Witten. Das Impfzentrum des Kreises ist in Kürze schon startklar. Fehlt nur der Impfstoff. Und es gibt weiter viel Kritik aus Witten an der Standortwahl.

Das neue Impfzentrum in Ennepetal könnte wie vom Land vorgegeben am Dienstag (15.12.) starten – wenn denn schon ein Impfstoff verfügbar wäre. Damit rechnet der EN-Kreis frühestens zum Jahresende beziehungsweise im Januar. Und auch dann wird es längst noch nicht zu den geplanten Massenimpfungen kommen. Bis dahin dürfte es wohl noch einige Monate dauern.

Erst einmal sind bekanntlich die besonders gefährdeten alten Menschen und Mitarbeiter in den Pflegeheimen sowie weiteres Personal in den Krankenhäusern an der Reihe. Sie werden vor Ort von mobilen Teams - einem Arzt und einer medizinischen Fachangestellten – in den einzelnen Städten geimpft, natürlich auch in Witten. Das Personal in den Kliniken nimmt die Impfungen selbst vor, nachdem der Kreis den nötigen Impfstoff dort hingebracht hat. Später sollen auch Menschen in häuslicher Pflege von diesen mobilen Teams aufgesucht werden.

Krisenstabsleiterin nennt die zuerst verfügbare Zahl an Impfdosen „lächerlich“

Bund und Land hätten ursprünglich mit viel mehr Impfstoff gerechnet, sagt die Gesundheitsdezernentin des Kreises, Astrid Hinterthür. „Die Zahlen für Januar sind ja lächerlich.“ Der EN-Kreis rechne im Januar gerade mal mit 6000 Impfdosen. Allein in den Heimen leben kreisweit über 4000 Bewohner, die wie alle nach ein paar Wochen eine zweite Impfung benötigen.

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Landrat Olaf Schade (links) präsentiert gemeinsam mit Uli Sommer aus der Abteilung Bevölkerungsschutz des EN-Kreises (2.v.l.), Kreismitarbeiter Daniel Koch (2.v.r.) und Krisenstabsleiter Michael Schäfer den Grundriss des neuen Impfzentrums.   
Landrat Olaf Schade (links) präsentiert gemeinsam mit Uli Sommer aus der Abteilung Bevölkerungsschutz des EN-Kreises (2.v.l.), Kreismitarbeiter Daniel Koch (2.v.r.) und Krisenstabsleiter Michael Schäfer den Grundriss des neuen Impfzentrums.   © Unbekannt | Ingo Niemann

Das Impfzentrum in Ennepetal erklärt zum 15. Dezember zwar seine Betriebsbereitschaft. Doch wirklich eröffnet wird es erst dann, wenn mehr Impfstoff da ist. „Ich hoffe, dass wir im Februar loslegen können“, sagt Hinterthür. Auf keinen Fall werden es dann aber schon bis zu 1000 Menschen sein, die durch vier bis sechs Impfstraßen geschleust werden. „Es soll immer drei Tage vorher angekündigt werden, wie viele Dosen wir an einem bestimmten Tag bekommen“, so die Leiterin des Krisenstabs. Nicht zuletzt davon hängt ab, wie viele Menschen einen Termin im Impfzentrum bekommen. Schon jetzt gebe es viele Anfragen.

Wer ins Impfzentrum nach Ennepetal kommt, muss mobil sein

Geimpft wird zunächst nach Risikogruppen, Alter und systemrelevanten Berufsgruppen, bevor voraussichtlich im späten Frühling oder Sommer alle dran sind. Im Impfzentrum werden diese Personen-Cluster nach und nach abgearbeitet – vorausgesetzt, die Betreffenden sind mobil. Hinterthür nennt als Beispiel „ein 75-jähriges Ehepaar, das mit dem Auto vorfahren kann“. Termine müssen bei der Kassenärztlichen Vereinigung gemacht werden, die dafür eine Telefon-Hotline einrichtet.

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„Vorsichtig geschätzt“ könnten sich sämtliche EN-Bürger erst ab Mai, Juni impfen lassen, so die Dezernentin aus Schwelm – dann vermutlich auch beim Hausarzt. Wenn denn einmal genug Impfstoff da ist, soll in Ennepetal an sieben Tagen der Woche von 8 bis 20 Uhr durchgeimpft werden.

Standortentscheidung in Witten nach wie vor umstritten

Der EN-Kreis rechnet mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus frühestens Ende des Jahres. Richtig los werde es im Impfzentrum in Ennepetal aber wohl erst ab Februar gehen.
Der EN-Kreis rechnet mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus frühestens Ende des Jahres. Richtig los werde es im Impfzentrum in Ennepetal aber wohl erst ab Februar gehen. © WAZ FotoPool / Ingo Otto | Ingo Otto

Unterdessen wird gerade im Nordkreis mit Städten wie Witten weiter über den Standort des Impfzentrums diskutiert. „Für Wittener Bürger wird dies auf jeden Fall bedeuten, dass 10.000-fache Pkw-Fahrten ins 20 km entfernte Ennepetal oder extrem umständliche Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln nötig werden“, schreibt Leser Hans-Werner Firmenich. Das sieht Landrat Olaf Schade anders.

Es treffe nicht zu, dass sich jetzt „200.000 Menschen“ auf den Weg nach Ennepetal machen müssten. „Viele Bürger werden sich am Ende bei ihrem Hausarzt impfen lassen können“, sagt er. Schade warnt angesichts des Zeitdrucks durch die Pandemie vor „Kirchturmdenken“. Man habe zugegriffen, als mit einem ehemaligen Aldi-Markt eine passende und freie Immobilie zur Verfügung stand.

Leser aus Witten: Kaufhof oder Husemannhalle wären als Impfzentrum in Frage gekommen

Leser Hans-Werner Firmenich hätte sich in Witten neben dem leeren Kaufhof auch die Husemannhalle oder das das Rathaus der Medizin in Herbede vorstellen können, das Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen vorgeschlagen hatte. Für Meinshausen bleibt entscheidend, dass möglichst viele Menschen schnell geimpft werden können. Insofern könne er auch mit der Entscheidung für Ennepetal gut leben.

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