Witten. Der Kahlschlag der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof trifft auch den Standort Witten. Die hiesige Filiale soll schließen.
Der ums Überleben kämpfende Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 62 seiner insgesamt 172 Filialen in Deutschland schließen. Nach Informationen unserer Redaktion aus Unternehmenskreisen steht auch der Standort Witten auf der Streichliste des Konzerns. Betroffen wären von der Schließung in Witten rund 40 Mitarbeiter.
Um 14.30 Uhr am Freitagmittag hat in der Filiale an der Bahnhofstraße eine Betriebsversammlung stattgefunden. Bei dieser wurden die Mitarbeiter informiert. Für den Rest des Tages soll die Filiale nun geschlossen bleiben.
Nach einer am Donnerstag erzielten Vereinbarung zwischen Unternehmensführung, Gewerkschaft und Betriebsrat können die Betroffenen für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft wechseln. Deutschlandweit droht laut der Gewerkschaft Verdi rund 6000 Angestellten der Verlust des Arbeitsplatzes.
Wittener Bürgermeisterin von Nachricht überrascht
Mit großem Bedauern hat Bürgermeisterin Sonja Leidemann die Hiobsbotschaft aufgenommen. „Ich bin in Gedanken bei den Mitarbeitern“, so das Stadtoberhaupt. Das Warenhaus sei immer ein Ankerpunkt für die Stadtentwicklung gewesen. „Das muss man jetzt ganz neu denken.“
Am Morgen habe sie noch mit dem hiesigen Geschäftsführer Oliver Klein gesprochen. „Da hieß es, die Geschäfte in Witten liefen gut.“ Daher sei sie von der Nachricht der Schließung auch sehr überrascht gewesen. Gegenüber unserer Redaktion wollte sich Klein bislang nicht äußern.
Mehr Dienstleistungen und mehr Wohnungen in der Innenstadt ansiedeln
Eine Verödung der Innenstadt will die Bürgermeisterin als Folge des Wegfalls von Kaufhof aber nicht akzeptieren. „In jeder Krise liegt auch eine Chance“, so Leidemann. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.“
Mehr Dienstleistungen, vor allem im Bereich Gesundheitswesen, könnten künftig in der City angesiedelt werden. Mit den geplanten Neubauten am Kornmarkt und an der Breite Straße würde sich die Innenstadt zudem als attraktiver Wohnort neu aufstellen. „Wir haben einige gute Anknüpfungspunkte“, so die 60-Jährige.
Wegfall von Galeria Kaufhof für die Standortgemeinschaft „eine Katastrophe“
Als „Katastrophe“ empfindet Angelika Bilow-Hafer von der Standortgemeinschaft Witten-Mitte die Schließung des Kaufhauses in der Fußgängerzone. „Galeria ist eine Institution und gehört unbedingt zu Witten“, so die Geschäftsfrau. Kaufhof habe sehr viel dazu beigetragen, die Innenstadt attraktiv und lebendig zu halten.
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Auch für die Bürger sei das ein großer Verlust. Schließlich habe das Warenhaus ein breites Sortiment angeboten. „So viele kleine Läden können wir gar nicht nach Witten holen, um da zu ersetzen“, so die 54-Jährige. Sorge bereitet ihr der drohende Leerstand in dem prominent platzierten Gebäude. Eine so große Schaufensterfläche ohne Dekoration und Beleuchtung wäre auch eine „emotionale Katastrophe“ und würde Unwohlsein ausstrahlen, fürchtet sie.
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„Jetzt sind wir alle gefragt“, blickt Bilow-Hafer in die Zukunft. Jeder einzelne müsse sich nun fragen, was er beitragen könne, damit die Innenstadt weiterlebt. Galeria Karstadt Kaufhof hat auch die Tiefgarage unter dem Rathausplatz gepachtet und bewirtschaftet. Auch wie es hier nun weitergeht, ist ungewiss.
Wittener Standort von Galeria Kaufhof wackelte schon oft
Immer wieder wackelte der Standort Witten in den letzten Jahren. 2016 war der Mietvertrag für das imposante Gebäude in bester Innenstadtlage verlängert worden. Mitte 2017 ging das Gebäude dann an die Sallergruppe aus Weimar. Gemeinsam mit dem Mieter wolle man an einem Zukunftskonzept für die Immobilie arbeiten, hieß es damals seitens des Immobilienkonzerns.
Auch vor dem Hintergrund der geplanten Fusion der Warenhausketten Kaufhof und Karstadt herrschte 2018 Sorge um den Fortbestand des Standorts Witten. Damals hatte die Kölner Kaufhof-Zentrale ihre Wittener Filiale noch als „sehr gut aufgestellt“ bezeichnet.
Nach Darstellung der Warenhauskette ist die Schließung von mehr als einem Drittel der Warenhäuser der einzige Weg, um das Unternehmen zu retten. Die betroffenen Filialen hätten angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise keine Fortführungsperspektive mehr und bedrohten die Existenz des Gesamtkonzerns. Auch in Essen, Dortmund und Iserlohn schließen Galeria-Filialen.
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