Witten/Bochum. Comedy im Autokino? Ja, das geht gut, erklärt Ingo Appelt im Interview. Sein Auftritt in Witten wurde allerdings verboten.
Langsam müsste er den Kemnader See kennen. Vor zwei Wochen war Ingo Appelt (53) schon einmal da, mit einigen Kollegen bei „Lachen am Lenkrad“. Jetzt wollte der Comedian noch einmal solo zum WAZ-Autokino kommen und 90 Minuten lang mit Humor gegen den Corona-Frust ankämpfen. Doch dann wurde die Comedy-Veranstaltung kurzfristig von der Stadt verboten. Das folgende Interview mit Appelt hatten wir vor der plötzlichen Absage geführt.
Hallo Herr Appelt, wie geht es Ihnen in dieser seltsamen Zeit?
Appelt: Danke der Nachfrage, dank der Autokinos ganz gut. Das Thema Corona beschäftigt uns alle ja doch mehr, als wir wahrhaben wollen. Tatsächlich hatte auch ich Panikattacken und Albträume von Auftritten ohne Zuschauer. Dass ich jetzt wieder auftreten kann, ist für mich Bewältigungstherapie und Aggressionsabbau zugleich. Ich war davor wirklich sehr unleidlich. Nach einem Auftritt bin ich friedlicher und häuslicher – das sagt auch meine Frau… So ein Auftritt ist einfach Methadon für einen Humorsüchtigen wie mich.
Aber ist Autokino wirklich ein Ersatz für normale Auftritte?
Also, ich find es ja super. Und ich glaube, ich kann das auch ganz gut. Das geht nicht allen Kollegen so. Manche mögen es nicht, in Autokinos aufzutreten. Mir hat es bisher immer richtig Freude gemacht.
Wie kann das Freude machen – vor einem Haufen Autos aufzutreten?
Nein, so ist das ja nicht. Ich nehme schon Kontakt zum Publikum auf. Ich laufe zwischen den Wagen rum, ich mache Selfies mit den Fans – immer mit Abstand natürlich, gar nicht so einfach – und gebe auch Autogramme. Auf der Bühne kriege ich ebenfalls was mit. Was mir auch hilft, ist meine jahrelange Erfahrung als Radio-Moderator. Da redet man ja auch und kriegt kein Feedback. Also: Ich sabbel, weil ich es kann. Mir scheint das zu liegen.
Das klingt nach mehr als „Wir machen das Beste draus“...
Ja, ich finde es gerade nicht frustrierend. Die Corona-Zeit ist zwar befremdlich, anders als gewöhnlich. Aber es ist eben eine Ausnahmesituation. Da ist manches anders. Vieles ist im Aufbruch, es herrscht gerade so eine Goldgräberstimmung. Die nehme ich für mich an. Wie mit den Autokinos. Ich bin total happy, dass das möglich ist. Ich hatte vorher schon angefangen, vor Frust im Park Bäume zu umarmen.
Was hat Ihnen denn am meisten gefehlt?
Das Gefühl, gebraucht zu werden. Der Kontakt zu den Menschen. Das ist es doch, was meinen Job ausmacht. Dass einer nach dem Auftritt kommt und sagt: „Danke, das hat mir gefehlt, ich habe lange schon nicht mehr so gelacht.“
Was erwartet die Zuschauer am Montag denn nun im Autokino am See?
Also, wir können nicht so früh anfangen, erst wenn es dunkel wird. Wir arbeiten da ja mit einem richtigen Kino-Projektor. Also vermutlich so gegen 21.30 Uhr. Ich weiß, das ist spät, sorry. Ich darf dann 90 Minuten auftreten. Der Sound in den Autos kommt übers Radio, der ist super, besser als im Theater, quasi als ob Sie neben mir auf der Bühne stehen.
Einlass bereits ab 20 Uhr
Ingo Appelt kommt am Pfingstmontag, 1. Juni, nach Heveney ins Autokino am Kemnader See. Der Auftritt beginnt gegen 21.30 Uhr, Einlass ist ab 20 Uhr.
Karten zum Preis von 29,95 Euro pro Person gibt es online unter autokino-kemnadersee.de. Dort können auch Snacks und Getränke für den Abend bestellt werden.
Ja, aber ich meinte eigentlich eher inhaltlich...
Weiß ich nicht, ich habe noch keinen Plan, keine Idee. Vermutlich eine Mischung aus Best of Appelt und Corona-Bashing. Es geht ja schließlich darum, mal für anderthalb Stunden den Frust aus den Backen zu lassen. Ich gehe jedenfalls ohne Konzept auf die Bühne. Ich habe vier Stunden Programm im Kopf. Was ich davon mache, hängt von meiner Stimmung ab. Vielleicht nehme ich die Verschwörungstheoretiker aufs Korn oder die Politiker, vielleicht mache ich aber auch mehr was Persönliches. Mal sehen. Ich mache jedenfalls aus der Angst Wut und aus der Wut Comedy. Denn Humor muss sein in dieser Zeit. Humor ist systemrelevant.
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