Witten. In Coronazeiten wollen sich mehr Leute als sonst gegen Grippe impfen lassen. In Praxen und Apotheken gibt es aber schon Engpässe beim Impfstoff.

Die ältere Dame, die jetzt zu ihrer Hausärztin nach Rüdinghausen kam, um sich gegen Grippe impfen zu lassen, hatte Pech. Der Medizinerin ist der Impfstoff ausgegangen. Mitte November werde sie wohl wieder welchen haben, sagte sie der Patientin. Dies dürfte kein Einzelfall sein.

Ärzte, die Anfang des Jahres nicht genug Impfstoff bestellt hätten, müssten jetzt mit mehreren Wochen Wartezeit rechnen, betont Burkhard Waimann. Der Inhaber der Wittener Rathaus-Apotheke rechnet Ende Oktober, Anfang November mit neuem Impfstoff für Arztpraxen, die jetzt bei ihm anfragen, weil sie Nachschub benötigen.

Auch Privatpatienten, die derzeit in die Apotheken gehen, um Impfstoff zu kaufen, den sie mit zu ihrem Arzt nehmen wollen, müssten in Witten mit Engpässen rechnen, so Waimann. „Die Großhändler können auch nicht liefern.“

Hausarzt aus Witten: „In ein paar Wochen haben wir auch nichts mehr“

Nicht nur in Witten, auch in Hattingen stellen Hausärzte fest, dass Menschen aufgrund der Coronalage nach einer Grippeimpfung fragen, die in normalen Zeiten nicht zu den Gruppen gehören, denen eine Impfung angeraten wird – wie etwa Menschen ab 60, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen, medizinischem Personal und Menschen mit chronischen Krankheiten.

Auch zum Wittener Hausarzt Dr. Klaus-Werner Pötter kommen derzeit jüngere Patienten, die sich in Corona-Zeiten vorsorglich gegen Grippe impfen lassen möchten. Dies wird ja auch empfohlen“, sagt der Mediziner. Pötter betont, dass seine Gemeinschaftspraxis schon viel Impfstoff bestellt habe. „Aber die Nachfrage ist sehr groß. In ein paar Wochen haben wir auch nichts mehr.“

Schutz vor vier Virus-Varianten

Der derzeitige Grippe-Impfstoff schützt vor vier Virus-Varianten. Nicht jeder, der sich mit Grippeviren infiziert, zeigt Krankheitszeichen. Ein Drittel merke so gut wie nichts, so die Barmer-Krankenkasse. Ein weiteres Drittel erkranke leicht. Etwa ein Drittel der Infizierten treffe die Grippe schwer.

Jährlich werden die Grippeviren weltweit untersucht, die in Umlauf sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legt die Zusammensetzung für den Impfstoff fest.

Was den Arzt ärgert: Vor einigen Wochen wurde seiner Praxis durch ein Schreiben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe mitgeteilt, dass nicht mehr Menschen gegen Grippe geimpft werden sollten als im vergangenen Jahr – „nur eine kleine Menge darüber“ sei erlaubt. „Weiteren Impfstoff müsste ich als Arzt dann aus der eigenen Tasche bezahlen.“ Es gehe ums Geld, so der Mediziner.

Apotheker in Witten dürfen keine Grippeschutz-Impfung durchführen

Auf weiteren Impfstoff wartet auch Monika Achternbosch von der Central-Apotheke an der Hörder Straße. Die Apothekerin rechnet auch Ende Oktober, Anfang November mit Nachschub. „Aber das ist auch noch nicht gewiss. Derzeit haben wir nichts mehr.“ Achternbosch beruhigt jedoch: „Der Höhepunkt der Grippewelle ist üblicherweise im Januar, Februar, März.“ Da sei der November eigentlich ein optimaler Zeitpunkt für eine Impfung – „wenn es Impfstoff gibt“.

Apothekerin Dorothe Werner, Sprecherin der Apotheker im EN-Kreis, weist darauf hin, dass in Wittener Apotheken nicht gegen Grippe geimpft wird. „Das dürfen wir nicht. Es handelt sich noch um ein Pilotprojekt, an dem sich unter anderem Apotheken in Münster sowie Kollegen aus dem Kammerbezirk Nordrhein beteiligen.“

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