Witten. 60 Hausärzte versorgen die Wittener. In vielen Praxen gibt es derzeit einen Generationenwechsel, denn viele Mediziner gehen in Ruhestand.
Wie gut ist Witten mit Hausärzten versorgt? Besser, als mancher annehmen würde. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ist Witten mit einem Versorgungsgrad von 110,9 Prozent „zu gut“ mit niedergelassenen Medizinern belegt. Aktuell dürfen in der Ruhrstadt keine Hausärzte eine Praxis neueröffnen. Allerdings: Im Stadtgebiet gibt es weniger Praxen. Die medizinische Versorgung der Wittener findet immer häufiger in großen Ärztehäusern statt.
60,5 Hausärzte kümmern sich um die Wittener
Mit der Niederlassungssperre will die KVWL bewirken, dass Ärzte aus überversorgten Gebieten in ländliche Regionen mit Ärztemangel abwandern. Die Quote 110,9 Prozent hat der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Westfalen-Lippe im November 2020 festgelegt. Sie ergibt sich aus derzeit 60,5 Hausärzten, die in Witten tätig sind, im Verhältnis zu den 98.730 Einwohnern. In die Quote fließen aber auch Faktoren ein, wie die demografische Entwicklung, die Geschlechterverteilung und die Morbidität (also Krankheitsanfälligkeit) der Bevölkerung, so KVWL-Sprecherin Jana Elbert.
Eine der wenigen Neugründungen einer Ärztepraxis in Witten war Severina Vasileva und Vanessa Steinbuß mit ihrer „Allgemeinmedizin an der Ruhr“ möglich. Sie haben im Herbst 2020 eine frei werdende Zulassung ergattern können und am 4. Januar haben ihre Praxis gegenüber des Café del Sol eröffnet. Beide wollen sich mit einem klassischen Hausarztmodell bewusst von medizinischen Versorgungszentren abgrenzen, die auch in Witten auf dem Vormarsch sind. „Wir möchten, dass Patienten einen persönlichen Bezug zu uns haben“, so Dr. Vanessa Steinbuß.
Kinderbetreuung entscheidend
Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung sind für junge Ärztinnen und Ärzte, die sich für eine Niederlassung interessieren, die sogenannten weichen Faktoren entscheidend. Etwa, Kinderbetreuungsangebote oder ob Jobmöglichkeiten für den Partner/die Partnerin in einer Ortschaft vorhanden sind.In der Regel übernehmen junge Ärzte die Praxis eines älteren Kollegen. Häufig arbeiten beide eine Zeit lang parallel, so können der Patientenstamm und die Mitarbeiter übernommen werden.
Denn: Es ist zwar die Zahl der Zulassungen, also der praktizierenden Mediziner, in Witten gleichgeblieben. Aber nicht die der Arzt-Sitze. Das Gros der Wittener Mediziner arbeitet in Ärztehäusern, wie an der Pferdebachstraße, im Centro Vital in Annen und im Rathaus der Medizin in Herbede.
32 Prozent der Hausärzte in Witten sind über 60 Jahre alt
Vor einer Überalterung der Ärzteschaft müssen sich Patienten nicht fürchten. Zurzeit sind 32 Prozent der Wittener Mediziner älter als 60 Jahre. Zum Vergleich: In Westfalen-Lippe insgesamt sind es rund 40 Prozent. „Die hausärztliche Versorgung in Witten ist im Moment als stabil zu bezeichnen“, sagt Jana Elbert. Weil es keine konkrete Altersgrenze für Ärzte gibt, lasse sich nicht genau abschätzen, wann wie viele der älteren Ärzte in den Ruhestand gehen werden.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
„In Witten tut sich gerade was“, beschreibt Arne Meinshausen von der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten einen Generationenwechsel, der „in vollem Gang“ sei. So hätten etwa die Kollegen Ernst Kuchler oder Hans-Joachim Böhm mit ihren Praxen an der Beethovenstraße junge Verstärkung bekommen bzw. sich zurückgezogen. Auch er habe seine Tochter mit in seine Herbeder Praxis genommen. „Bis vor einigen Jahren war noch die Hälfte aller Hausärzte in Witten älter. Aber diese Marke ist gekippt.“
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.