Witten. In dem laufenden Missbrauchsprozess hat der Angeklagte aus Witten gestanden, Jugendliche an Freier vermittelt zu haben. Einen Vorwurf leugnet er.
In dem Prozess um schweren sexuellen Missbrauch haben nach den mutmaßlichen Opfern auch die Ermittler ausgesagt. Die Kripobeamten hatten Chats ausgewertet und die Jugendlichen vernommen.
Der Staatsanwalt wirft dem 24-jährigen Angeklagten aus Witten vor, in 19 Fällen Freiern zwei 15 und 14 Jahre alte Jungen vermittelt zu haben. Der Beschuldigte muss sich auch wegen Zwangsprostitution sowie dem Besitz von kinderpornografischen Fotos vor einer Jugendstrafkammer des Landgerichts Bochum verantworten.
Verteidiger: Mandant aus Witten bestreitet, Zwang ausgeübt zu haben
Der Mann habe inzwischen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein umfassendes Geständnis abgelegt, so sein Verteidiger. „Allerdings bestreitet er, Zwang ausgeübt zu haben. Die Treffen fanden freiwillig statt.“ Zwischen Herbst 2016 und April 2020 soll sein Mandant männliche Jugendliche zu Sextreffen veranlasst und an Männer vermittelt haben.
Für die Treffen wurden zwischen 100 und 200 Euro gezahlt, wovon der Angeklagte angeblich einen Großteil als Provision kassierte. Bezahlt wurde laut Ermittlern erst, nachdem die Jugendlichen mehrere Kunden „abgearbeitet“ hatten. Das Geld hätten sie von dem Angeklagten bekommen und selbst nicht gewusst, wie viel die Kunden gezahlt hatten.
Jungen verschwiegen, dass ein Freier HIV-positiv war?
Der Angeklagte bestritt, dass er sie erst nach mehreren Kunden bezahlt habe. „Das stimmt nicht. Auch das Thema „Safer Sex“ habe ich thematisiert“, sagte er. Ein Kripo-Beamter hatte ausgesagt, der Beschuldigte habe einem 16-Jährigen verschwiegen, dass ein Kunde HIV-positiv war.
Die Wohnung des Beschuldigten war im November 2019 durchsucht und dabei zahlreiche Dateien sichergestellt worden. Eines der jungen Opfer schilderte den Kripobeamten, er habe Körper und Seele voneinander trennen und daher mitmachen können. Das Urteil wird in Kürze erwartet.
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