Witten. Die Volksbühne Witten schlägt Alarm. Im Corona-Jahr laufen der Theatergemeinde die Mitglieder davon. Und der Kulturverein hat noch mehr Probleme.
Die Theatergemeinde „Volksbühne Witten“ sorgt sich um ihre Zukunft. Vor Corona hatte der Verein knapp 1000 Mitglieder. In diesem Jahr seien Hunderte von Mitgliedern ausgetreten, sagt Geschäftsführerin Dorothee Bloch. Zum Mitgliederschwund in Corona-Zeiten kommt eine drastische Kürzung der finanziellen Unterstützung durch das Kulturforum im neuen Jahr.
Erhielt die Theatergemeinde bislang 110.000 Euro jährlich vom Kulturforum, werden von dort für 2021 nur rund 50.000 Euro kommen. Eine Kürzung von über 50 Prozent. Zusammen mit den vielen Kündigungen von Mitgliedern – und damit dem Wegfall der Beiträge – spricht Bloch von einer „dramatischen Situation für den Verein“, der 1953 gegründet wurde.
Kulturforumschefin aus Witten rechnetmit deutlich weniger Veranstaltungen
Kulturforumschefin Jasmin Vogel betont, dass man der Volksbühne für das neue Jahr keine Fördermittel in gewohnter Höhe überweisen könne, wenn damit zu rechnen sei, dass aufgrund der Corona-Pandemie deutlich weniger Veranstaltungen als bislang möglich sein werden – im schlechtesten Falle sogar gar keine. Vogel: „Wir müssen schauen, wie wir die Kultur-infrastruktur in Witten aufrechterhalten.“
Volksbühne Witten hofft, im März die Konzertshow „Alexandra“ im Saalbau präsentieren zu können
Die Theatergemeinde „Volksbühne Witten“ hatte bereits im Oktober alle im Saalbau geplanten Kultur-veranstaltungen bis Mitte Januar abgesagt. Hintergrund: Im großen Theatersaal durften aufgrund der Corona-Lage zuletzt nur noch 98 Zuschauer Platz nehmen. Seit Beginn des „Lockdowns light“ am 2. November mussten alle öffentlichen Veranstaltungen im Saalbau ausfallen. Der erste Kulturtermin, den die Volksbühne in das neue Jahr verschoben hat, war die für den 8. November im Saalbau geplante Konzertshow „Alexandra“.
Kaum Hoffnung aufschnelle Besserung
Jasmin Vogel, Chefin des Wittener Kulturforums, hatte für 2020 einen städtischen Zuschuss für das Kulturforum von über 5,6 Millionen Euro erhalten. Sie hofft, dass sie das Geld auch im neuen Jahr erhalten wird. „2020 werden wir ein Minus machen. Wir hatten aufgrund von Corona erhebliche Einnahmeverluste“, so Vogel.
Sie geht aufgrund der Pandemie davon aus, dass es erst Mitte bis Ende 2022 wieder einen normalen Kultur- und Veranstaltungsbetrieb geben wird. Und dies sei noch eine optimistische Sicht. Im kommenden Sommer möchte Vogel viele Veranstaltungen an die frische Luft verlegen, Kultur am Saalbau und auch in der Stadt präsentieren.
Sängerin Cornelia Corba erinnert mit ihr an die einst in Deutschland so populäre Schlagersängerin Alexandra, die 1969 bei einem Autounfall starb. Volksbühne-Geschäftsführerin Dorothee Bloch hofft, dass Cornelia Corba am 28. März auf der Saalbau-Bühne stehen kann. Zwei Veranstaltungen sind mit ihr geplant, „einmal voraussichtlich ab 15.30 Uhr, die zweite soll ab 18.30 Uhr stattfinden – wenn dies aufgrund von Corona überhaupt möglich ist“, so Bloch.
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Sie betont, dass man die Corona-Zeit überstehen und versuchen wolle, auch weiterhin gutes Theater anzubieten. Ein zusätzliches Problem sei jedoch, dass die dritte Geldquelle des Vereins, der freie Kartenverkauf, in diesem Jahr vollkommen weggebrochen sei. Die Volksbühne hat Ende Oktober Mittel aus dem milliardenschweren Rettungsprogramm „Neustart Kultur“ für die Spielzeit 2020/21 beantragt, die am 31. Mai endet. Bloch: „Wir haben aber noch keine Antwort erhalten.“
Theatergemeinde „Volksbühne Witten“ will nicht an der Qualität ihrer Angebote sparen
Schon jetzt müsste die Volksbühne die Spielzeit 2021/22 planen. „Ich habe bereits mit spitzem Stift gerechnet. Vermutlich müssen wir das Programm zurückfahren und auch die Mitgliederbeiträge erhöhen.“ Dorothee Bloch will nicht an der Qualität der Angebote sparen. „Denn da geht der Schuss nach hinten los. Das wollen wir auf keinen Fall.“ Die Geschäftsführerin weist auch auf die Situation der Tourneetheater hin. „Die sind durch Corona ebenfalls in einer dramatischen Lage und können manchmal aus finanziellen Gründen schon nicht mehr ihre Kulissen produzieren.“