Witten/Ennepe-Ruhr-Kreis. Kein Abstand, kaum Hygiene: Die Gewerkschaft registriert immer mehr Verstöße gegen die Corona-Regeln auf dem Bau, auch in Witten.
Die „Corona-Disziplin“ auf dem Bau sinkt: Auf immer mehr Baustellen im Ennepe-Ruhr-Kreis wird gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen. Das kritisiert die IG BAU. „Viele Baufirmen nehmen die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, sagt die Vorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund, Gabriele Henter.
Immer häufiger werde wieder „im alten Trott“ gearbeitet – wie vor der Corona-Pandemie. Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion mit dem Covid-19-Virus inzwischen einfach aus, so die IG BAU. Bei ihren Baustellen-Visiten stoße die Gewerkschaft auf „grobe Corona-Sünden“: „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, sagt Gabriele Henter.
IG-Bau: Unternehmer dürfen Kosten für Corona-Schutz nicht scheuen
Corona-Schutz auf dem Bau koste – wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch –Geld. Das seien allerdings notwendige Kosten, die die Bauunternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis nicht scheuen dürften, fordert die IG BAU Bochum-Dortmund: „In der Corona-Pandemie zeigen Baubeschäftigte volle Leistung. Dafür haben sie auch vollen Gesundheitsschutz verdient.“
Die IG BAU-Bezirksvorsitzende appelliert an die Baubeschäftigten im EN-Kreis, strikt darauf zu achten, sich zu schützen: „Regelmäßiges Händewaschen, Schutzmasken und das Arbeiten mit Abstand gehören zu den To-dos auf dem Bau. Denn Corona-Schutz ist Arbeitsschutz. Und den müssen Beschäftigte notfalls selbstbewusst einfordern“, macht Henter deutlich.
„Infektionsgefahr lauert bei den gemeinsamen Pausen und im Sammeltransporter“
Dass das Arbeiten unter freiem Himmel das Infektionsrisiko reduziere, sei nur die halbe Wahrheit. Spätestens beim Innenausbau und beim Sanieren sehe das dann schon ganz anders aus. Zudem lauere bei gemeinsamen Pausen eine hohe Infektionsgefahr. Ebenso auf dem Weg zur Baustelle im Sammeltransporter: „Hier müssen Arbeitgeber Einzelfahrten möglich machen – und den Bauarbeitern dafür auch etwas bieten“, fordert Henter.
An- und Abfahrten zwischen Wohnort und Baustelle würden bislang in der Regel nicht entschädigt. „Dabei legen Bauarbeiter oft enorme Strecken zurück. Das ist verlorene Zeit für sie“, kritisiert die IG BAU-Bezirksvorsitzende. Für diese Wegezeitnichts zu bekommen, sorge für immer mehr Unmut und Ärger unter den Bauarbeitern. Die Wegezeit sei für einen Großteil der Baubeschäftigten im Kreis längst zu einem „wunden Punkt“ geworden, so die IG BAU.
IG Bau wird Wegezeit auf den Verhandlungstisch packen
Trotzdem hätten die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe zur Wegezeit kein Angebot auf den Tisch gelegt. Die IG BAU werde jedoch nicht lockerlassen: „Gerade auch nach den Erfahrungen, die viele Baubeschäftigte in der Corona-Pandemie gemacht haben und nach wie vor machen müssen, wird die IG BAU die Wegezeit in der bevorstehenden Schlichtung wieder auf den Verhandlungstisch packen.“ Dies wird voraussichtlich in der letzten Augustwoche der Fall sein.
Im Fokus der Verhandlungen steht dann auch die Lohnforderung der IG BAU: ein Plus von 6,8 Prozent, mindestens jedoch 230 Euro pro Monat mehr für die Baubeschäftigten. Darüber hinaus sollen Azubis aller Ausbildungsjahre 100 Euro zusätzlich im Monat erhalten. „Mehr Arbeitsschutz und mehr Lohn – das hat der Bau verdient.“
Hier geht es zu den Corona-Arbeitsschutz-Standards der IG BAU: www.igbau.de/Informationen-zu-Corona
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