Witten. Jetzt steht das Datum fest: Galeria Karstadt Kaufhof öffnet am 17. Oktober zum allerletzten Mal in Witten. Der Ausverkauf-Endspurt hat begonnen.
Endspurt beim Ausverkauf: Nur noch gut zwei Wochen hat das Kaufhaus an der oberen Bahnhofstraße in Witten geöffnet. Letzter Verkaufstag bei Galeria Karstadt Kaufhof in Witten ist der 17. Oktober. Das erfuhr die Redaktion aus Mitarbeiterkreisen. Dann ist endgültig Schluss.
„Wir haben immer noch gehofft – aber das ist nun vorbei“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Rainer Demarck. Bis zuletzt habe er gespannt die guten Nachrichten verfolgt, die aus anderen Städten eintrudelten. Düsseldorf Schadowstraße gerettet, Neuss gerettet. Aber Witten wird dicht gemacht. Bei den Mitarbeitern gebe es keine Hoffnung mehr. Es herrsche nur noch Enttäuschung.
Keine Begründung für das Aus der Filiale in Witten
„Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen ist natürlich schlecht“, so Demarck. Sie sorgen sich nicht nur um ihre Zukunft. Hinzu komme auch eine gehörige Portion Wut. „Bis heute hat uns niemand gesagt, warum gerade diese Filiale in Witten geschlossen wird. Wir haben keine Begründung bekommen.“
Gerade jetzt im Ausverkauf haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Es bilden sich wie seit Wochen schon immer noch lange Schlangen an den Kassen. Die Schnäppchenjäger hoffen auf satte Sonderangebote. „Es kommen mehr denn je. Wäre es mal vorher so voll gewesen, dann hätten wir sicher nicht schließen müssen“, seufzt der Betriebsratsvorsitzende. Aber natürlich wolle er den Kunden keinen Vorwurf machen. „Das Aus für Witten haben andere zu verantworten.“
Viele Artikel gibt es in dem Warenhaus in Witten nun 70 Prozent günstiger
Dieses Aus kommt in Etappen. Die obere Etage, in der es unter anderem Sportartikel und Reisebedarf gab, ist schon dicht. In den anderen Stockwerken kann man die Spuren der Rabattschlacht deutlich sehen. Die meisten Schmuckvitrinen sind bereits leer geräumt. „70 Prozent“ günstiger steht inzwischen an vielen Kleiderständern und Wühltischen. Süßigkeiten sind um ein Drittel reduziert, Osterdeko gibt’s fast geschenkt.
Allerdings: Schön ist das Einkaufen in dieser Atmosphäre nicht mehr. „Aber wenn man nicht gezielt sucht, kann man schon noch richtig gute Schnäppchen machen“, sagt ein junges Paar, das extra aus Castrop-Rauxel gekommen ist und auf seine gut gefüllten Plastiktüten zeigt. „Kindersachen, Geschenkpapier – und jetzt vielleicht noch eine Jacke.“
Man dürfe beim Durchschauen einfach nicht festgelegt sein, meint auch eine 55-Jährige Bommeranerin. Teller hat sie noch ergattert und schöne Bettwäsche. „Aber es ist schon deprimierend, hier durchzugehen.“ Der Kaufhof werde der Stadt fehlen, davon ist die Wittenerin überzeugt. „Wo doch eh schon so viel leer steht. Es ist echt traurig.“
Mitarbeiter wechseln in Transfergesellschaft
Große Trauer herrsche auch in der Belegschaft, sagt der Betriebsratsvorsitzende Rainer Demarck. Die knapp 30 Mitarbeiter müssten mitansehen, wie ihr Laden abgewickelt wird. Niemand habe eine Anschlussbeschäftigung in einer der anderen Filialen bekommen. Alle werden in eine Transfergesellschaft wechseln, in der sie für andere Jobs qualifiziert werden sollen. „Für sechs Monate erst mal“, so Demarck. Er hoffe aber, dass die Landesregierung die Maßnahme noch verlängere.
Vermittlungsaussichten verbessern
Transfergesellschaften haben das Ziel, Entlassungen von Arbeitnehmern und den Bezug von Arbeitslosengeld zu vermeiden. Die Vermittlungsaussichten der Beschäftigen sollen verbessert werden. Ziel ist es, sie so schnell wie möglich wieder in neue Jobs zu bringen.
Die Mitarbeiter erhalten währenddessen Transferkurzarbeitergeld. Es entspricht der Höhe des Kurzarbeitergeldes, wird aber häufig vom Unternehmen aufgestockt. Transferkurzarbeitergeld wird in der Regel durch die Transfergesellschaft oder den Betrieb ausgezahlt und von der zuständigen Agentur für Arbeit erstattet.
Die Transfergesellschaft sei nicht viel. „Aber wenig ist immer noch besser als nichts“, sagt Gewerkschaftssekretär Ortwin Auner von Verdi. Die Kaufhof-Mitarbeiter dürften sich aber keine allzu großen Hoffnungen machen. „Die Transfergesellschaften haben leider auch kein Füllhorn von Arbeitsplätzen im Angebot.“