Witten. 395 Jugendliche suchen in Witten noch einen Ausbildungsplatz. Das ist in diesem Jahr schwieriger. Doch freie Stellen gibt es bislang genug.

Im Spätsommer wollen auch in Witten viele Jugendliche den ersten Schritt in ihre berufliche Zukunft machen. 776 Bewerber zählt die Bundesagentur für Arbeit (BA) für das kommende Ausbildungsjahr für die Geschäftsstelle Witten (inkl. Wetter und Herdecke). Von diesen haben bislang rund die Hälfte einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Doch durch die Corona-Krise finden die übrigen Bewerber und Firmen nun langsamer zusammen.

„Die Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt sind aber gar nicht so dramatisch, wie es der Arbeitsmarkt vermuten lässt“, sagt Ulrich Brauer, Pressesprecher der BA Hagen. Die Berater der Bundesagentur würden zwar eine große Verunsicherung seitens der Arbeitgeber feststellen. „Aber nur in sehr seltenen Fällen sind bereits gemeldete Ausbildungsplätze wieder zurückgezogen worden“, so Brauer. Insgesamt sei es in den letzten Wochen auf dem Ausbildungsmarkt aber sehr ruhig geworden.

BA: Vermittlung von Ausbildungsplätzen kann sich in Witten bis in den August ziehen

Auch wird es dieses Jahr wohl etwas länger dauern, bis die verbliebenen 395 Bewerber nun ihre Unterschrift unter einen Ausbildungsvertrag setzen können. Sonst erfolgt der Endspurt auf verbliebene Stellen meist im Mai und Juni. Dieses Jahr könnte sich das aber in den Juli und sogar August verlagern, so Brauer. Dennoch ist man seitens der Bundesagentur zuversichtlich, dass auch im Krisenjahr nicht mehr Jugendliche unversorgt bleiben werden als sonst.

Insgesamt gibt es im kommenden Ausbildungsjahr in Witten, Wetter und Herdecke 727 Lehrstellen, von diesen sind bislang noch 436 unbesetzt. Das Verhältnis von Suchenden und angebotenen Ausbildungsplätzen ist dabei relativ ausgewogen. Auf 100 Bewerber kommen 93,7 Stellen.

IHK sieht in der Krise auch Chancen für Unternehmen

Auch die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet blickt verhalten positiv auf die kommenden Monate. Bislang sei die Zahl der Ausbildungsverhältnisse nicht eingebrochen, sagt Geschäftsführerin Kerstin Groß. Eine Prognose sei zu diesem Zeitpunkt aber schwierig. „Die Signale aus der Unternehmerschaft sind aber zuversichtlich“, so Groß. Das gelte selbst für gebeutelte Branchen wie die Gastronomie. „Es wird ganz viel möglich gemacht.“

Die Krise berge sogar Potenzial für Firmen: Viele Abiturienten, die sonst nach dem Abschluss für ein Jahr ins Ausland gehen, müssen in diesem Jahr zuhause bleiben – und stehen somit theoretisch dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung. „Das ist eine Riesen-Chance für Unternehmen, diese Gruppe anzusprechen.“

Problem des Matching bei Lehrstellen

Für die nun anstehende Bewerbungsphase bleibt aber das Problem des „Matching“: Oft passen Bewerber und offene Stellen nicht zusammen. So kommen etwa in Witten auf 44 unbesetzte Stellen im Gesundheitsbereich 46 Jugendliche, die in dieser Branche tätig werden wollen. Was sich ausgeglichen anhört, muss in der Praxis aber nicht dazu führen, dass auch wirklich all diese Stellen besetzt werden. „Es scheitert mal an den Noten, mal an den gegenseitigen Erwartungen“, so Ulrich Brauer von der Arbeitsagentur.

BA hilft telefonisch bei der Ausbildungsplatzsuche

Die BA Hagen unterstützt Jugendliche auch in Corona-Zeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Rat und Hilfe gibt es individuell am Telefon unter der neu eingerichteten Hotline 02331 / 202-450.

Zu Beginn des letzten Ausbildungsjahres im September 2019 hatten in Witten, Wetter und Herdecke 61 junge Menschen keine Lehrstelle gefunden. 94 Ausbildungsplätze waren unbesetzt.

Laut IHK bilden in Witten derzeit 186 Unternehmen aus.

Viele offene Stellen gebe es in Witten derzeit etwa noch im Handel (96) und im Verarbeitenden Gewerbe (96), davon entfallen 54 Stellen auf das Baugewerbe, 28 auf Maschinenbau. Auch würden viele Freiberufler wie Anwaltskanzleien oder Steuerberater ausbilden. Keine Hoffnungen können sich Jugendliche aber im Öffentlichen Dienst und bei Banken machen. „Da ist schon alles voll“, so Brauer.

Im EN-Kreis gibt es die meisten offenen Ausbildungsplätze in diesen Berufen: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (59), Verkäufer (36), Industriekaufmann (32), Zerspanungsmechaniker (28), Zahnmedizinische Fachangestellte (28), Industriemechaniker (27) und Mechatroniker (26).

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