Witten. 2020 war ein hartes Jahr für die Hotels in Witten. Die Gästezahlen sind um mehr als die Hälfte eingebrochen. Besserung ist nicht in Sicht.

53,7 Prozent – um diesen Wert sind die Gästezahlen in Witten im Corona-Jahr 2020 eingebrochen. Eine Statistik des Landesbetriebs IT.NRW zeigt, wie hart die Pandemie die Hotel-Branche in der Ruhrstadt getroffen hat. Haben im Jahr 2019 noch 38.957 Menschen in Wittener Hotels übernachtet, waren es 2020 nur noch 18.020.

Der Grund für die dramatische Entwicklung ist wenig überraschend. Mit der Corona-Pandemie gingen auch immer mehr Einschränkungen für den Tourismus einher. „Geschäftsreisen sind komplett weggebrochen“, nennt Lars Martin, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Westfalen (Dehoga), einen der Gründe. In Witten machten diese rund 80 Prozent des Tourismus aus. Etwa 20 Prozent seien Privatreisen.

Kleinere Betriebe in Witten besser ausgelastet als große Häuser

In den ersten Monaten des vergangenen Jahres war die Auslastung der Hotelbetten noch normal, resümiert Martin. „Im zweiten Quartal ist es dramatisch geworden.“ Veranstaltungen sind ausgefallen, Fußballspiele in Dortmund oder Bochum konnten nicht besucht werden, Familienfeiern fanden nicht statt Kongresse und Messen wurden abgesagt.

Letzteres bekämen vor allem die größeren Häuser zu spüren, die stärker am Tagungsgeschäft hingen. Kleinere Betriebe hingegen seien während der Pandemie häufig besser ausgelastet gewesen. Ein Grund könnte sein, so Martin, dass dort vermehrt Bauarbeiter auf Montage übernachteten. Anders als Geschäftsreisen ließen sich diese Aufenthalte nämlich nicht absagen.

Und sie dauern auch länger. So ließe sich auch erklären, warum die Aufenthaltsdauer im Corona-Jahr laut Statistik von IT.NRW länger war als im Vorjahr. 2,4 Tage blieben Gäste 2020 in den Wittener Hotels, 2019 waren es im Schnitt 1,9 Tage.

Übernachtungszahlen in Wittener Hotels gehen zurück

Eine Entspannung der Lage bringt dieser Zuwachs allerdings nicht. Denn wie die Übernachtungszahlen zeigen, verbuchen die Wittener Hoteliers auch hier einen hohen Verlust von 40,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr (72.638 Übernachtungen), blieben Reisende 2020 lediglich 43.059 Nächte in der Ruhrstadt. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Auslastung der angebotenen Betten von 23 Prozent.

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Und auch für 2021 ist keine Besserung in Sicht. „Die meisten Betriebe haben über das Geschäftsjahr 2021 ein Ei geschlagen“, sagt Lars Martin. Soll heißen: „Das wird nichts werden.“ Zwar stehe Ostern vor der Tür und da würden erfahrungsgemäß viele Menschen verreisen. Doch während der Pandemie? Zumal: „Wir wissen nicht, wann die Hotels für Privatreisende wieder öffnen dürfen“, so Martin.

Kein erhöhtes Infektionsrisiko in Hotels

Geschäftsreisende dürften zwar kommen, „die haben aber im Moment keinen Grund“. Darum rechnet Lars Martin damit, dass auch in diesem Jahr die Gästezahlen weiter sinken werden. „2021 werde vergleichbar sein mit 2020. Nur dass es noch schlechter angefangen hat.“

Martin hofft daher auf eine Öffnungsperspektive. Zumal das Robert-Koch-Institut erst kürzlich das Infektionsrisiko in Hotels als niedrig eingestuft habe. Daher sei es nicht nachvollziehbar, dass Häuser, die gute Hygienekonzepte entwickelt hätten, nicht öffnen dürfen. „Die Branche ist unverschuldet in Not geraten.“ Dieses – juristisch gesprochen – „Sonderopfer“ für die Gesellschaft, müsse honoriert und durch staatliche Hilfen kompensiert werden, fordert Martin.

Vorschlag: Schnelltests vor Veranstaltungen

Die Betroffenen hätten zum Teil Kredite aufgenommen, ihre private Altersvorsorge gekündigt und ins Unternehmen gesteckt. „Es herrscht eine große Verzweiflung und Perspektivlosigkeit“, fasst Lars Martin seine Erfahrung aus zahlreichen Beratungsgesprächen zusammen. Er fordert jetzt verlässliche Aussagen der Politik. Insbesondere das Thema Luftfilter müsse in den Blick genommen werden. Auch Schnelltests hält er für eine gute Möglichkeit, um wieder Veranstaltungen durchführen zu können.

Es gebe Mittel, der Branche durch die Krise zu helfen, ist sich Martin sicher. Doch darüber entscheiden müsse die Politik. Und bis dahin? „Sind wir zum Abwarten verdammt“, so Martin.

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