept. Es fördere Innovationsfreude, Vorstellungskraft und Kreativität. So könnten beispielsweise in den fünften Klassen feinmotorische Fähigkeiten im Schulgarten ausprobiert werden. In Jahrgang 8 würden dann die Medien im Mittelpunkt stehen, etwa mit der Programmierung von Apps. Doch auch im Gebäudekomplex solle sich der neue MINKT-Baustein spiegeln.

Auf dem Gelände soll ein offenes Zentrum entstehen

Weil die Otto-Schott-Schule baulich jedoch nicht extrem veränderbar sei, wie es Schuldezernent Frank Schweppe formuliert, könnte es eine Art eigenes Zentrum als sichtbare Anlaufstelle auf der Fläche am Viehmarkt geben – „wo auch viele Menschen aus der Innenstadt gerne hinkommen“, so Stephan. Veranstaltungen, Versammlungen, Ausstellungen seien dort möglich – auch in Kooperation mit Kunstverein oder Fotoclub. Elterntreffs, ein Repair-Café – Möglichkeiten gebe es viele. Und die Schüler können bei all dem ganz praktische Erfahrungen sammeln.

Es bleibt bei vier Eingangsklassen

Die neue Gesamtschule wird die bisherige Otto-Schott-Realschule Schritt für Schritt ersetzen. Im Schuljahr 2022/23 starten die ersten 5. Klassen – vermutlich zunächst im Gebäude der ehemaligen Overberg-Hauptschule. Zugleich nimmt die Realschule keine neuen Schüler mehr auf. Auch die Freiligrath-Hauptschule wird in diesem Kontext aufgelöst.

Die Bezirksregierung hatte im vergangenen Jahr den Start mit fünf Klassen empfohlen. Doch die Stadt ist dabei geblieben: Die neue Gesamtschule soll vier Züge erhalten. Fünfzügigkeit sei viel schwerer zu handhaben, hatte Schuldezernent Schweppe damals erklärt.

„Wir müssen weg von starren Räumen“, brechen Stephan und Hoos eine Lanze für die offene Gestaltung des zukünftigen Schulgebäudes, „wo aus einem Matheraum durch mobile Elemente auch mal ein Musikraum werden kann“. Diese „modernen, zukunftsweisenden“ Veränderungen müssten nicht einmal teurer sein, denn der Flächenbedarf bliebe ja gleich.

Stadt Witten wartet auf Gebäudegutachten

Aktuell wartet die Stadt auf das Gebäudegutachten und damit auf die Information, wo um- und angebaut werden kann. Klar ist: „Wir müssen jetzt einen schnellen Prozess mit den Baukollegen hinkriegen, denn die Zeit drängt“, so Schweppe. Konkrete Vorstellungen sollen im Frühherbst präsentiert werden, wenn Eltern überlegen, wo sie ihre Viertklässler anmelden. Schweppe: „Eine Schule ohne Bilder kann schlecht für sich werben.“ Auch um Schulleiter und Lehrkräfte will die Bezirksregierung sich bis dahin bemühen.