Witten. 40 Prozent mehr Pakete als im Vorjahr kommen diesmal vor Weihnachten in Witten an. Eine Zustellerin erzählt, wie sie die Geschenkeflut meistert.
Corona und das Weihnachtsgeschäft machen’s möglich. In diesem Dezember bekommen die Wittener so viele Pakete wie noch nie – 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Viele davon wurden im Internet bestellt. Eine Menge Arbeit also für die Zusteller der Deutschen Post. Ilona Mihm ist eine von ihnen. Seit 13 Jahren bringt die vierfache Mutter den Bommeranern kartonweise Geschenke.
Fürs Foto soll Ilona Mihm einmal langsam über die Alte Straße gehen. Aber das kann die DHL-Botin gar nicht. Im Stechschritt saust sie auf die Haustür zu. Klingeln, Paket auf die Fußmatte stellen, Blickkontakt (denn in Pandemiezeiten muss niemand mehr unterschreiben), ein kurzes Gespräch und weiter geht’s. „Für viele Menschen bin ich der einzige persönliche Kontakt am Tag“, sagt die 55-Jährige. „Da gehört ein kleiner Plausch schon dazu.“ Der ältere Herr ruft ihr nach: „Und sie ist die angenehmste Postbotin in Bommern! Auf sie ist Verlass!“
Der Werdegang der Wittenerin: Von der Bürokauffrau zur Paketzustellerin
Ilona Mihm wird fast ein bisschen rot. Schließlich ist sie an jeder Haustür in der Zwickmühle. Entweder schafft sie es, ihre Wagenladung voll Kartons im Rahmen ihrer Arbeitszeit zu verteilen – oder sie muss Überstunden machen. „Und im Moment ist mein Tag sehr, sehr lang.“
Die Mutter von vier Kindern ist wie viele andere über Umwege zur Zustellerin geworden. Erst hatte sie einen Teilzeitjob als Bürokauffrau, wollte dann aber voll arbeiten. Zufällig entdeckte Mihm die Ausschreibung der Post. Und hat es nicht bereut.
„Mit gefällt es. Ich bin an der frischen Luft, kann flexibel arbeiten und habe viel mit Menschen zu tun“, sagt sie. Und: „Über Pakete freut sich jeder.“ Oft strahlen die Leute an der Haustür. Die Wittenerin nennt es – frei nach der boomenden Modefirma im Internet – den „Zalando-Effekt“.
Hilfskräfte verdienen bei DHL 13,65 Euro pro Stunde
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Und der Verdienst sei gut, sagt DHL-Sprecherin Jessica Balleer. Schon ungelernte Hilfskräfte, etwa Studierende, erhalten 13,65 Euro pro Stunde. Der Konzern braucht sie gerade zwischen dem umsatzstarken „Black Friday“ im November, der Weihnachtszeit und wenn der Umtauschboom im Januar einsetzt. „Viele Hilfskräfte bleiben auch und werden Stammzusteller“, sagt Balleer. In der Ruhrstadt arbeiten sie als „Verbundzusteller“. Das heißt, sie tragen wie Ilona Mihm Briefe und Pakete zugleich aus.
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Zu den wichtigsten Qualifikationen gehört es, gerade jetzt, sich selbst organisieren zu können. Ilona Mihm und ihre 59 Wittener Kollegen treffen sich morgens um 7 Uhr im „Zustellstützpunkt“ an der Augustastraße. Dort laden alle gemeinsam die Pakete vom Lkw und sortieren sie nach Bezirken. Danach packt die blonde Frau ihren Wagen. „Nach Straßenzügen und Hausnummern in der Gangfolge“, erklärt sie.
Ihr Beritt im Süden Wittens ist beliebt, denn „es ist ein „Einfamilienhausbezirk“. Man merke sich: In den schmucken Häusern wird auch unproblematisch ein Paket für die Nachbarn angenommen. Das passiert in Innenstadt-Mehrfamilienhäusern oft nicht. Und der Bote muss sein Glück am nächsten Tag erneut versuchen.
Kleines Paket Schrauben wog fast 30 Kilo
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An diesem Mittag hat Ilona Mihm schon die Hälfte ihrer Fuhre verteilt. Bislang gab es keine Auffälligkeiten – so etwas wie ein Holzpferd, das sie ausliefern musste, einen Heimtrainer, Flatscreen-Fernseher oder Klopapier. Sie hatte aber auch schon Zementsäcke auf ihrer Sackkarre liegen. Und dann war da noch jenes kleine Päckchen, das Schrauben enthielt und 28,5 Kilo wog. Bis zu 31,5 Kilo dürfen die Pakete bei DHL schwer sein. „Das sind 63 Prozent meines Körpergewichts.“
In 13 Jahren wurde die Postbotin übrigens noch nie von einem Hund gebissen. Kein Wunder, sie hat schließlich immer Leckerlis dabei. Bei ihr heißen die „Hundepost“.
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