Witten. Es verspricht spannend zu werden: Die Werkstadt und das Kulturforum planen für die Ferien Blind-Date-Veranstaltungen mit Wittener Künstlern.

Ende März hatte sich die Wittener Werkstadt mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit gewandt. Die Werkstadt schlug Alarm, befürchtete durch Corona das finanzielle Aus. Es wurde gespendet, vom Land floss eine Soforthilfe in Höhe von 25.000 Euro. Auch die Stadt habe ihre Förderung von jährlich etwa 300.000 Euro in Corona-Zeiten nicht gestrichen, sagt Werkstadt-Geschäftsleiter Christian Adams. „Das alles hilft uns bis in den Herbst.“ Jetzt arbeitet Adams gemeinsam mit dem Kulturforum an einem Kulturprogramm für die Sommerferien - von Wittenern für Wittener.

Corona hat auch die Wittener Kultur, die Wittener Künstler in den vergangenen Monaten kalt erwischt. Es fand nichts statt, es wurde nichts verdient. Beängstigend, existenzbedrohend - nicht nur für die Werkstadt. Diese könnte jetzt ihren großen Saal, in dem in normalen Zeiten 320 Menschen sitzen können, wieder für Veranstaltungen nutzen. „Aber das macht wirtschaftlich für uns keinen Sinn“, erklärt Adams. Denn der Saal könne - bei Wahrung eines Mindestabstandes von jeweils 1,50 Meter - nur 50 bis 60 Zuschauern Platz bieten. Daher will Christian Adams etwas machen, „das geht“ - und zwar mit Künstlern aus Witten.

Eine kulturelle Überraschung, auf die sich Neugierige einlassen müssen

Nicht nur Jasmin Vogel, seit Oktober 2019 die neue Chefin des Wittener Kulturforums, ist von diesem Projekt begeistert. Schließlich biete ein solches Angebot auch die Gelegenheit, die Kulturstätten der Stadt noch einmal ganz neu zu entdecken. Und zwar auf eine noch nie dagewesene Weise. Die Kultur-Events, die derzeit zusammengestellt werden, werden Blind-Date-Veranstaltungen sein. Interessierte werden erst am Tag der Veranstaltung darüber informiert, wo das Programm stattfindet und um was es sich handelt. Eine kulturelle Überraschung, auf die sich Neugierige einlassen müssen.

Seit Mitte März findet im großen Saal des Wittener Saalbaus keine Kultur mehr statt. Kulturforums-Chefin Jasmin Vogel denkt darüber nach, wie man ein Kultur-Programm auch in Corona-Zeiten sichern kann.
Seit Mitte März findet im großen Saal des Wittener Saalbaus keine Kultur mehr statt. Kulturforums-Chefin Jasmin Vogel denkt darüber nach, wie man ein Kultur-Programm auch in Corona-Zeiten sichern kann. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Mit von der Partie sind neben der Werkstadt, dem Saalbau und Haus Witten - als Spielstätten - unter anderem die Ruhrbühne, die Evangelische Pop-Akademie, der Unicat-Club, die Projektfabrik im ehemaligen Café Leye, das Symphonische Blasorchester Witten „BloW“, das Roxi im Wiesenviertel, das Kukloch in Stockum und auch Kultur auffem Hügel in Heven. Christian Adams hofft, dass die erste Veranstaltung am 10. Juli über die Bühne gehen kann

Saalbau-Veranstaltungen auf den Herbst und auf 2021 verschoben

Auch Jasmin Vogel ist sich sicher, dass die Corona-Krise die Kulturschaffenden und die Kulturstätten noch lange beschäftigen wird. Sie betont, dass die Sommer-Veranstaltungen auch ein Experiment seien, wie Kultur unter Corona-Bedingungen stattfinden könne. „Die Frage ist ja: Wie können wir für Witten langfristig ein gutes Kulturprogramm sicherstellen?“

Im Saalbau finden derzeit nur kleine Tagungen, aber keine Kultur-Veranstaltungen statt. Wer Veranstaltungskarten gekauft habe, könne sein Geld zurückbekommen, wenn er dies wünsche. Allerdings sei das nur möglich, wenn die Karten über die Saalbaukasse, beziehungsweise über den Online-Ticketshop des Kulturforums erworben worden seien, sagt Jasmin Vogel. „Wir haben die geplanten Veranstaltungen erst einmal auf den Herbst, beziehungsweise sogar ins nächste Jahr verschoben.“

>>> Tickets soll es nur online geben

Wenn das Programm für die Blind-Date-Veranstaltungen in den Sommerferien steht, werden die Karten ausschließlich über den Online-Ticketshop des Kulturforums verkauft.

Das Kulturforum plant derzeit für die Sommerferien auch noch ein eigenes Programm für Kinder und Jugendliche. Jasmin Vogel geht davon aus, dass in diesem Jahr viele Familien ihre Ferien zuhause verbringen werden.