Witten. Eine Testpflicht in Unternehmen gibt es nicht, dennoch bieten viele Betriebe in Witten ihren Mitarbeitern Tests an. Es gibt auch offene Fragen.
In vielen Bereichen des Alltags kommen auch Wittener aktuell an einem Corona-Test nicht vorbei, etwa wenn sie mit Termin shoppen gehen wollen. Ein Bereich ist von dieser Maßnahme aber bislang ausgenommen: die Wirtschaft. Nun ist in der Politik die Diskussion entbrannt, auch hier eine Testpflicht einzuführen. Wie handhaben es die Unternehmen in Witten, in denen nicht alle Angestellten im Homeoffice arbeiten können?
Zum Beispiel beim Maschinenhersteller Ruhrpumpen in Witten-Annen. Zwar habe man „alles, was nicht niet- und nagelfest ist“, ins Homeoffice verlagert, so Andreas Dieck vom Betriebsrat, mit der Arbeit an den Maschinen klappe das aber naturgemäß nicht. „Wir wollen weiter produzieren. Wir wollen aber auch gesund bleiben“, fasst Dieck das Dilemma zusammen.
Testangebote, nachdem ein paar Mitarbeiter sich mit dem Coronavirus infiziert hatten
Vor rund zwei Wochen habe man sich dann entschieden, den rund 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Testangebote zu machen. Anlass war, dass sich drei Angestellte mit dem Coronavirus infiziert hatten, so Andreas Dieck. Um die Verbreitung und damit einen größeren Ausbruch zu verhindern, habe man sich mit dem Gesundheitsamt und einem Arzt beraten. Seitdem sollen sich alle Mitarbeiter zweimal wöchentlich vor der Arbeit auf Covid-19 testen. Entweder kostenlos in einem Testzentrum oder es wird ihnen ein Selbsttest vom Unternehmen gestellt.
Auch interessant
„Das ist ein Appell, kein Befehl“, erklärt Dieck. Sobald der Arbeitgeber eine Pflicht anordne, stellten sich nämlich viele Fragen. Zum Beispiel: Zählt die Zeit, die für den Test verwendet wird, zur Arbeitszeit? Welches Testzentrum hat zu Zeiten geöffnet, die einen Test vor Arbeitsbeginn möglich machen?
Schnelltests bei Bedarf in kleinerem Betrieb
Um die Situation also nicht komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon ist, setzt Ruhrpumpen auf die Eigenmotivation seiner Mitarbeiter. „Macht es für euch, für eure Familien und für uns alle!“, fasst Andreas Dieck die Botschaft zusammen. Und die scheint angekommen zu sein. „Die Mannschaft hat den Sinn erkannt und sieht auch die Notwendigkeit“, so Diecks Eindruck.
Ähnlich handhabt es der weitaus kleinere Betrieb Elektro Fleitmann in Witten-Stockum. Auch dort stellt der Arbeitgeber seinen 30 Mitarbeiter Schnelltests zur Verfügung. Diese werden allerdings nicht regelmäßig angewandt, erklärt Karin Fleitmann, sondern bei Bedarf. Etwa wenn ein Angestellter oder eine Angestellte über Erkältungssymptome klage.
Sparkasse berät über Testangebote für Mitarbeiter
Auch interessant
Eine Testpflicht sieht Fleitmann aber skeptisch. „Wann sollen wir das machen?“, fragt sie. Für einen Betrieb, der Kundenkontakt erfordere, gebe es sinnvollere Maßnahmen: „Wir würden uns wünschen, dass man uns impft“, so Fleitmann.
Die Stichprobe bei Wittener Unternehmen zeigt, dass Tests als Sicherheitsmaßnahme bereits angewendet werden, etwa beim Baustoffhersteller Ardex, oder schon im Gespräch sind. Diesen Eindruck bestätigt Christian Kolb von der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Gerade die größeren Betriebe sind da schon ziemlich gut aufgestellt“, sagt er. Auch die Bereitschaft zu einem Test innerhalb des Personals sei „prinzipiell vorhanden“.
Unternehmen haben noch offene Fragen
Allerdings fehlten einigen „die ausgesprochenen Benefits“, so Kolb. Wer sich ein Stäbchen in die Nase schieben lasse, sei dazu womöglich eher bereit, wenn ihm an dem Tag auch noch anderes offenstände – zum Beispiel die Außengastronomie. Auch Fragen wie die, wer die Kosten für die Tests tragen soll, werden an ihn herangetragen. Oder woher ein Unternehmen diese Tests beziehen kann.
Frage wie diese beschäftigen auch die Sparkasse Witten. Um die Sicherheit von Personal und Kunden zu gewährleisten, habe die Sparkasse Witten aber bereits Maßnahmen ergriffen. So gebe es etwa zwischen den Kollegen aus den zehn Sparkassen-Filialen in Witten keinen persönlichen Austausch. „Wir haben Brandmauern eingezogen“, sagt Sprecher Klaus-Peter Nehm. „Damit, wenn es einen Ausbruch gibt, dieser isoliert bleibt.“
Schon bald soll es für die Sparkassen-Mitarbeiter aber auch Tests geben. „Wir sehen das als sinnvollen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie an“, so Nehm. Ein Krisenstab beschäftige sich mit der Thematik.