Witten. Wegen Corona steht das Marien-Café in Witten kurz vor dem Aus. Die Betreiber können die Rechnungen nicht mehr bezahlen. So könnten Kunden helfen.
Die Inhaber vom Marien-Café an der Hauptstraße in Witten kämpfen verzweifelt um ihren Lebenstraum. Durch Corona sind die Umsätze so stark eingebrochen, dass Volker Schiffer und seine Lebensgefährtin Manuela Gebhardt ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können. Wenn sie bis Mitte Januar nicht die aufgelaufenen Mahnungen für den Strom bezahlen, wird es buchstäblich zappenduster in ihrem kleinen Lokal.
Dabei war es zuerst so gut gelaufen: Vor genau sechs Jahren, im Dezember 2014, hatte das Paar die Bäckerei an der belebten Kreuzung vorm Marien-Hospital eröffnet. Mit einem enormen Kraftakt - auch finanziell - war die ehemalige Marien-Apotheke in nur wenigen Tagen zum gemütlichen kleinen Café mit 26 Sitzplätzen umgebaut worden. Seitdem bietet das Paar hier nicht nur Teilchen und Torten an, sondern hat auch Herzhaftes in der Theke: Volker Schiffer, ein gelernter Metzger, brät Schnitzel und Frikadellen, serviert einen selbstgemachten Mittagstisch. Schon morgens um halb sechs steht das erste Rührei auf dem Herd. "Dann holen sich die ersten Kunden auf dem Weg zur Arbeit ihr Frühstück bei uns", sagt Manuela Gebhardt.
Umsätze der Wittener sind um 70 Prozent eingebrochen
Das könnten sie auch jetzt tun - die Bäckerei darf ja auch im zweiten Lockdown geöffnet bleiben. Allerdings: "Es ist ja nichts los auf der Straße", klagt die 54-Jährige. Keine Menschenseele stehe an der Bushaltestelle, kein Schüler kommt rein, kein Damenkränzchen trifft sich auf ein Stück Kuchen im Lokal, die Tische sind gesperrt. "Unsere Umsätze sind um 70 Prozent eingebrochen", klagt Manuela Gebhardt. Diesmal sei es noch schlimmer als im Frühjahr. Damals seien noch Gutscheine verkauft worden, gab es noch Rücklagen. Aber inzwischen sind bei dem Paar 15.000 Euro Schulden aufgelaufen. Und alle Pläne, das Café umzubauen, mussten auf Eis gelegt werden: Davon wagen die Betreiber nicht einmal mehr zu träumen. Für sie geht es nur noch ums Überleben.
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Um die drängendsten Rechnungen bezahlen zu können, hat Manuela Gebhardt nun die letzten zwei Schmuckstücke ihrer Mutter zur Pfandleihe gebracht. Sat.1 hat sie dabei mit der Kamera begleitet und anschließend im Frühstücksfernsehen kurz vor Weihnachten über den Fall berichtet. Ist ihr das nicht peinlich? "Nein, warum?", sagt die 54-Jährige. Es sei ja keine Schade, durch Corona unverschuldet in Not geraten zu sein. "Und so wie uns wird es sicher noch vielen Betrieben gehen."
Kunden waren vom TV-Bericht total überrascht
Die Reaktionen auf den TV-Bericht seien auch ausgesprochen positiv und ermutigend gewesen. "Viele fanden toll, dass wir das gemacht haben - und waren aber auch total überrascht", erzählt die Wittenerin. Die Kunden hätten ja nicht geahnt, wie schlecht es ihnen geht. "Das zeige ich hinter der Theke nicht - der Laden, das ist die Bühne. Das Private findet eigentlich hinten statt."
Eigentlich - aber so geht es nun nicht mehr. Bis zum 11. Januar müssen die aufgelaufenen Stromrechnungen von 4500 Euro bezahlt sein. Doch die Café-Inhaber wissen nicht, wie sie das machen sollen. Die Corona-Hilfen vom Staat kommen dafür - wenn sie denn kommen - zu spät. "Wir könnten das Auto verkaufen, aber wir müssen doch auch Ware kaufen", überlegt Manuela Gebhardt schluchzend unter Tränen. Doch selbst wenn: Ob das reicht? "Ich weiß nicht, aber könnte es nicht ertragen, wenn wir schließen müssten!"
Für sie würde nicht nur ein Lebenstraum zerplatzen, wenn das Café schließen müsste. Es geht auch um die Existenz der ganzen Familie, drei Kinder sind noch im Haus, der jüngste Sohn ist gerade elf. Und einen Plan B gibt es nicht. Nur ein kleiner Hoffnungsschimmer ist in Sicht: Es läuft eine Spendenaktion auf der Plattform "gofundme", doch da sind bislang nur 50 Euro eingegangen, weitere 50 Euro wurden im Laden gespendet. Das ist schön, aber es reicht nicht. Doch auch wenn es schlecht aussieht: Manuela Gebhardt und Volker Schiffer wollen die Hoffnung noch nicht aufgeben. "Wir hoffen, dass wir wenigstens das Geld für den Strom zusammenkriegen."
Hier geht es zur Spendenplattform fürs Marien-Café in Witten