Witten. Folien, Schläuche, Draht: Die Düsseldorfer Künstlerin Birgit Werres erschafft daraus Kunst. 24 ihrer Werke sind jetzt im Museum Witten zu sehen.

24 Werke ohne Titel präsentiert die Düsseldorfer Künstlerin Birgit Werres (58) in den Räumen für Wechselausstellungen des Märkischen Museums. Die Kunstobjekte laden den Besucher zur freien Interpretation ein, sie weisen in keine Richtung, sondern sind eine überraschende Mischung aus abstrakt und organisch.

Birgit Werres und Museumsleiter Christoph Kohl haben die neue Ausstellung vorgestellt.
Birgit Werres und Museumsleiter Christoph Kohl haben die neue Ausstellung vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Werkschau ist komplett für die beinahe quadratischen Räume konzipiert, die von Standort zu Standort neue Durchblicke und spannende Raumperspektiven zulassen. Birgit Werres selbst spricht von einem „work-in-flow-Prozess“, der sich beim Aufbau der Rauminstallationen noch fortgesetzt habe.

Material liegt auf Lagerplätzen und Fertigungshallen

Dinge und Materialien, die das künstlerische Interesse der Künstlerin wecken, sind die Basis ihrer Werke. Das können beispielsweise vorgefertigte, ausrangierte Gegenstände aus der industriellen Produktion sein. So verwendet sie Bau- und Verpackungsfolien, Schläuche, Draht und sonstigen Produktionsausschuss, der auf Halden verrottet. Sie findet diese Materialien auf Lagerplätzen und in Fertigungshallen. Entdeckung und Veränderung der Fundstücke sind zwei wichtige Arbeitsschritte beim Entstehen eines Kunstwerks der gelernten Bildhauerin.

Eindrucksvoll: die an die Wand gelehnte Rundbadewanne. Die rückwärtige Struktur aus Fiberglas und Polyester sowie die Installation im Raum gibt dem Gebrauchsgegenstand ungeahnte künstlerische Weiten.
Eindrucksvoll: die an die Wand gelehnte Rundbadewanne. Die rückwärtige Struktur aus Fiberglas und Polyester sowie die Installation im Raum gibt dem Gebrauchsgegenstand ungeahnte künstlerische Weiten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Künstlerin spielt mit profanen Dingen, Materialkombinationen und Transformationsprozessen von scheinbar vertrauten Dingen - im Großen wie im Kleinen. So hat das kleinste Objekt die Ausmaße von zehn mal fünf Zentimetern und die größte Installation misst stolze 150 Quadratmeter. Im Märkischen Museum ist die Ausstellung als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Aber eigentlich steht jedes Objekt für sich.

Alle Werke der Wittener Ausstellung sind im Corona-Jahr entstanden

Alle Skulpturen sind im vergangenen Corona-Jahr entstanden. „Ich wollte in dieser Zeit nicht mit angezogener Handbremse unterwegs sein. Sondern Neues schaffen für die Zeit nach Corona. Jetzt stecken wir zwar noch mittendrin in der Pandemie - aber ich freue mich, hier im Museum präsent zu sein“, betont Birgit Werres.

+++Wie geht es unseren Lesern nach einem Jahr Pandemie? Das wollen wir herausfinden. Wir würden uns freuen, wenn Sie dazu an unserer Umfrage teilnehmen+++

Eindrucksvoll ist sicherlich die an die Wand gelehnte Rundbadewanne. Die rückwärtige Struktur aus Fiberglas und Polyester sowie die Installation im Raum gibt einem so alltäglichen Gebrauchsgegenstand ungeahnte künstlerische Weiten. Auch die große Wandinstallation aus farbigen Schläuchen kombiniert mit einem profanen Zaungittergeflecht regt die Phantasie an. Wann endlich beginnen die Schläuche zu leuchten?

Ein blaues, zusammengeschnürtes Bündel aus Folie und Gummi hat Birgit Werren dem Märkischen Museum geschenkt.
Ein blaues, zusammengeschnürtes Bündel aus Folie und Gummi hat Birgit Werren dem Märkischen Museum geschenkt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Es gibt auch eine Werres-Schenkung an das Märkische Museum. Ein blaues, zusammengeschnürtes Bündel. Dafür hat die Künstlerin erstmals fabrikneues Material verwendet: Blaue transparente Folie, die sie zusammengeschweißt hat. Um die Farbschattierungen zum Leben zu erwecken, hat sie dieses Objekt mit hauchdünner Stretchfolie ausgestopft. Und anschließend alles mit schwarzen Gummi-Spanngurten verschnürt.

>>>INFO:

Die temporäre Rauminstallationen von Birgit Werres sind bis zum 20. Juni 2021 im Märkischen Museum zu bewundern. Der Eintritt ist frei. Voranmeldung unter maerkisches.museum@stadt-witten.de oder unter Tel. 02302/5812550.

Die Düsseldorfer Künstlerin Birgit Werres ist Meisterschülerin von Irmin Kamp und hat 1982 das Studium an der Kunstakademie Düsseldorf begonnen. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1989 hat sie ein Jahr lang bei Tony Cragg hospitiert.