Witten. „Make art not war“ fordert die AfD Witten bei Facebook. Das hat seinen Grund. Denn hinter dieser Seite steckt nicht die Partei.

Wer auf Facebook eine Seite der AfD Witten aufmacht, der dürfte sich wundern. „Für ein liebevolles Miteinander aller Menschen“ steht da, oder auch „Make art not war“. Ungewöhnliche Slogans für die Rechtspopulisten. Der Grund: Die Partei steht gar nicht hinter dieser Seite. Der Account wurde von einem Künstler-Kollektiv angelegt.

„Artists for Diversity“ nennt sich die Gruppe, die sich den Auftritt unter dem Namen AfD Witten nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Instagram, Twitter und als Netzadresse gesichert hat. Wie es dazu kam? Nach einem geselligen Abend vor ein paar Monaten sei man einfach die Idee aufgekommen, die Seite zu kapern. Für Künstler, die viel Neues gründen, gehöre es auch immer dazu, gleich über den Internetauftritt nachzudenken, erklärt einer der Initiatoren, der namentlich – wie seine Kollegen – nicht genannt werden möchte. Das habe Gründe: „Erstens sind wir viele, es geht hier nicht um einzelne von uns“, sagt der 26-Jährige. Und außerdem habe man sonst „ganz schnell Nachrichten von komischen Leuten im Postfach“.

Wittener Künstler wollen Anstoß geben, über Diversität nachzudenken

Zunächst wollten die Künstler die brachliegende Seite einfach nur besetzen, inzwischen haben sie aber doch angefangen, auch auf der Seite zu posten. „Wir wollen einen Anstoß geben, über Diversität, also die verschiedenen Lebensformen nachzudenken“, so einer der Beteiligten. Über Geschlecht, Hautfarbe, ein freies Leben. „Wir Künstler wollen eine inklusive, keine exklusive Gesellschaft“, so der 39-Jährige. Diese Vielfältigkeit gelte es als Wert aufrecht zu erhalten. Außerdem wolle man die Abkürzung AfD neu besetzen – „und positive Vibes verbreiten“.

Slogans der etwas anderen Art - ebenfalls von den „Artists for Diversity“.
Slogans der etwas anderen Art - ebenfalls von den „Artists for Diversity“. © Screenshot

Allerdings: Parteipolitik wollen die „Artists for Diversity“ mit ihrer Seite nicht machen. „Wir fordern nur ganz neutral dazu auf, wählen zu gehen und am demokratischen Verfahren teilzunehmen – mit einem ganz dicken Ausrufezeichen hinter demokratisch.“

„Wir hoffen, dass einige so ins Stolpern geraten“

Das Logo der neuen AfD – farblich in Blau und Pink sowie mit einem Pfeil nach oben – schließt eine gewisse Verwechslungsgefahr nicht aus. Das ist gewollt: Es sei von einem Künstler-Kollegen bewusst so gestaltet worden, dass man schon genau hinschauen muss, wo man gelandet ist. „Wir hoffen, dass einige so ins Stolpern geraten, wenn Menschen, von denen sie es nicht erwarten, bei der AfD Witten – also uns – ein Like hinterlassen“, erklären die beiden. So würden die Menschen anfangen, über Politik nachzudenken. „Und vielleicht gerät ja sogar jemand, der auf der Kippe stand, AfD zu wählen, auf diese Weise ins Grübeln.“

Was ist Diversity?

Diversity – auf Deutsch Diversität – bedeutet Vielfalt von Menschen und Lebensformen. Sie zielt auf die Anerkennung und Wertschätzung aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, ihrem Lebensalter, ihrer physischen oder psychischen Fähigkeiten oder anderer Merkmale.

Dabei gehe es nicht nur um die Unterschiedlichkeiten von Menschen und ihren Lebensentwürfen, sondern immer auch um die Entdeckung von Gemeinsamkeiten, so beschreibt es die Beratungsorganisation „Eine Welt der Vielfalt“. Menschen könnten verschiedene ethnische Herkünfte oder Religionen und Weltanschauungen haben, aber im gleichen Alter, lesbisch und Mutter sein oder gleiche körperliche Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen haben.

Für ihren Facebook-Auftritt habe es jedenfalls viel Lob gegeben, so die Künstler. „Viele schöne Reaktionen“. Und einige nicht ganz so schöne: „Es gab das übliche Trollen im Netz und uns wurde eine Klage wegen Fälschung angedroht.“ Allerdings: Abkürzungen könne man sich nicht sichern lassen, glauben die Künstler. „Und vielleicht sind wir ja das Amt für Datenverarbeitung.“

Allerdings: Die Partei hat inzwischen reagiert. Nach dem ersten Post der Künstler haben auch die Rechtspopulisten unter ihrem Namen eine Seite bei Facebook angelegt. Mit bislang nur einem Like ist sie jedoch deutlich schwerer zu finden.

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