Witten. Corona-Kritiker soll auf Einladung von Wittener Studenten über das Virus debattieren. Warum es heftige Kritik an einem Mitglied der Gruppe gibt.
Die studentische Initiative „Theatron Logou“ aus Witten plant am Donnerstagabend (3.12.) eine Online-Diskussion zur Corona-Krise. Schon im Vorfeld hat die Veranstaltung hohe Wellen geschlagen und wird in den
sozialen Medien intensiv diskutiert
. Zuvor hatte sich bereits die Universität distanziert und scharfe Kritik geübt.
Auslöser der Debatte ist zum einen einer der geladenen Gäste: Dr. Wolfgang Wodarg, der seit Beginn der Pandemie die Gefährlichkeit des Coronavirus in Frage stellt.
Die Uni-Leitung selbst wirft ihm vor, populistisch, tendenziös und polemisch zu argumentieren.
In den Fokus gerückt ist aber auch einer der Organisatoren der Debatte.
Wittener Student veröffentlicht Beiträge auf dem umstrittenen Portal „Rubikon“
Der Student arbeitet als freier Mitarbeiter für das Online-Nachrichtenportal „Rubikon“, das im Laufe der Pandemie in den Reihen der Querdenker-Bewegung Beliebtheit erlangt hat. Verbreitet wird dort eine Mischung aus seriösen Artikeln, aber auch
Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien
. Im November ist der Youtube-Kanal von „Rubikon“ gesperrt worden.
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Der in der Kritik stehende 28-Jährige tritt auch auf Querdenken-Demos auf und unterstellt den Medien dort etwa Panikmache. Auch deutete er in einer Rede einen Zusammenhang zwischen dem Treffen des Weltwirtschaftsforums im Januar 2020 in Davos und der zur selben Zeit gestarteten „ersten Angst-Welle“ bezüglich Corona an.
Ein Video, das am Rande einer solchen Veranstaltung im November in Bochum entstanden ist, zeigt den jungen Mann mit einer weißen Rose an seinem Mantel. Sie sei für ihn ein Zeichen des Friedens und des Widerstands, sagt er im Video.
Tragen der weißen Rose soll keine historische Anspielung gewesen sein
Es sei aber nicht seine Absicht gewesen, damit eine historische Analogie zu ziehen, versichert der Student im Gespräch mit unserer Redaktion – auch wenn er sich der Bedeutung des Symbols bewusst gewesen sei. Die „Weiße Rose“ war eine Widerstandsbewegung im Dritten Reich, deren Mitglieder – etwa Sophie Scholl – von den Nazis hingerichtet wurden. „Es war ein Fehler“, räumt der Student ein. Die weiße Rose stehe für ihn hauptsächlich für Frieden, „der in dieser Zeit besonders wichtig ist, in der die Gesellschaft auseinanderdriftet“.
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Die Kritik an seiner Tätigkeit bei „Rubikon“ kann der junge Mann nicht verstehen. Er würde dort unterschiedliche Menschen jeglicher Couleur interviewen, um eine möglichst breite Debatte über die Corona-Maßnahmen zu ermöglichen – Ärzte, Juristen und Wissenschaftler, die seiner Ansicht nach eine fundierte Meinung zu Corona vertreten. Gleichwohl kommen dort ausschließlich Menschen zu Wort, die den Corona-Maßnahmen extrem kritisch gegenüberstehen und die Gefährlichkeit des Virus in Frage stellen.
Studenteninitiative hat umstrittenem Mitglied den Austritt nahegelegt
Laut Gustav Holz, ebenfalls Mitglied der studentischen Initiative, haben die Videos des Kommilitonen in der Gruppe für Diskussionen gesorgt. Das Portal ist für seine offene Haltung gegenüber Rechts bekannt, dort erhalten etwa auch Menschen eine Plattform, die Verschwörungstheorien verbreiten. „Es ist eine Zerreißprobe für das Team“, so der 25-Jährige. Am Mittwochnachmittag (2.12.) habe der Student dann die Initiative verlassen - um sie mit seinen anderweitigen Tätigkeiten nicht in Schwierigkeiten zu bringen. „Es war einfach nicht mehr haltbar“, so Holz.
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Schon zuvor hatte sich „Theatron Logou“ von dem besagten
Mitglied distanziert
. Es handele sich bei seinen öffentlichen Auftritten und Videos um Privatäußerungen. Die Initiative wolle damit nichts zu tun haben. Die geplante Diskussion mit Corona-Verharmloser Wolfgang Wodarg verteidigt Gustav Holz aber.
Keineswegs wolle man dessen Thesen eine Bühne bieten, ohne sie zu hinterfragen. Vielmehr wolle man in einen Dialog eintreten, ihn auch mit einigen seiner falschen Aussagen konfrontieren. Holz: „Die Idee war, Positionen, die so weit auseinandergedriftet sind, wieder an einen Tisch zu bringen.“ Und damit entstandene Gräben vielleicht wieder zu überbrücken.
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