Witten. Emily-Sophie aus Witten hat im Lockdown einen Brief an die Landesregierung geschrieben. Denn die 14-Jährige macht sich Sorgen um ihre Zukunft.

Kein Sport, keine Partys, keine Shopping-Touren. Im Lockdown ist nichts möglich, was Jugendliche normalerweise gerne machen. Inzwischen sehnen sich viele geradezu nach dem Unterricht im Klassenraum. Emily-Sophie Kruse macht sich gar Sorgen um ihre Zukunft. „Ich kann in der Schule besser lernen“, sagt die 14-Jährige, die das Ruhr-Gymnasium in Witten besucht. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, hat sie jetzt sogar einen Brief an die Landesregierung geschrieben.

Wir erwischen Emily-Sophie an diesem Freitagmittag (19.2.) kurz nach dem Französischunterricht. Der hat natürlich digital – via Zoom-Meeting – stattgefunden, wie derzeit in fast allen Fächern. Manchmal gebe es technische Probleme, wenn etwa das Internet ausfällt. „Das ist unglücklich für alle“, sagt das Mädchen aus Annen. Nicht alle Lehrer seien digital gut gerüstet. Vor allem im ersten Lockdown hätten manche nicht mal Aufgaben verteilt. Inzwischen klappt das etwas besser. Doch am meisten stört sie etwas anderes.

Wittener Gymnasiastin: Ungerecht, dass nur Abschlussklassen in die Schule dürfen

Emily-Sophie, die in die neunte Klasse geht und im nächsten Schuljahr in die Einführungsphase für die Oberstufe kommt, findet es ungerecht, dass ab Montag nur die Abschlussklassen aus ihrem Gymnasium wieder zur Schule dürfen. „Ich mache mit meinem Jahrgang das verkürzte Abitur, habe somit ohnehin ein Jahr weniger, in dem ich für meinen Abschluss lernen kann“, schreibt sie in ihrem Brief an das Land NRW. „Durch Corona wurde uns nun auch schon so gut wie ein Jahr weggenommen.“

Antwort vom Land schon erhalten

Emily-Sophies Eltern finden es gut, dass ihre Tochter die Initiative ergriffen und in einem Brief an die Landesregierung ihre Probleme geschildert hat. Sie habe auch bereits eine Antwort erhalten: Sie solle sich an ihren Klassenlehrer wenden – was sie schon vorher getan hatte.Die Schülerin des Ruhr-Gymnasiums fühlt sich benachteiligt, weil Neuntklässler wie sie ab Montag nicht in den Präsenzunterricht zurück dürfen. Auch Grundschüler werden dann – zumindest wechselweise – wieder in der Schule unterrichtet.

Emily-Sophie hat Angst, dass sie sich von ihrem Traumberuf verabschieden muss. Sie will Polizistin werden. „Und dafür brauche ich gute Noten.“ Doch die gehen bei ihr, die bis zum Sommer noch einen Einserschnitt hatte, langsam bergab. „Ich kann Dinge einfach besser begreifen, wenn mir jemand etwas persönlich erklärt“, sagt sie. Sprachen sind ihr Ding, Mathe nicht so. „Das ist ein Fach, in dem ich nachgelassen habe.“ Emily-Sophie hofft, dass die Regierung begreift, „wie wir Schüler uns fühlen“. Vielen aus der Klasse gehe es so wie ihr. „Ich will einfach nicht darunter leiden, dass sich so ein Virus bei uns breitmacht.“

Sich mit einer Freundin treffen, mal spazieren gehen

Dabei versteht sie viele Einschränkungen. Ihr Vater ist selbst Risikopatient. Als im ersten Lockdown die Schulen dicht machen mussten, „dachten wir auch noch, wir sehen uns in zwei Wochen wieder“. Mittlerweile macht sie, die sonst viermal pro Woche beim SV Bommern in der U17-Bezirksliga Fußball spielt, nur noch Übungen, die der Trainer online schickt. „Die Mannschaft fehlt mir total.“

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Ab und zu trifft sie sich mit einer Freundin. Sie gehen spazieren, fahren mal nach Dortmund. Einem Siebtklässler gibt sie inzwischen Nachhilfe, natürlich auch online. Vor allem aber lernt sie mehr als zuvor, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Eigentlich, sagt Emily-Sophie, „dominieren gerade Handy und PC mein Leben“.

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