Witten. Der EN-Kreis hat bislang keine Möglichkeit zu kontrollieren, wer aus Risikogebieten zurückkommt. Das bereitet dem Leiter des Krisenstabs Sorgen.
Wer nach einem Urlaub in einem Corona-Risikogebiet wie etwa der Türkei nach Deutschland zurückkehrt, muss sich beim Gesundheitsamt melden und entweder einen negativen Test vorlegen oder für 14 Tage in Quarantäne. Das ist die Vorschrift. Wer sich nicht daran hält, dem drohen empfindliche Strafen von bis zu 25.000 Euro. Allerdings nur theoretisch. Denn die Einreise zu kontrollieren, ist praktisch kaum möglich. Das bereitet dem EN-Kreis Sorgen. „Uns wäre ein anderes Verfahren lieber gewesen“, sagt Ordnungsdezernent Michael Schäfer.
Wenn das Land jetzt plane, an den Flughäfen Testzentren einzurichten, dann sei es damit nun „ein bisschen spät dran“, so Schäfer, der auch der Leiter des EN-Krisenstabes ist. Besser wäre es seiner Meinung nach gewesen, wenn das Verfahren schon am Ende des Schuljahres festgestanden hätte. „Jetzt ist schon mehr als die Hälfte der Ferien rum, viele sind längst wieder zu Hause.“
EN-Kreis hätte sich mehr Informationen für Gesundheitsämter über Reiserückkehrer gewünscht
Der Dezernent hätte sich gewünscht, dass die Gesundheitsbehörden automatisch Informationen über die Reiserückkehrer bekommen hätten. „Dann hätten wir den Überblick behalten, wer von wo kommt und mit wie vielen wir rechnen müssen“, so Schäfer. Nicht nur aus der Türkei – auch von den Partymeilen auf Mallorca oder vom Goldstrand in Bulgarien. „Das ist zwar derzeit kein Risikogebiet. Aber wenn man die Bilder sieht, weiß man: Das Potenzial dafür ist da.“
Ein paar Hundert Menschen haben sich zurückgemeldet
Dieser gewünschte Überblick aber fehlt dem Kreis. Nur ein paar hundert Menschen zwischen Breckerfeld und Witten haben sich bislang ordnungsgemäß telefonisch oder per Mail beim Kreis zurückgemeldet. Sie hatten bislang die Möglichkeit, beim mobilen Service des Kreises einen Covid-Abstrich machen zu lassen, um die vorgeschriebenen 14 Tage Quarantäne umgehen zu können. Doch seit dieser Woche wird der Service nicht mehr angeboten.
Die Einreiseverordnung des Landes sehe keine Tests durch die Gesundheitsämter vor, so die Begründung. Zudem habe das Land ja eine eigene Test-Strategie angekündigt. Schäfer: „Das wird auch langsam Zeit, wenn man noch Reisende erreichen will.“
Die Einstellung der Corona-Tests hat aber auch einen anderen, handfesten Grund. Die vielen Abstriche hätten zuletzt zu große Kapazitäten der Mitarbeiter des Kreises und der Hilfsorganisationen gebunden, heißt es. Kapazitäten, die sich der Kreis auf Dauer nicht leisten könne. „Wenn die Schule wieder startet und die Tests für die Lehrer kommen, werden wir die Ressourcen noch brauchen.“ Das werde eine große Herausforderung für den Kreis.
Test am Flughafen oder beim Hausarzt machen lassen
Wer bewusst in ein Risikogebiet fahre, der müsse nun einmal auch die Konsequenzen tragen, meint Schäfer. Er rät daher allen Reiserückkehrern aus Risikogebieten – der Türkei, auch über 100 anderen Ländern –, schon bei der Ausreise am Flughafen einen Test machen zu lassen. Das werde vielerorts angeboten. Der negative Abstrich dürfe allerdings maximal 48 Stunden alt sein. All jene, bei denen das nicht möglich war, könnten den Test auch noch zu Hause bei seinem Hausarzt vornehmen lassen. „Termin machen, Abstrich machen, Ergebnis dem Gesundheitsamt melden: Sache erledigt“, erklärt Schäfer. Zumindest wenn das Ergebnis negativ sei.
Land will am Freitag Details nennen
Reisende aus sogenannten Risikogebieten im Ausland sollen künftig unmittelbar nach ihrer Rückkehr in Deutschland auf das Coronavirus getestet werden. Dazu sollen an Flughäfen Teststellen eingerichtet werden. Eine entsprechende Empfehlung haben die Gesundheitsminister der Bundesländer am Mittwoch bei einer Schaltkonferenz beschlossen.
Die Tests seien dann verpflichtend, hieß es. Details über die Tests und das Verfahren sollen erst auf einer erneuten Gesundheitsminister-Runde am Freitag (23.7.) besprochen werden.
Wer keinen Test machen will, der muss 14 Tage zu Hause bleiben und sollte sich dann auch nicht auf der Straße erwischen lassen. Die Namen der Reiserückkehrer in Quarantäne werden den Städten gemeldet, sie sind für die Kontrolle zuständig. Bislang, so versichert Schäfer, hätten die Städte aber keine Verstöße gemeldet.
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