Witten. Das Sozialunternehmen Nouranour aus Witten unterstützt geflüchtete Frauen durch Nähkurse. Im Laden an der Ruhrstraße wird jetzt Mode verkauft.
Einen neuen Raum für Begegnung, zum Lernen und für faire und nachhaltige Mode hat das Sozialunternehmen Nouranour jetzt an der Ruhrstraße 18 eröffnet. In dem Laden neben dem Kundenzentrum der Stadtwerke gibt es eine Nähwerkstatt und einen „Showroom“, in dem Kleidungsstücke verkauft werden. Das Projekt produziert nachhaltige und interkulturelle Mode – und fördert mit Nähkursen vor allem geflüchtete Frauen.
Am Samstag hat Nouranour seinen neuen Standort offiziell eröffnet. Das Team hat das Ladenlokal, in dem zuvor ein Wettbüro war, mehrere Monate lang renoviert und umgestaltet. Das Projekt wird durch Spenden finanziert. Zudem fördert die RAG-Stiftung es von jetzt an für zwei Jahre. Von dem Geld der Stiftung soll zum Beispiel eine Erzieherin finanziert werden, die vormittags eine Kinderbetreuung in dem neuen Laden anbietet.
Im „Showroom“ sind die selbstgenähten Kleidungsstücke ausgestellt
Im vorderen Bereich, den die Frauen „Showroom“ nennen, präsentieren sie die selbstgenähten Kimonos, Schals, Kissen und Taschen. Im hinteren Teil des Ladens befindet sich die Nähwerkstatt. Hier stehen eine Schneiderpuppe, ein großer Zuschneidetisch und mehrere Nähmaschinen. In den Regalen werden Stoffe und Schnittmuster aufbewahrt. An einer der Schaufensterscheiben kleben Zettel, auf denen Wörter wie „Diversität“, „verbinden“, „begegnen“, „Kultur“ und „miteinander“ stehen – ein Ausdruck der Philosophie von Nouranour.
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Das Sozialunternehmen ist 2019 aus einer Initiative Wittener Frauen entstanden. Die Ziele der Gründerinnen: Geflüchtete Frauen zusammenbringen, unterstützen und ihnen eine berufliche Perspektive bieten. „Beim Nähen tritt die Sprache in den Hintergrund, die gemeinsame Arbeit und das Lernen verbindet und stärkt das Selbstbewusstsein“, sagt Christine Lüke. Sie ist seit der Gründung ein Teil des Nouranour-Teams.
Nachhaltigkeit und Recycling spielen in der Produktion eine wichtige Rolle
Mit den Nähkursen ermöglicht sie Frauen aus verschiedenen Kulturen einen Einstieg in die Arbeitswelt. Begabte Näherinnen haben die Chance auf eine Anstellung in der Produktion und damit auf eine Perspektive, die sie auf dem regulären Arbeitsmarkt nicht hätten, erklärt Lüke. In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Modelabel zunehmend professionalisiert. Zwei Schneider entwerfen eigene Schnitte und nähen mit Bio-zertifizierten Stoffen ohne Elasthan. Eines der wichtigsten Anliegen von Mitgründerin Lilia Galarza: Nachhaltigkeit.
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Alle Stoffe sind recycelbar und mit natürlichen Farben gefärbt. Stoffreste, die etwa beim Nähen eines Kimonos anfallen, werden für kleine Taschen verwendet. Aus gespendeten Stoffen oder auch alten Fahnenstoffen nähen die Frauen in den Kursen neue Beutel und Tragetaschen.
Interkulturelle Mode kann von Frauen verschiedener Herkunft getragen werden
„Wir machen interkulturelle Mode, das heißt, Frauen unterschiedlicher Herkunft können die gleichen Kleidungsstücke tragen, jede auf ihre Art“, sagt Galarza. Die Kimonos können zum Beispiel offen oder geschlossen getragen werden, Schlauchtücher eignen sich als Schal ebenso wie als Unterkopftuch.
Bürgermeister eröffnet Geschäft
Zur offiziellen Eröffnung kam am Samstag auch Wittens Bürgermeister Lars König. Mit einer großen Schneiderschere durchtrennte König das symbolische Stoffband am Eingang des Nouranour-Ladens.
Täglich zwischen 14 und 18 Uhr wird künftig eine Ansprechperson aus dem Team im Laden sein. Die Adresse ist Ruhrstraße 18. Weitere Informationen gibt’s unter www.nouranour.org.
Der neue Standort soll Nouranour jedoch nicht nur als Verkaufsort und Werkstatt dienen. Der vordere Teil des Ladens bietet ebenso Platz für Austausch und Begegnung. „Wir möchten den Ort auch für unsere Deutsch-Tandemprogramme und für Aufklärungsarbeit nutzen“, sagt Gründerin Julia Ebner. Nachmittags soll hier langfristig immer ein Mitglied des Teams als Ansprechperson zur Verfügung stehen – und nach der Corona-Zeit wieder für viel Begegnung sorgen.