Witten. Wer Essen im Restaurant bestellt, bleibt oft auf einem Berg Müll sitzen. Budde’s Schmelztiegel aus Witten setzt auf eine nachhaltige Alternative.

Schon seit Anfang November sind Restaurants und Cafés wegen der Corona-Pandemie auch in Witten wieder geschlossen. Wer sein Lieblingsrestaurant in diesen schwierigen Zeiten unterstützen möchte, kann aber vielerorts den Abhol-Service nutzen. Ist das Essen verputzt, kommt das traurige Nachspiel: Was bleibt, ist meist ein Berg an Müll, vorzugsweise Styropor. Gastronom Marc Budde setzt daher jetzt auf wiederverwendbare Schüsseln.

„Ich habe im ersten Lockdown gesehen, was für Unmengen an Müll wir produzieren“, sagt der Inhaber von Budde’s Schmelztiegel. „Die Styroporboxen, die wir ausgegeben haben, hätten locker unseren Gastraum füllen können.“ Und diese seien ja besonders schwer abbaubar. Also begab sich der Wittener, der erst vor zwei Jahren sein Restaurant am Tennisplatz in Bommern eröffnet hat, auf die Suche nach einer umweltfreundlicheren Alternative.

Schnitzel oder Burger gibt es bei Budde’s in Witten in der wiederverwendbaren Box

Nun, im zweiten Lockdown, können seine Gäste wählen: Burger oder Schnitzel werden entweder in der klassischen Einweg-Verpackung ausgegeben – oder in einer wiederverwendbaren Box. Diese wird bei nächster Gelegenheit zurückgegeben. Damit die Mehrweg-Verpackungen wieder bei Budde ankommen, müssen pro Schüssel zehn Euro Pfand hinterlegt werden.

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Bestellt eine mehrköpfige Familie ihr Abendessen, kommt da schnell ein hoher Betrag allein fürs Pfand zusammen. „Deshalb habe ich auch zuerst ein wenig gezweifelt“, erzählt Restaurantchef Budde. Aber das System werde von seinen Kunden gut angenommen. Er habe zunächst 50 Mehrweg-Behälter geordert, mittlerweile seien über 200 unterwegs.

Bis zu 70 Prozent der Gäste entscheiden sich für die nachhaltige Variante

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Bis zu 70 Prozent der Gäste würden sich für die nachhaltige Variante entscheiden – und gegen die Einwegverpackung. „Das war ein Selbstläufer“, freut sich Budde. „Und es ist ja auch viel besser so.“ Davor habe er bis zu 300 Styropor-Behälter in der Woche ausgegeben, „eine Riesen-Menge“. „Die Leute sind durch die Krise umweltbewusster geworden“, vermutet der 52-Jährige. Außerdem hätten einige gemerkt, wie schnell sich die Gelbe Tonne durch die To-go-Verpackungen füllt.

So sieht das wiederverwendbare Pfandgeschirr von „Recircle“ aus.
So sieht das wiederverwendbare Pfandgeschirr von „Recircle“ aus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Das Restaurant mit seiner gehobenen Ruhrpott-Küche nutzt Geschirr des Start-ups „Recircle“. In Deutschland beteiligen sich bislang 280 Gastronomie-Betriebe an deren Mehrweg-Lösung. In der Schweiz, wo das Unternehmen gegründet wurde, sind laut Firmenwebseite bereits 1400 Restaurants Teil des Netzwerks.

„Recircle“ nutzen bundesweit bereits 280 Restaurants

Die Idee dahinter: Die Schüsseln und Boxen von „Recircle“ können in jedem teilnehmenden Betrieb zurückgeben werden. Deshalb wirbt Marc Budde auch für das System. „Es wäre toll, wenn sich noch mehr Gastronomen hier in Witten beteiligen würden.“ Bislang ist der Schmelztiegel aber der einzige. Auch der Restaurantchef profitiert von den wiederverwendbaren Transportboxen. 13,5 Cent muss er pro Nutzung an „Recircle“ zahlen. „Das ist günstiger, als die Styroporverpackungen.“

Mehrwegsystem ist im Revier nicht verbreitet

Bislang sind die Produkte von „Recircle“ in der Region noch nicht weit verbreitet. In Witten ist Buddes Schmelztiegel das einzige Restaurant, das die Boxen nutzt. In Bochum machen zwei Gaststätten mit, die Bassano Vinoteca in Wiemelhausen und das Franz Ferdinand am Stadtpark. Mit dabei i Revier ist auch noch Ollis Restaurant und Biergarten in Herne. Damit endet die Liste.

Viele Einwegprodukte aus Kunststoff dürfen bald in Deutschland ohnehin nicht mehr verkauft werden. Das gilt neben Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehältern auch für To-go-Getränkebecher, Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff und Styropor. Die Verordnung soll am 3. Juli 2021 in Kraft treten.

Dank November- und Dezemberhilfe der Bundesregierung und des recht regen Außer-Haus-Verkaufs kommt das Restaurant in Bommern „ganz gut durch“. Allerdings, sagt Budde, seien die Menschen mittlerweile zurückhaltender, was Bestellungen angeht. Das habe er auch von vielen anderen Kollegen gehört.

Etwas Hoffnung könnte da die von Bundeswirtschaftminister Peter Altmaier in Aussicht gestellte Öffnung der Außengastronomie zu Ostern geben. „Aber über ungelegte Eier mache ich mir keine Gedanken“, sagt Marc Budde ernüchtert. Trotz allem bereitet er sich vor: Derzeit bauen er und seine Mitarbeiter einen Windfang an den Außenbereich des Restaurants – damit auch bei schlechterem Wetter die Gäste ab April endlich wieder vor Ort essen können.

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