Witten. Das hat für Staunen gesorgt: Erstmals ist eine moderne Variobahn durch Witten gefahren – zur Probe. Doch bald gehört sie zum Alltagsbild.
Ein ganz besonderes Fahrzeug war in diesen Tagen erstmals in Witten zu sehen: Eine weiße Variobahn fuhr am Montagvormittag (26.10.) über die Bahnhofstraße. Viele Menschen staunten, manche machten gar Fotos. Doch es war erneut nur ein Probelauf auf der Strecke der Linie 310. Am 1. November soll der reguläre Fahrbetrieb mit den modernen Niederflurstraßenbahnen auf dem neuen Teilstück starten, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.
Bereits im vergangenen September hatte ein so genannter Schleifwagen die Schienen zum ersten Mal getestet – mit Erfolg. Mit der Eröffnung der neuen Strecke für die Variobahn in der Ruhrstadt werde „ein neues Niveau des Straßenbahnverkehrs“ erreicht, verspricht das Bochumer Verkehrsunternehmen. Die Variobahnen sind 30 Meter lang und mit Klimatisierung, Videoschutz und Klapprampen ausgerüstet. Sie treten im Liniendienst an die Stelle der mehr als 40 Jahre alten Straßenbahnen mit Stufen. Ein- und Ausstieg werden für die Fahrgäste also einfacher. Wo Haltestellen noch nicht baulich angepasst wurden, können Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren die Bahnen bequem per Klapprampen betreten.
Stadt Witten hat zwei Haltestellen barrierefrei umgebaut
Die Bogestra hatte im Juni 2019 weitere acht Straßenbahnen des Typs Variobahn beim Hersteller Stadler in Berlin bestellt. Kostenpunkt: 23 Millionen Euro. Damit wächst der Fuhrpark der Nahverkehrsgesellschaft auf künftig 107 Fahrzeuge, davon sind 95 Variobahnen. Damit wäre die Bogestra laut eigener Aussage der erste deutsche kommunale Nahverkehrsbetrieb mit einer dreistelligen Fahrzeuganzahl dieses Herstellers.
Achtjähriges Bauprojekt
Offiziell eröffnet werden soll die komplette Straßenbahnstrecke durch Langendreer bis nach Witten eigentlich schon am Samstag, 31. Oktober, mit einer besonderen Aktion. Geplant war, dass Straßenbahnfreunde die neue Strecke in den barrierefreien Variobahnen kostenlos testen können. Ob das klappt, sei coronabedingt noch unklar, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.
Die Bauarbeiten für das städteübergreifende Großprojekt „Erweiterung der Linie 310“ , das laut Bogestra mit 59 Millionen Euro zu Buche schlägt, laufen seit acht Jahren.
Die Stadt Witten hatte im August damit begonnen, zwei Haltestellen in Heven barrierefrei umzubauen. Betroffen waren die Haltestelle Friedrich-List-Straße sowie zuletzt die Nachbar-Haltestelle Hardel. So wurde der Bahnsteig dort auf 22 Zentimeter angehoben, um den Einstieg in die Fahrzeuge zu erleichtern. Für Menschen mit Sehbehinderung wurden zudem Leit- und Kontraststreifen eingebaut. Zusätzlich hat die Stadt an der Haltestelle Hardel ein Wartehäuschen und drei Fahrradbügel installiert.
Sechs der 21,5 Kilometer langen Straßenbahnstrecke liegen in Witten
Am 1. November soll es endlich soweit sein: Dann können Fahrgäste erstmals von Bochum-Höntrop aus mit der Straßenbahn 310 über den Bochumer Hauptbahnhof und Langendreer-Markt bis nach Witten-Heven fahren. Langendreer-Mitte wird damit direkt an die Linie angebunden. Die Länge der Strecke der Linie 310 zwischen Höntrop und Heven beträgt rund 21,5 Kilometer. Knapp sechs Kilometer liegen in Witten. Insgesamt gibt es entlang der Strecke 41 Haltestellen.
Auch die neue Straßenbahn 309, die Mitte Dezember 2019 am S-Bahnhof Langendreer an den Start ging, hat ab 2. November freie Fahrt bis Heven-Dorf. Bis dahin verkehrt noch der Ersatzbus, „damit wir weiterhin unsere Hausaufgaben machen können“, so Bogestra-Sprecher Kollmann. Denn auch wenn die ersten Fahrten gut gelaufen sind, sollen sicherheitshalber weitere Probetouren folgen.
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