Witten. Durch die Schulschließungen ist der Jekits-Unterricht eingebrochen: Die Musikschule Witten warb vor dem Saalbau für ihren Instrumentalunterricht.
Schräg blasen hilft, empfiehlt ein Musiklehrer den Kindern. Und prompt entlocken sie leise Töne aus diesen improvisierten Instrumenten: ungekochte Nudeln. Denn echte Blasinstrumente können aufgrund der aktuellen Hygieneauflagen natürlich nicht ausgehändigt werden. Penne statt Pauken heißt es also an diesem Samstagvormittag (6.5.). Die Musikschule in Witten wirbt in eigener Sache – denn durch die Corona-Pandemie gibt es kaum noch Neuanmeldungen, etwa für den „Jekits“-Instrumentalunterricht an den Grundschulen.
Bei der Instrumentenvorstellung vor dem Saalbau können sich Kinder zum Beispiel an der Gitarre, am Schlagzeug oder am Keyboard austoben. Die Idee des Jekits-Programms: Musiklehrer stellen in den Grundschulen Instrumente vor oder vermitteln Tanz und Gesang. Bislang ist Jekits ein Erfolgsprojekt: An allen 17 Grundschulen Wittens wurde musiziert, 1400 Kinder nahmen teil. Doch das war vor der Corona-Krise. Denn bekanntlich mussten die Bildungseinrichtungen für Wochen schließen. Die Folgen spürten sie auch an der Musikschule. Die Anmeldungen für den Instrumentalbereich sind eingebrochen.
Musikschule unterrichtet wieder in den Wittener Schulen
„Ab nächste Woche versuchen wir wieder, Unterricht in die Schulen zu bringen“, kündigt der der Leiter der städtischen Musikschule, Michael Eckelt, an. Allerdings stehen direkt danach die langen Sommerferien an. Daher herrscht Ungewissheit, so Eckelt: „Wir wissen ja noch nicht, was nach den Ferien stattfindet.“ Die Musikschule muss daher improvisieren. Familien können daher an diesem Samstag bei der Freiluft-Instrumentenvorstellung und Beratung vorbeischauen. Auch Kostproben gibt es zu hören, etwa Queens „We will rock you“. Der Radio-Ohrwurm ist jedem bekannt, der Rhythmus zugänglich. „Das haben wir in einer Stunde fertig“, erzählt Martin Martmöller, Koordinator des Jekits-Programms.
Keine Sorgen über Finanzierung
Denn das gehöre zur Philosophie: Die Schüler sollen nicht wochenlang alleine am Instrument üben, sondern direkt zusammenkommen. „Das Wichtigste ist, dass Sämtliches im Ensemble läuft“, empfiehlt Martmöller. Dieser Erwerb von Team- und Sozialkompetenzen soll nebenbei spielerisch vermittelt werden, das betont auch Eckelt: „Man soll aufeinander zugehen und Freundschaften bereichern.“ Eltern müssen sich keine Sorgen über die Finanzierung machen, wie der Leiter versichert: Falls der Unterricht nicht stattfindet, werde keine Rechnung gestellt. Für Kinder von Sozialhilfeempfängern werde die Förderung kostenlos übernommen (siehe Infobox).
Teilnahme teils kostenfrei
Jekits bedeutet „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“. Es ist ein kulturelles Bildungsprogramm für Grund- und Förderschulen in NRW.
Kostenfreie Teilnahme können Eltern beantragen, die auf Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder ähnliche Sozialleistungen angewiesen sind.
Einige Familien schauen in den Mittagsstunden vorbei. Daniela ist mit einer Freundin und ihrem Kind vor Ort. „Musik gehört wie Sport dazu“, meint die junge Mutter. Für ihr Kind wünscht sie sich wieder mehr Aktivitäten mit anderen. „Das ist durch Corona alles zu kurz gekommen.“
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Aber diese Zeit ist für die Kleinsten endlich vorbei. So versammeln sich einige neugierig, um einen Eindruck von der Gitarre zu kriegen. Ein Musiklehrer zeigt, wie es geht. Die Kinder probieren es dann selbst. Der fünfjährige Jonathan begeistert sich dagegen für eine Trompete. Ihm wird gezeigt, wie es geht. Zumindest theoretisch. Denn an diesem Tag müssen sie noch mit Nudeln improvisieren.