Witten. Der Wittener Ruhrbühne ist der Boden unter den Füßen weggesackt. Nun ist offen: Lässt sich das Haus sanieren – oder muss es abgerissen werden?
Große Sorgen plagen derzeit die Ruhrbühne. Nicht Corona hat dem Verein den Boden unter den Füßen weggezogen, sondern es waren buchstäblich die maroden Stützbalken unterm Theater. Der Saal sackt ab, kann nicht mehr bespielt werden. Nun ist guter Rat teuer.
Dass Sanierungen anstehen, war den Mitgliedern der Ruhrbühne schon länger klar. Die Toiletten im Gebäude an der Bochumer Straße waren in die Jahre gekommen und sollten saniert werden. „Ende letzten Jahres mussten wir dann auch unsere Küche und den Kostümfundus räumen, weil der Boden nachgab“, erklärt Daniel Müller, der Sprecher der Ruhrbühne. Und dann kam noch ein viel größeres Problem dazu: Zwischen Wand und Decke hinterm Zuschauerraum tat sich plötzlich ein Spalt auf.
Sachverständige hat den Schaden bei der Wittener Ruhrbühne begutachtet
Untersuchungen mit einer Kamera unterm Saalboden brachten das befürchtete Ergebnis: Die tragenden Holzbalken auf den Steinblöcken, die das Fundament bilden, sind durch Feuchtigkeit morsch geworden. „Sie liegen zum Teil schon nicht mehr auf den Blöcken, sondern sind drumherumgewandert“, so Müller. Damit war klar: An Aufführungen ist in nächster Zeit nicht zu denken. Das Haus muss aufwändig saniert werden. Eine Gutachterin und Architekten haben die Bühne bereits in Augenschein genommen. Nun wartet der Verein gespannt auf ihre Einschätzung: Kann das Gebäude noch saniert werden – oder muss es etwa abgerissen werden?
Was das Gutachten der Sachverständigen erbringen wird, ist offen. Klar ist: Die Verein, der seit Januar 2020 unter Vorsitz von Martina Ende-Bollin und Tobias Haußmann steht, will die Eigenständigkeit, die eine eigene Spielstätte mit sich bringt, nicht mehr missen. „Wir hoffen daher natürlich, dass eine Sanierung möglich ist“, so Daniel Müller. Der Amateurtheater-Verein, der bereits 1926 gegründet wurde und derzeit 115 Mitgliedern hat, habe das frühere Haus der Steinerschule ja 1999 selbst zum Theater umgebaut.
„Da steckt viel Arbeit drin“, betont Müller. Schließlich machten die Mitglieder in ihrer Freizeit fast alle Arbeiten zur Instandhaltung selbst. Und dabei gehe es ja nicht nur um den Saal mit seinen rund 100 Plätzen. Auf den rund 800 Quadratmetern sind im Gebäude auch die Studiobühne (knapp 40 Plätze), eine Maske und Garderobe, ein Technikraum, zwei Werkstätten, ein Requisiten- und ein Kostümfundus, ein Büro sowie ein Café mit Foyer und eine Küche untergebracht.
„Ein komplett neues, solides Gebäude aus Stein – das wäre ein Traum“
Doch neben der Sanierung stünden eben auch ein Abriss und sogar ein Neubau als Möglichkeit im Raum, so der Ruhrbühnen-Sprecher. „Ein komplett neues, solides Gebäude aus Stein – das wäre natürlich ein Traum. Aber dazu müsste aber erst ein Vereinsmitglied im Lotto gewinnen – und das Geld uns dann spenden...“
Bis klar ist, wie es weitergeht, wollen die Theaterleute die Hände nicht in den Schoss legen. Einerseits versuchen sie schon jetzt, mögliche Fördermöglichkeiten aufzutun und Spenden zu sammeln – es fehlen ja nicht nur die Eintrittsgelder. „Uns ist klar: Günstig wird keine der Möglichkeiten sein, für die sich die Mitglieder letzten Endes entscheiden müssen“, so Müller.
Ausweich-Spielstätte wird derzeit gesucht
Andererseits soll es aber auch mit der Arbeit auf der Bühne weitergehen. Die Wallace-Hommage „Das Gasthaus an der Ruhr“ musste zwar mitten in den Proben gecancelt werden, ebenso wie „Leckerchen vom Plattenteller 3“. „Aber nun suchen wir gerade eine Komödie, die weniger aufwändig ist und die wir auch auf einer fremden Bühne spielen können“, sagt Müller. Verhandlungen mit anderen Spielstätten gebe es schon, Namen dürfe er zwar noch nicht nennen, aber: „Wir sind da ganz zuversichtlich.“
Bis es soweit ist, hofft die Ruhrbühne, dass die Fans ihr gewogen bleiben. „Bis jetzt sind die Zuschauer mit dem Herzen offenbar noch bei uns“, freut sich Daniel Müller. Das hätten die Spenden gezeigt, die beim Volksbank-Projekt „Heimathelden“ für den Verein eingegangen seien. Müller und seine Theaterkollegen hoffen, dass die Summe auf dem Konto noch ordentlich steigt.