Eine Wittener Innenstadt ohne Galeria Kaufhof? Das können sich viele nicht mehr vorstellen, gilt das Kaufhaus doch als zentraler Anker in der Bahnhofstraße. Umso intensiver war immer wieder über den möglichen Abgang spekuliert worden. Jetzt ist klar: Kaufhof bleibt.

Auf Anfrage stellt Filialchef Oliver Klein jetzt klar: „Unser Unternehmen hält am Standort Witten fest und bekennt sich dazu.“ Der Mietvertrag in der 1A-Lage der Fußgängerzone wurde verlängert, wie der Geschäftsführer bestätigte, und zwar „um mehrere Jahre“. Näher wollte er darauf nicht eingehen. Es soll sich aber um eine Verlängerung bis zum Jahr 2020 handeln – womit erst mal Ruhe in der „Spekulationskiste“ sein dürfte.

Immer wieder hatte Kaufhof die Stadt spüren lassen, dass er nicht zufrieden ist mit der Stadtentwicklung: Noch 2014 hatte Kaufhof etwa eine „unzeitgemäße Stadtmöblierung“, Abwertungsprozesse wie Leerstände und die mangelnde Nutzung des Rathauses angemahnt. Nicht zuletzt die Stadtgalerie ist seit einigen Jahren ein Konkurrent des Kaufhauses – als umso wichtiger für Kaufhof gilt eine lebendige obere Innenstadt.

Online-Handel als Chance

Bei seiner Kritik ließ der Kaufhaus-Riese seinerzeit offen, ob man bleiben oder davonziehen werde – ein Druckmittel gegenüber der Stadt. Denn die weiß, was sie an dem Traditionskaufhaus (früher „Horten“) hat. „Wenn Kaufhof verschwinden würde, hätten wir in der oberen Innenstadt mit Sicherheit weniger Besucher“, betont Stadtmarketing-Geschäftsführerin Inge Nowack.

Wie andere Kaufhäuser befindet sich Kaufhof in zunehmender Konkurrenz zum Online-Handel. Darin liege auch eine Chance, meint Klein. „Wir sehen einen Vorteil in der Verknüpfung von Online-Services und stationärem Geschäft.“ Kunden könnten im Internet sehen, ob ein Produkt in der Filiale erhältlich sei. Zudem setze man verstärkt Tablets bei Beratungen ein. „Wenn der stationäre Handel Stärken wie Beratung, Service und Erlebnis ausspielt, bleibt er attraktiv für Kunden.“ Allen Unkenrufen und der Gesamtsituation der Branche zum Trotz sieht Klein Kaufhof in Witten „auf einer soliden wirtschaftlichen Basis“.

Durch die Anstrengungen der Stadt – Umgestaltung der Bahnhofstraße, Belebung des Rathausplatzes und Sanierung des Rathauses – hat sich die Kaufhof-Kritik mittlerweile etwas abgeschwächt. „In Witten hat sich die Situation bezüglich Leerstand auf den aktuellen Hauptlaufwegen stark verbessert“, zeigt sich der Filialchef zufrieden.

Lob für gastronomisches Angebot

Oliver Klein freut sich auch über gastronomische Angebote wie „Extrablatt“ und „Cafe del Sol“. Verständlich, bringen sie doch mehr Leben in die Wittener Innenstadt. Das gleiche gilt für die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Bahnhofstraße. Dennoch: Für die „Erhöhung der Aufenthaltsqualität“ in der Stadt würde er sich „attraktive und begrünte Ruhezonen“ wünschen. Wichtig sei auch „eine gute Erreichbarkeit der City durch gut ausgebaute Zufahrtsstraßen. Hier gilt es, die weiteren geplanten Maßnahmen zeitnah und autofahrerfreundlich umzusetzen“.